Formel 1 GP Bahrain: Kein Konsens bei Piastri und Norris

McLaren setzt auf die Defensive
Kein Konsens bei Piastri und Norris

GP Bahrain 2025

Diese Niederlage tat weh. McLaren spricht offen von einer Enttäuschung des Grand Prix von Japan. Vor allem, weil der Nutznießer Max Verstappen heißt. Und der hat sich schon im letzten Jahr für McLaren zu einem Schreckgespenst entwickelt. Der Weltmeister ist immer dann zur Stelle, wenn sich der britische Traditionsrennstall eine Blöße gibt.

So auch in Suzuka. McLaren freute sich über 33 Punkte für die Konstrukteurs-Wertung, doch im Klassement der Fahrer ist der große Gegner voll bei der Musik. Deshalb gab es nach dem GP Japan beim WM-Spitzenreiter eine eingehende Analyse, was man beim GP Japan hätte besser machen können.

Oscar Piastri verrät: "Wir kamen zu dem Ergebnis, dass die einfachste Lösung gewesen, wäre statt Max auf die Pole-Position zu fahren. Alle anderen Lösungen wären mit Risiko verbunden gewesen. Zu viel Risiko für einen zu geringen Lohn." Der Australier führte aus, dass zumindest in der Anfangsphase die Gefahr bestand, Positionen an Fahrer abzugeben, die hinter dem Spitzentrio lagen.

So ähnlich sieht es auch Lando Norris, obwohl es der Engländer in blumigeren Worten erzählt. "Es gab keine Garantie, dass ich bei einem Undercut vor Max rausgekommen wäre. Wir wären immer in Verkehr gefallen. So wie George, der es auch nicht Leclerc im Ferrari überholen konnte. Die Lücke nach hinten war nicht groß genug, um eine aggressive Strategie zu fahren."

Lando Norris & Oscar Piastro - McLaren - GP Japan 2025
McLaren

Zu viel Risiko bei aggressiver Strategie

Generell müsse man sich bei McLaren aber schon überlegen, wann es angebracht, die sichere Karte zu spielen oder zu pokern, sagt Norris. "Das wird in den meisten Fällen vom Team bestimmt, weil die einen besseren Überblick haben. Es wird aber auch Momente geben, wo ich als Fahrer vom Team mehr fordern muss. Es ist diese Balance, die wir hinkriegen müssen."

Bei der Beurteilung der Chancen für Bahrain zeigt sich der unterschiedliche Charakter der McLaren-Piloten. Norris spielt gerne den Pessimisten. "Ich sehe uns nicht als Favorit. Vom Layout her passt uns diese Strecke nicht. Es gibt zu viele langsame Kurven, und das ist nicht gut für unser Auto."

Piastri betrachtet es von der positiven Seite. "Auf keiner anderen Strecke leiden die Reifen so stark. Das sollte unser Vorteil sein. Es stimmt, dass der Kurs vom Layout her nicht ideal für unser Auto ist. Der Test im Februar hat aber angedeutet, dass wir hier schnell sein können. Mit 20 Grad mehr als im Februar sollten unsere Chancen noch besser sein."

Lando Norris - Formel 1 - GP Japan 2025
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Das schnellste Auto mit kleinen Fehlern

Auch in ihrer Beziehung zu ihrem Auto unterscheiden sich die McLaren-Piloten. Norris hadert noch immer damit, dass er den MCL39 nicht so fahren kann, wie er es gerne hätte. "Ich bin noch dabei, meinen Fahrstil dem Auto anzupassen oder das Auto so einzurichten, dass ich mich komfortabel fühle. Ich habe noch nicht die Komfortzone wie im letzten Jahr gefunden. Da wusste ich, was zu tun war, um eine schnelle Runde zu fahren oder ein gutes Rennen abzuliefern. Noch habe ich nicht alle Antworten." Das ist ein starkes Statement für einen, der die WM anführt.

Piastri sieht es entspannter. "Wir haben das schnellste Auto. Es hat ähnliche Anlagen wie das vom letzten Jahr, ist aber schneller. Es gibt Dinge, an denen wir arbeiten müssen. Es ist schwierig, in jeder Trainingssitzung die optimalen Rundenzeiten zu fahren. Da musst du dich anpassen. Aber musst du das nicht immer in der Formel 1?"

Der WM-Dritte glaubt nicht, dass die neue Frontflügel-Regel ab dem GP Spanien irgendetwas am Kräfteverhältnis ändert. "Wir werden auch danach stark sein. Barcelona wird nicht die Welt verändern."

Oscar Piastri - McLaren - Formel 1 - GP China 2025 - Shanghai
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Happy bei McLaren statt bei Red Bull

Piastri redet wie einer, der 34 und nicht 24 Jahre alt ist. Manche unterstellen ihm, er sei ein bisschen spröde und habe zu wenig Ecken und Kanten. Da tut man ihm Unrecht. Piastri sagt, was er denkt, aber ist keiner, der mit seinen Gedanken ausschweift. Auf Max Verstappens Einschätzung, dass man ihn gar nicht mehr gesehen hätte, wenn er in Suzuka in einem McLaren gesessen wäre, antwortete Piastri cool: "Wenn Max sich als Dritter qualifiziert hätte und wir davongezogen wäre, hätte er nicht so geredet."

Den umgekehrten Fall will sich der Sieger des GP China erst gar nicht vorstellen. "Ich plane nicht, das herauszufinden. Von außen sieht es so aus, dass dieses Auto schwer zu fahren ist. Liam (Lawson) hatte seine Schwierigkeiten, Checo (Perez) im letzten Jahr und jetzt auch Yuki (Tsunoda). Es wäre nicht sinnvoll in eine Umgebung zu wechseln, die in den letzten zehn Jahren darauf ausgerichtet war, wie Max das Auto fährt. Da tust du dich schwer, schnell Erfolg zu haben. Ich bin happy, dass ich im Moment einen McLaren fahren und keinen Red Bull."

Der dreifache GP-Sieger glaubt nicht, dass man ein Bösewicht sein muss, um Meisterschaften zu gewinnen. "Jeder von uns ist anders, hat seine eigene Persönlichkeit. Es wäre das Dümmste, das aufzugeben und irgendeinen anderen zu kopieren. Du musst kein schlechter Mensch sein, um Erfolg zu haben. Bestimmte Charakterzüge helfen. Du musst hart auf der Rennstrecke sein. Aber auch da hat jeder seinen eigenen Stil. Es gibt kein perfektes Modell für einen Champion."