Die Statistik, die George Russell in der Medienrunde am Donnerstag in Katar ausgrub, überraschte ein wenig. Aber tatsächlich hat Mercedes mit vier Siegen nur einen weniger als McLaren in dieser Saison. Die Bilanz in 2024, in der man vor allem ab Kanada mit der Pole-Position von George Russell eine Auferstehung feierte, krönte man zuletzt mit einem Doppelsieg in Las Vegas.
Mercedes kann fliegen
Zugleich war es typisch für Mercedes, dass man ein Auf und Ab erlebte und nie so richtig wusste, wo man genau steht. Was sich in Las Vegas einmal mehr herauskristallisierte: Die Stärken entfaltet man eher bei kalten Bedingungen, bei einem Asphalt, der die Reifen sanft behandelt und wenn die Hinterreifen nicht zu stark beansprucht werden.
"Wenn unser Auto im richtigen Fenster ist, dann fliegt es", fasste Russell die Situation zusammen. Und er hat schon eine Vorstellung davon, wie der Nachfolger des W15 weiterentwickelt werden muss. "Wir müssen das Abtriebsfenster breiter gestalten. Da ist unser Auto zu sensibel und wir fallen recht schnell über die Klippe."

In Las Vegas feierte Mercedes einen Doppelsieg.
Matchbälle genutzt
Was dem dreimaligen Grand-Prix-Sieger zudem Selbstvertrauen für die kommende Saison gibt, ist seine persönliche Steigerung im Zeittraining. "Wenn es die Chance auf die Pole gab, dann haben wir sie auch genutzt. Und das Gleiche gilt für den Sieg im Rennen", sagte der Brite.
Wenn es nach Lewis Hamilton geht, der sein vorletztes Rennen für das Team fährt, ehe er zu Ferrari wechselt, hat er einen Sieg auf der Wunschliste für die letzten beiden Rennen. In Katar stehen die Chancen nicht schlecht, dass man wieder einen dieser Matchbälle umsetzen könnte. Es ist wesentlich kälter als im vergangenen Jahr, das Rennen findet wieder am Abend statt und die flüssigen Kurven sind ebenfalls von Vorteil für den W15.
Hamilton wird emotional
Für den siebenmaligen Weltmeister war es übrigens sehr wichtig, in der Auslaufrunde in Las Vegas neben Russell im Parallelflug zu fahren. "Ich wollte, dass alle in der Fabrik dieses Bild für immer im Kopf haben", sagte er. Der Rekordsieger ist ohnehin schon etwas wehmütig. Kein Wunder, ist er doch nur noch wenige Tage aktiv im Einsatz für das Mercedes-Team, auch wenn sein Vertrag bis am 31. Dezember 2024 läuft.

Hamilton wird nur noch in Katar und in Abu Dhabi im Mercedes W15 sitzen.
"Mercedes ist wirklich eine Familie. Sie nehmen dich auf, du bist ein Teil davon und sie halten dich in Ehren", sagt der 39-Jährige, der sich besonders gerne an die Gespräche mit Niki Lauda erinnert. "Ich hatte ein bisschen Angst davor, dass das enden würde. Aber ich werde immer ein Teil der Mercedes-Historie sein. Ich will in den verbleibenden Rennen einfach das Beste geben. Diese zwei Rennen definieren auch nicht unsere Beziehung für die Zukunft."
Weißer Anzug für Hamilton und Russell
In Katar fahren übrigens beide Mercedes-Piloten in weißen Anzügen. Ein ungewohnter Anblick – schließlich kennt man sie sonst nur in schwarzen Overalls. Das hat aber nicht etwa mit der Hitze zu tun, sondern ist eine Sonderedition des Sponsors IWC Schaffhausen.
Der lud Lewis Hamilton auch zu einem Astronautentraining ein, bei dem er in einem Kampfflugzeug Übungsmanöver absolvierte und dabei eine maximale Belastung von 7,5 G erreichte – mehr als das, was Astronauten normalerweise beim Raketenaufstieg aushalten müssen.