Teamchef Andrea Stella sieht McLaren gut für den Meisterschaftsendspurt gerüstet. In den letzten Monaten habe das ganze Team gelernt, an der Spitze mitzufahren und um Siege zu kämpfen.
Nach einem mittelmäßigen Saisonstart hat McLaren mit dem Miami-Upgrade den Nachbrenner gezündet. Seitdem sind die Papaya-Renner regelmäßig vorne dabei, wenn die Positionen auf dem Podium ausgefochten werden. Nach der Sommerpause konnte die Konkurrenz zuletzt kaum noch mithalten. Drei Siege in vier Rennen sprechen eine deutliche Sprache.
In Singapur klappte es bei Lando Norris zum ersten Mal auch am Start. Sieben Mal war der Brite zuvor in seiner Karriere von ganz vorne losgefahren. Kein einziges Mal schaffte er es, die Führung über die erste Runde zu verteidigen. Jetzt platzte beim 24-Jährigen endlich der Knoten. Er ließ Verfolger Max Verstappen keine Chance zur Attacke.
Teamchef Andrea Stella verrät, dass die Starts auch intern bei McLaren ein Thema waren: "Ich gebe zu, dass es bei den Starts von Lando, und seinem Verhalten in den ersten Kurven, von außen so ausgesehen hat, als gäbe es hier noch Luft nach oben. Wir haben das Ganze deshalb in der Gruppe mit Lando analysiert. Wir sind jeden einzelnen Start und jede einzelne erste Runde in dieser Saison durchgegangen."
In Singapur passte für Norris alles am Start. Seine Verfolger hatten keine Chance zur Attacke.
Schlechte Starts abgehakt
Allerdings konnten die Ingenieure dabei keine groben Fehler feststellen. "Lando hat bei den Starts von der Pole-Position nicht viel verschenkt. In Barcelona hätte sich Russell auch dann nach vorne geschoben hätte, wenn Lando etwas anderes probiert hätte. Bei seiner Ausführung des Starts gab zwar noch etwas Verbesserungspotenzial, aber wir haben festgestellt, dass das auch für die Seite des Teams galt."
Beim schlechten Start in Zandvoort nimmt Stella seine Piloten aus der Verantwortung. Hier habe der Fehler ausschließlich auf Seite des Teams gelegen. Als Folge kämpften beide Fahrer auf den ersten Metern mit zu kalten Reifen. In Singapur verstärkte das Team den Fokus noch einmal auf die Startübungen im Training. Und schon klappte es im Rennen auch mit dem Verteidigen der Führung.
Stella hofft, dass für Norris das Thema damit abgehakt ist: "Aus guten Starts kann man natürlich Selbstvertrauen ziehen. Und man gewöhnt sich an das Gefühl, von der Pole-Position loszufahren. Man lernt, was man zu tun hat, um seine Position auf der Strecke zu verteidigen." Der Teamchef bezeichnete das als einen Teil der Reise, auf dem sich der Fahrer befindet.
Stella hofft, dass McLaren mit dem Selbstvertrauen der letzten Siege auch im Endspurt stark auftrumpfen kann.
Kein Trauern um verpasste Punkte
Aber auch bei seiner restlichen Mannschaft kann Stella eine Entwicklung erkennen. "Je häufiger man vorne fährt, desto mehr gewöhnt man sich an die Situation. Wir haben zum Beispiel auch gelernt, dass wir unseren Zeitplan umstellen müssen, um verstärkt mit den Fahrern über das interne Duell zu reden. Das war in der Vergangenheit nicht notwendig."
Taktisch lernt McLaren ebenfalls immer mehr dazu. In Singapur erlebten die Strategen einen entspannten Abend: "Wenn man defensiv fahren kann und nicht der Erste sein muss, der die Reißleine zieht, sondern einfach auf den Verfolger reagiert, dann sind das Situationen, die wir vorher nicht kannten. Jetzt gewöhnen wir uns langsam daran."
Stella forderte sein Team auf, der eigenen Fehlerkultur auch dann treu zu bleiben, wenn mal etwas nicht klappt. "In solchen Situationen darf man nicht die Kontrolle verlieren und zu emotional reagieren. Wir müssen als Team zusammenhalten und weiter wachsen. Die Reaktion auf schwierige Zeiten erfüllt mich mehr mit Stolz als die gute Performance, die wir auf der Strecke abliefern."
Für den Jahresendspurt ist McLaren laut Stella gut gerüstet. Der Italiener will seiner Truppe eine Sieger-Mentalität einimpfen: "Wir blicken nur in die Zukunft. Gewinner schauen nicht auf die verpassten Gelegenheiten in der Vergangenheit, sondern wie man für die Zukunft stärker wird. Ich bin zuversichtlich, dass wir der Versuchung widerstehen, auf die Punkte zu schauen, die wir nicht geholt haben, sondern nur die Punkte im Blick haben, die es noch zu holen gibt."
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