Mercedes: Upgrade-Teilemangel auch in Mexiko

Bruchlandung für Mercedes in Austin
Upgrade-Teilemangel auch in Mexiko

GP Mexiko 2024

Immer wenn man bei Mercedes denkt, dass die Ingenieure endlich das Rätsel gelöst haben, kommt direkt der nächste Rückschlag. George Russell und Lewis Hamilton waren mit großen Erwartungen nach Austin gereist. Das umfangreiche Upgrade-Paket, in das alle Erkenntnisse der letzten Monate geflossen war, sollte den Silberpfeil endlich wieder auf die Siegerstraße bringen.

Am Freitag schienen die neue Teile die Hoffnungen zu erfüllen. Russell verpasste die Sprint-Pole nur um ein paar Tausendstel. Hamilton war in seinem letzten Anlauf noch ein gutes Stück schneller unterwegs, doch dann verhinderten gelbe Flaggen an der falschen Stelle die Bestzeit. Dennoch war die Stimmung im Mercedes-Lager blendend. In Sachen Pace musste man sich nicht vor der Konkurrenz verstecken.

Doch mit dem Sprint am Samstagmittag begann sich das Wochenende für das Werksteam in die falsche Richtung zu entwickeln. Beide Fahrer kämpften plötzlich mit erhöhtem Reifenverschleiß. Am Auto von Hamilton war ein Lager in der Aufhängung gebrochen. Bei Russell gab es keine technischen Ausreden für den fehlenden Speed.

Lewis Hamilton - GP USA 2024
xpb

Hamilton schuldlos am Ausrutscher

Zum Qualifying am Nachmittag wurde das Setup bei Hamilton noch einmal umgebaut. Das Auto erwies sich anschließend aber als unfahrbar. Die Quittung: Das frühe Aus in der ersten K.O.-Runde. George Russell mischte zwar bis zum Finale mit, warf seinen Rennwagen dann aber im letzten Versuch heftig in die Bande von Kurve 19. Die langwierige Reparatur während der Parc-Fermé-Phase hatte einen Boxengassenstart zur Folge.

Als man dachte, es könne gar nicht mehr schlimmer kommen, schmiss dann kurz nach Rennstart auch noch Hamilton sein Auto weg. Wieder wurde Mercedes die Kurve 19 zum Verhängnis. Teamchef Toto Wolff gab dem Auto die Schuld: "Der Unfall kam aus dem Nichts. Lewis war noch nicht mal am Limit unterwegs. Er hat sich danach entschuldigt, aber für mich war das zu 100 Prozent nicht sein Fehler. Und das sage ich nicht, um ihn zu schützen. Der Wind hat böig geweht, er fuhr im Verkehr, da müssen wir herausfinden, welchen Einfluss das alles gehabt hat."

Größer als der Ärger über die Ausrutscher war der Frust über die schwankende Performance: "Wir müssen herausfinden, warum unser Auto am Freitag mit Abstand das schnellste war, ab dem Samstag dann aber plötzlich solche Probleme mit der Pace hatte. Noch haben wir keine Erklärung dafür. Wir werden jetzt tief in den Daten buddeln, um herauszufinden, welche Faktoren und Einflüsse dabei eine Rolle gespielt haben."

George Russell - GP USA 2024
Wilhelm

Zweieinhalb Jahre Mercedes-Frust

Ein grundlegendes Problem mit den Upgrade-Teilen sieht Wolff nicht: "Es ist eher so, dass die Aerodynamik noch nicht ganz mit der mechanischen Plattform harmoniert. Deshalb werden wir auch mit dem Upgrade weitermachen. Alles andere wäre nicht sinnvoll, weil wir sonst zu viel Rundenzeit liegenlassen würden."

Zur weiteren Verwirrung der Ingenieure trug bei, dass Russell am Sonntag im Rennen mit dem alten Silberpfeil-Paket vom Stand Juli ordentlich mithalten konnte. Seine Aufholjagd aus der Boxengasse endete auf Rang sechs.

"Uns fehlt einfach die Konstanz. Und das geht mit diesen Ground-Effect-Autos nun schon zweieinhalb Jahre so", ärgerte sich Wolff. "Ich glaube nicht, dass wir weit weg liegen. Es fehlt nur ein kleiner Schritt beim Verständnis. In diesem Punkt sind wir nicht alleine. Auch bei McLaren, Red Bull und Ferrari hat man gesehen, dass die Form kommt und geht."

Nun will man sich an Ferrari ein Beispiel nehmen. Die Scuderia wurde vor der Sommerpause schon fast abgeschrieben. In Austin feierten Charles Leclerc und Carlos Sainzeinen dominanten Doppelsieg. Bei Mercedes müsse man jetzt die eigene Erwartungshaltung anpassen, bedauerte Wolff: "Wir sind wieder auf dem Status eines Außenseiters. Wir gehen nicht mehr mit der Aussicht von Siegen in die Wochenenden, sondern als viertschnellstes Auto."

Toto Wolff, Andrea Kimi Antonelli & Mick Schumacher - GP Singapur 2024
Wilhelm

Weitere Tests mit Upgrade-Teilen

Noch gibt sich der Österreicher aber optimistisch, dass man das Ruder noch herumreißen und Hamilton in den letzten fünf Rennen mit Mercedes einen gebührenden Abschied bescheren kann. "Ich bin 100 Prozent sicher, dass wir die richtigen Schlüsse ziehen und wieder zu einer stabilen Plattform zurückfinden, so wie wir sie vor der Sommerpause hatten."

Die nächsten Wochenenden werden für die Ingenieure wieder mal zu einer größeren Testsession umgewandelt. Die Frage lautet aber, ob die Techniker die nötigen Experimente überhaupt durchführen können. "Wir werden bei George leider kein vollständiges Upgrade-Paket haben. Es fehlt der Unterboden, der für die Reparatur zurück nach Großbritannien geht und erst in Brasilien zurückkommt. Bei Lewis hätten wir zwar das volle Paket, ich bin nur nicht sicher, ob er das nochmal fahren will. Wir müssen uns jetzt überlegen, wie wir das nächste Wochenende angehen wollen."