Mercedes fährt den eigenen Ansprüchen weit hinterher. In vier Rennen gab es keinen Sieg, keine Pole Position und nur zwei Podestplätze. Ferrari und Red Bull fahren den Silberpfeilen sowohl in der Qualifikation als auch im Rennen davon. Mercedes ist mit 77 Punkten zwar Dritter in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft. Doch zumindest auf eine Runde hat Mercedes nicht das drittschnellste Auto im Feld.
Statt mit den Topteams um Siege zu kämpfen, schlägt sich der Konstrukteurs-Abo-Weltmeister mit McLaren, Alfa Romeo, Alpine, Haas und Alpha Tauri herum. Imola war der Tiefpunkt. Beide Fahrer raus in Q2. Keine Punkte im Sprint. Ein vierter Platz von George Russell im Rennen dank herausragender Startrunde und ein 13. von Lewis Hamilton, der im DRS-Zug verhungerte.

Mercedes mit Experimenten
In Brackley dürften die Lichter nicht mehr ausgehen. Die Technikabteilung arbeitet fieberhaft daran, dem W13 das Rennen beizubringen. Beim fünften Saisonrennen in Miami wird man die ersten signifikanten Änderungen am Silberpfeil sehen. Das Auto mit den Startnummern 44 und 63 trägt einen neuen Frontflügel mit verändertem oberen Flap, einen jetzt geraden statt welligen Heckflügel und einen neuen Beam Wing. Das ist der untere Heckflügel. Für Mercedes geht es darum, die Effizienz des Pakets zu steigern und die Performance in Kurven sowie auf Geraden (Luftwiderstand) zu verbessern.
Dazu erfährt der Silberpfeil eine weitere Gewichtskur. In Imola vor zwei Wochen war das bereits der Fall. Mercedes war mit einem Übergewicht von rund 15 Kilo in die Saison gestartet. In Imola wurde im Fahrerlager von einem Gewichtsverlust von etwa fünf Kilogramm gesprochen. Der in Miami fällt nicht so hoch aus. Das größte Problem ist aber ein anderes. Und um das zu lösen, will Mercedes in den Trainings einige Experimente durchführen. Das Bouncing auf den Geraden bremst aus. Details verrät das Team nicht. Aber klar: Es geht um den Unterboden und die sensible Strömungskultur. Mercedes muss verhindern, dass sich der Unterboden zu stark auf den Asphalt saugt und es dann zum Springen kommt.
In erster Linie, so heißt es bei Mercedes, gehe es bei den Upgrades und den Experimenten um den Abgleich zwischen den Werkzeugen in der Fabrik und den Ergebnissen auf der Rennstrecke. Was das Papier verspricht, soll auch auf der Strecke ankommen. Teamchef Toto Wolff: "Seit unserer Rückkehr aus Italien haben wir so viel wie möglich aus dem Wochenende gelernt, und parallel dazu haben wir im Windkanal und in Simulationen weitere Erkenntnisse gewonnen. Wir haben mehrere Wege gefunden, um das Auto zu verbessern."

Humor bei Mercedes
Einfach ist es für Mercedes nicht. Das Reglement beschränkt die Arbeit in Windkanal und CFD am stärksten für das Weltmeisterteam. Sollten die Änderungen in Miami nicht fruchten, heißt das noch nicht, dass die noch junge Saison bereits gelaufen ist. Man habe mehrere Pläne für weitere Änderungen in den Schubladen. Es wäre aber ein Dämpfer. Den Humor hat man bei Mercedes in Krisen-Zeiten nicht verloren. Auf die Frage, welche Rundenzeit man in Miami erwarten könne, antwortet Teammanager Ron Meadows: "Vermutlich eine langsamere in der Realität als uns die Simulationen voraussagen." Das war das Thema der Saison: Auf dem Papier soll der W13 deutlich schneller sein als in der Wirklichkeit.