Alpine-Krise: So plant Oliver Oakes die Trendwende

Alpine will raus aus der Krise
„Nächste sechs Monate extrem wichtig“

Es war der sprichwörtliche Sprung ins kalte Wasser. Mitten in der Saison wurde Oliver Oakes von seinem Job als Boss eines kleinen Formel-2-Teams entfernt und ans Ruder eines Rennstalls in der Königsklasse gesetzt. Seit dem Ende der Sommerpause muss der erst 36-Jährige nun versuchen, das leckgeschlagene Alpine-Team wieder seetüchtig zu machen.

Mit zwei Punkten beim ersten Rennen in Zandvoort gelang der Start auch ganz ordentlich. In Monza, Baku und Singapur ging es dann aber von einer Pleite zur nächsten. "Ich weiß, dass es für die Fahrer frustrierend ist. Ich möchte an den Sonntagen auch nicht auf der Strecke herumrollen, ohne dass es etwas gibt, um das man kämpfen kann", nahm Oakes seine Piloten in Schutz.

Einen Grund für die schwache Performance sieht der Teamchef in den fehlenden Upgrades: "Zu Beginn der Saison gab es einige Verzögerungen. Dadurch hinken wir bei der Weiterentwicklung hinterher. Wir hatten gehofft, dass wir diese Rennen mit dem alten Paket einigermaßen überleben können. Bis zum Saisonende wollen wir aber zeigen, dass wir noch an Performance zulegen können."

Oliver Oakes & David Sanchez - Alpine - F1 2024
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Kampf um P8 gegen Williams

Alpine ist in der Teamwertung mittlerweile hinter Williams auf Rang neun zurückgefallen. Eine Position weiter vorne oder hinten kann auch im Hinterfeld der Königsklasse schnell mal einen Unterschied von zehn Millionen Euro an Einnahmen aus den F1-Prämientöpfen ausmachen. Es lohnt sich also zu kämpfen. Drei Punkte fehlen den Franzosen aktuell auf den direkten Konkurrenten.

Williams hinterließ zuletzt einen deutlich stärkeren Eindruck. Doch Oakes gibt das Duell noch nicht verloren: "Das ist ein großer Kampf, auch wenn er sich im hinteren Ende der Tabelle abspielt. Wir hinken aktuell leider etwas zurück. Wir wollen den Kampf aber auf jeden Fall bis Abu Dhabi offen gestalten und uns den Platz zurückholen. Aktuell sind wir aber einfach nicht gut genug."

Oakes hat aber nicht nur die letzten sechs Rennen dieser Saison im Fokus, sondern muss auch schon die Weichen für die Zukunft stellen. Das Alpine-Team hat höhere Ansprüche als den Kampf um WM-Rang acht. 2023 konnte man immerhin noch um Podiumsplätze fahren. Die Saison 2022 beendete man auf Rang vier im Konstrukteurspokal. In diese Regionen will man nun so schnell wie möglich wieder zurückkehren.

Oliver Oakes & Flavio Briatore - Alpine - F1 2024
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Blick auf kommende Saison

"Wenn man realistisch ist, sollte sich zwischen der aktuellen Situation und dem Ende der Saison nicht mehr drastisch viel ändern", bedauert Oakes. "Umso wichtiger ist es, wie gut wir in die kommende Saison starten. Ich bin da sehr zuversichtlich. Wir haben ja nicht vergessen, wie man ein gutes Rennauto baut. Wir haben erfahrene Piloten, die ein Auto weiterbringen können. Wir müssen Ihnen einfach eine bessere Basis zur Verfügung stellen."

Der Teamchef weiß, dass er nun die Richtung vorgeben muss: "Die nächsten sechs Monate sind eine extrem wichtige Phase. Wir treffen die Entscheidungen für 2025, die sich dann aber auch auf die Entwicklung für 2026 auswirken. Da kommt es darauf an, wie man seine Ressourcen richtig verteilt. Ich muss zugeben, dass ich vor meinem Start noch etwas naiv war, welche Kompromisse man ständig eingehen muss."

Dass es eine große Aufgabe sein würde, habe Oakes aber schon vorher gewusst: "Das hat schlechte und gute Seiten. Schlecht ist natürlich, dass ich direkt von Beginn an alle Hände voll zu tun hatte. Aber gut ist, dass man Dinge schnell verbessern kann. Ich merke aber leider gerade, dass manches doch etwas mehr Zeit braucht. Da braucht man Geduld. Und man muss Vertrauen aufbauen. Dieses Team hat in den letzten Jahren viel durchgemacht. Wir müssen jetzt sicherstellen, dass die nächsten Schritte sitzen."