Lange hatte Mick Schumacher auf ein Cockpit in der Formel 1 und auf eine Rückkehr in die Königsklasse gehofft. Doch am Ende der Saison 2024 schlossen sich die letzten Türen. Das zukünftige Audi-Werksteam verpflichtete lieber Rookie Gabriel Bortoleto als zweiten Mann neben Nico Hülkenberg. Schumacher schaute wie in den beiden Saisons zuvor in die Röhre.
Zwei Jahre war der Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher Ersatzfahrer bei Mercedes. 2024 bekam er bei Alpine in der Sportwagen-WM (WEC) einen Platz und damit die Gelegenheit, wieder Rennen zu bestreiten. Bei den Franzosen sieht der Deutsche kurzfristig seine Motorsport-Zukunft. Die Hoffnung auf ein Comeback in der Formel 1 gibt er aber nicht auf. Das erklärte der 25-Jährige nun in einer Presserunde. "Der Traum lebt weiter, wenn ich Zeit habe, darüber nachzudenken."
Schumacher weiß aber, dass nach drei Jahren ohne Formel-1-Cockpit die Chancen verschwindend gering sind, dort noch einmal Fuß zu fassen. Der Fokus liegt nun auf der WEC mit Alpine. "Wenn ich im Auto sitze und bei der WEC bin, sind meine Gedanken zu 100 Prozent dort."
Der Rennfahrer hob auch die Bedeutung der Langstrecken-WM hervor. "Die Serie läuft so gut wie nie zu vor. Es gab noch nie so viele Autos wie jetzt. Es ist eine starke Serie und deshalb bin ich auch hier. Jedes Jahr, das ich hier verbringe, werden neue Schwerpunkte gesetzt und Dinge, die ich lerne. Die nehme ich dann in meinen Fahrerkoffer mit."

Abschied: Mick Schumacher ist 2025 nicht mehr Ersatzfahrer beim Formel-1-Team von Mercedes.
Keine Doppelrolle mehr für Schumacher
Viel gelernt hat Schumacher auch in seiner Zeit bei Mercedes. Dennoch hat er den Job als Ersatzfahrer bei den Silberpfeilen freiwillig aufgegeben. Die anstrengende Doppelbelastung fällt somit weg. Das begrüßt der 43-malige Formel-1-Starter. "Es war ein hartes Jahr. Bei dem es an vielen Wochenenden back to back ging. Es sind lange Tage gewesen. Am Ende des Jahres war ich schon müde. Dieses Jahr ist komplett anders. Ich kann mir mehr Zeit nehmen, um mehr im Simulator zu fahren und auch, um Alpine bei der Entwicklung des Autos zu helfen."
Dank seines Engagements als Alpine-Werksfahrer durfte Mick Schumacher 2024 auch erstmals beim legendären 24-Stunden-Rennen in Le Mans teilnehmen. Wie der ehemalige Haas-Pilot zugab, hatte er das Event etwas verkannt: "Le Mans ist für viele Rennfahrer ein Riesenrennen. Ich habe das am Anfang ein bisschen unterschätzt, was es den Leuten bedeutet, hier zu gewinnen und gut abzuschneiden."

Gemeinsam mit Nicolas Lappiere (links) und Matthieu Vaxivière (Mitte) feierte Mick Schumacher (rechts) in Fuji sein erstes WEC-Podium.
Le-Mans-Angriff mit Alpine
Beim ersten Auftritt an der Sarthe hatte Schumacher Pech. Nach einem verheißungsvollen Start ins Rennen gab noch vor dem Anbruch der Nacht der Motor des Alpine den Geist auf. "Persönlich lief das Rennen letztes Jahr leider kürzer als gedacht. Wir waren mit Ferrari, Toyota und Porsche eines der schnellsten Autos. Dieses Jahr freue ich mich darauf, einen neuen Versuch zu starten, gut abzuschneiden. Wir müssen mal schauen, was dabei dann rauskommt. Aber es ist auf jeden Fall eines der Highlights des Jahres."
Im weiteren Saisonverlauf 2024 gelang Schumacher mit seinen Teamkollegen Matthieu Vaxivière und Nicolas Lapierre im japanischen Fuji das erste Podium seiner WEC-Karriere. Schumacher konnte sich im Verlauf des Jahres spürbar steigern, wie er selbst bestätige: "Klar wurde es mit jedem Rennen einfacher für mich. Ich habe verstanden, was es braucht, um schnell mit dem Auto zu fahren. Es ist natürlich schon ein großer Unterschied zur Formel 1. Wir haben relativ wenig Abtrieb und ziemlich viel Gewicht. Dazu muss man einen Kompromiss beim Setup und bei der Sitzposition eingehen, weil drei Fahrer sich das Auto teilen."
Dieses Jahr bekommt Schumacher mit Frédéric Makowiecki und Jules Gounon zwei neue Teamkollegen. "Ich glaube, wir sind dieses Jahr in einer besseren Position, weil ich jetzt der kleinste Fahrer von uns drei bin. Das könnte mir etwas helfen, weil meine Beine im Auto dann ausgestreckt sind und nicht angewinkelt. Ich fahre lieber mit ausgestreckten Beinen als mit angewinkelten."

Mit Jules Gounon (links) und Frédéric Makowiecki (rechts) will Mick Schumacher (Mitte) 2025 in der WEC mit Alpine angreifen.
Die Stärken des Alpine A424
Alpine gab letztes Jahr mit dem A424 sein Debüt in der WEC. Die Franzosen bauten wie viele Konkurrenten ein Auto nach LMDh-Prinzip. Das Chassis liefert Oreca, der 3,4 Liter große Turbo-V6 stammt von Mecachrome und ist eine Überarbeitung des in der Formel 2 verwendeten Einheitsmotors des französischen Unternehmens.
Die Basis des Autos passte von Beginn an. Schumacher führte die Vorzüge des Renners aus: "Unsere Stärken sind, dass wir einen guten Top-Speed haben und mit dem Auto in den Kurven gut klarkommen. Es hat eine gute Balance zwischen Vorder- und Hinterachse."
Dennoch gibt es noch Raum zu Verbesserungen. "Es ist normal, dass wir hier und da noch Schwierigkeiten haben. Unser Paket ist noch frisch. Der Saisonauftakt in Katar ist erst unser neuntes Rennen. In so kurzer Zeit in unserer Position zu sein, ist sehr positiv. Es geht darum, auf den Sachen aufzubauen, die wir schon gut machen. Und die Sachen, die wir noch nicht so gut machen, verbessern. Damit wir an den Rennstrecken dann mit dem besten Paket ankommen und hoffentlich auf jeder Rennstrecke konstant schnell sein werden."