McLaren sieht Potenzial: Problem heißt Red Bull

McLaren sieht Potenzial
Das größte Problem heißt Red Bull

McLaren-Teamchef Andrea Stella ist ein ehrlicher Mensch. Er redet die Dinge nicht schön, und er verschweigt auch die guten Seiten der Geschichte nicht. Sein Fazit nach zwei Testtagen fällt deshalb gemischt aus. "Unser neues Auto ist ein Fortschritt. Aber andere haben auch Fortschritte gemacht. Leider ist das Auto, das ohnehin schon am schnellsten war, noch schneller geworden." Gemeint ist natürlich Red Bull.

Der mutige Ansatz des Klassenbesten, das Rennauto noch einmal neu zu erfinden, hat auch die McLaren-Bosse überrascht und ein bisschen auf dem falschen Fuß erwischt. Die Ansage, Red Bull den einen oder anderen Sieg abzuluchsen, wird möglicherweise nicht so schnell zu halten sein. "Sie hatten den Vorteil, dass sie aus einer starken Ausgangsposition heraus viel Entwicklungsarbeit in neue Konzepte stecken konnten", erklärt Stella.

McLaren - Bahrain-Test 2024
Wilhelm

Hoffnung auf höheres Entwicklungstempo

Der McLaren MCL38 tut, was er tun soll. "Alle Innovationen funktionieren so, wie es der Windkanal vorausgesagt hat", hakt Stella das Thema Entwicklung über den Winter ab. Einige der Schwächen, die man abstellen wollte, sind behoben, andere in abgeschwächter Form immer noch da. "Wir haben jetzt mehr Grip auf der Hinterachse", freut sich der Teamchef.

Der MCL38 in seiner Präsentationsversion ist nur eine Momentaufnahme. "Wir erkennen in allen Bereichen, in denen wir uns verbessern wollen, noch Potenzial." Das sind: mehr Abtrieb, mehr mechanischer Grip, eine bessere Interaktion mit den Reifen. "Wenn wir unsere Entwicklungsgeschwindigkeit beibehalten, können wir Red Bull noch einholen. Außer sie entwickeln genauso schnell wie wir."

Mercedes & McLaren - Bahrain-Test 2024
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McLaren im Verfolgerfeld

Doch das ist Zukunftsmusik, bei der auch noch eine gehörige Portion Hoffnung mitschwingt. Im Moment sieht Stella McLaren in einer großen Verfolgergruppe, die immer enger zusammenrutscht. Und da wird es auf Kleinigkeiten ankommen, die den Unterschied ausmachen. Wer heute Schnellster hinter Red Bull ist, kann morgen schon nur noch das sechstschnellste Auto haben. Um sich abzusetzen, braucht es einen Befreiungsschlag. Stella glaubt, den in der Hinterhand zu haben. So wie im letzten Jahr.

Die genaue Analyse bleibt aber noch aus. Noch haben nicht alle Teams Rennsimulationen abgespult. Auch McLaren nicht. "Gerade als wir anfangen wollten, hatten wir ein Problem mit dem Benzintank", verrät Stella. Bis das behoben war, musste der Longrun abgeblasen werden.

So muss man sich an die schnellsten Runden halten, die aber mit großen Unsicherheitsfaktoren belastet sind. Lando Norris verlor auf den Medium-Reifen sechs Zehntel auf Sergio Perez und zwei Zehntel auf Lewis Hamilton. Carlos Sainz war bei seiner Tagesbestzeit mit den weicheren C4-Reifen unterwegs. Auch wenn man das von Pirelli angegebene Delta von acht Zehntelsekunden zum C3-Gummi abzieht, wäre der Ferrari noch eine halbe Sekunde schneller als der McLaren.