Neuer Asphalt auf F1-Strecken: Kaum Verschleiß, wenig Action

Weniger Action durch neuen Asphalt
Bringen weichere Reifen mehr Spannung?

GP Japan 2025

In den letzten zehn Jahren wurden fast alle Formel-1-Strecken neu asphaltiert. Mal ganz, mal nur in Teilen. 2016 machte der Red-Bull-Ring den Anfang. Zwei Jahre später folgte Barcelona. Monte Carlo machte es in drei Etappen: 2014, 2018 und 2023. Silverstone war 2022 an der Reihe.

Katars GP-Strecke von Losail bekam 2023 ein neues Asphaltband. In der vergangenen Saison mussten gleich fünf Strecken ihren Streckenbelag erneuern: Montreal, Spa, Monza, Austin und Interlagos.

In dem Stil geht es weiter. Shanghai erneuerte seinen in die Jahre gekommenen Asphalt komplett. Suzuka ließ die Baumaschinen zwischen der Schikane und der ersten Degner-Kurve auffahren. Das sind immerhin fast drei Kilometer. Der Rest könnte nächstes Jahr folgen.

Es geht in der Regel nicht darum, dass da jedes Mal Risse oder Schlaglöcher im Belag ausgebessert werden müssen. Nach den FIA-Regularien liegt die Altersgrenze bei 15 Jahren. Meistens wird aber schon viel früher Hand angelegt. Weil auch die Teams und Pirelli ihre Wünsche haben. Mal ist der Asphalt zu rau, mal zu glatt, mal gibt es zu viele Bodenwellen. Die Perfektionsmaschinen auf Rädern verlangen auch nach einem perfekten Untergrund.

Asphaltierung - Shanghai International Circuit - Tilke - 2024
Tilke

Perfekter Belag für perfekte Autos

Doch muss das wirklich immer sein? Im Zuge der Nachhaltigkeitskampagne der Formel 1 ist das sicher kein zielführender Weg. Von den Kosten gar nicht zu reden. Gefühlt hätte es die Hälfte der Ausbesserungen gar nicht gebraucht. Ein paar Bodenwellen geben der Rennstrecke Charakter, machen die Arbeit am Lenkrad noch schwieriger, bringen Leben in ein Formel-1-Auto.

Und dann wird mit der Streckenkosmetik genau das konterkariert, was die FIA und das Formel-1-Management erreichen wollen. Abwechslungsreiche und spannende Rennen statt Prozessionen. Doch genau das passiert oft auf Strecken mit neuem Streckenbelag. Man erreicht damit höchstens, dass die Rundenzeiten immer schneller werden und in diesem Jahr wahrscheinlich alle Rekorde gebrochen werden. So wie das in Melbourne, Shanghai und Suzuka schon der Fall war.

Je ebener der Belag, desto mehr animiert es die Ingenieure, die Bodenfreiheit noch weiter abzusenken. Das bedeutet bei Groundeffect-Autos mehr Abtrieb. Dann setzen die Autos wieder häufiger auf oder sie werden instabil, wenn es die Ingenieure übertreiben. Die Fahrer beschweren sich noch lauter, was wiederum die nächste Renovierungswelle anschiebt.

Oscar Piastri - GP Japan 2025
Peter Fox via Getty Images

Neuer Asphalt, neue Rekorde

Die neuen Asphaltsorten erhöhen dramatisch den Grip. Im ersten Sektor von Suzuka fielen die Zeiten um zwei Prozent. Davon ging ein Prozent auf den technischen Fortschritt, das andere auf den neuen Streckenbelag. Je mehr Grip der Asphalt liefert, desto mehr Einstopp-Rennen wird es geben und desto schwieriger wird das Überholen, weil bei allen die Reifen länger halten und dann die Zeitunterschiede geringer werden. Das ärgert McLaren und freut Red Bull.

Wenn die Speed-Unterschiede im Rennen immer kleiner werden, wird kaum noch überholt. Suzuka hat es gezeigt. Man hätte ein Delta von 1,2 Sekunden gebraucht, um eine Überholchance zu haben. Insgesamt wurden in Suzuka lediglich 19 Platzwechsel gezählt. Beim GP Japan 2024 waren es noch 46 erfolgreiche Attacken. Auch Shanghai lag mit 30 Überholmanövern deutlich unter dem Vorjahr.

Die Rechteinhaber wünschen sich eher mehr als weniger Boxenstopps. Unterschiedliche Strategien bringen Abwechslung. Inzwischen sind aber die Rennen mit einem Reifenwechsel in der Überzahl. Selbst auf Strecken wie Shanghai oder Suzuka, auf denen Ein-Stopp-Taktiken lange unmöglich schienen.

Pirelli könnte die Lösung haben. Der italienische Reifenhersteller plant in Zukunft mit weicheren Reifenmischungen. Dazu müssen aber zwei Experimente funktionieren: In Miami und Imola geht Pirelli in diesem Jahr mit seinen Gummimischungen eine Stufe weicher. Beim GP Emilia Romagna feiert sogar der neue Superkleber namens "C6" Premiere. Geht der Versuch positiv aus, könnte das ein Trend für die Zukunft sein.