Für die meisten Fans kam es überraschend, als McLaren am Donnerstag (13.2.) die Bombe über seine Social-Media-Kanäle platzen ließ. Der britische Rennstall veröffentlichte als erstes Team überhaupt Fotos von seinem neuen Rennwagen für die Formel-1-Saison 2025. Zu sehen gab es Action-Fotos des Autos auf der Strecke in Silverstone.
McLaren hatte den Grand-Prix-Kurs für einen sogenannten Filmtag gemietet, um das neue Modell einem Shakedown zu unterziehen. Auf noch halb feuchter Piste durfte Lando Norris die Jungfernfahrt im Papaya-Renner absolvieren. Oscar Piastri musste zunächst zuschauen, wie sein neuer Dienstwagen die Garage verließ, bevor er später ebenfalls erste Eindrücke aus dem Cockpit sammeln durfte.
Interessante technische Details waren auf den veröffentlichten Bildern noch nicht zu erkennen, was von den Ingenieuren auch so gewollt sein dürfte. Neben der sorgfältigen Auswahl unverfänglicher Perspektiven wurde dem Auto auch noch eine spezielle Tarnfolierung verpasst. Das orange-schwarze Fleckenmuster erschwerte die Suche nach neuen Aero-Tricks.

Die ersten Bilder ließen noch keinen tiefen Einblick in die neue Technik zu.
Evolution statt Revolution
Der genauere Blick zeigte immerhin, dass die Airbox nun flacher und ovaler geformt ist. Die Nase kommt etwas schlanker daher, setzt aber immer noch auf dem zweiten Flügel-Element an. An den Halterungen der Seitenspiegel haben die Ingenieure ebenfalls Hand angelegt. Zu erwarten ist zudem eine Verschlankung der Taille in den Seitenkästen, was sich mit den Fotos aber noch nicht zu 100 Prozent belegen lässt.
Die vergangene Saison deutete schon an, dass größere Performance-Schritte im vierten und letzten Jahr des aktuellen Reglements kaum noch zu erwarten sind. McLaren hatte über weite Teile des Vorjahres das schnellste Auto. Es wäre mit viel Risiko verbunden, das Konzept nun komplett über den Haufen zu werfen – wie es zum Beispiel Red Bull im Vorjahr getan hatte. Die ersten Bilder des McLaren deuten eher auf eine behutsame Evolution hin.
Auch das Geheimnis um die Modellbezeichnung des neuen Autos wurde gelüftet. Auf dem McLaren MCL38 folgt wenig überraschend der MCL39. Die Verantwortlichen hoffen, dass er das erfolgreiche Erbe des Vorgängermodells fortführen kann. Bei der rasanten Entwicklung von McLaren in den letzten Jahren muss man dem Team alles zutrauen. Firmenboss Zak Brown versuchte aber schon früh, auf die Euphoriebremse zu treten.
Reichen die McLaren-Fortschritte?
"Wir müssen realistisch bleiben. Jedes Team wird verbessert aus der Winterpause kommen", erklärte der US-Amerikaner. "Das letzte Jahr hat gezeigt, wie eng sich das Feld zusammengeschoben hat. Für den Sport ist das natürlich eine brillante Sache. Wir glauben, dass uns im Vergleich zum Meisterauto MCL38 weitere Fortschritte gelungen sind. Wo wir genau stehen, werden wir aber erst im Qualifying von Australien wissen."
Brown betonte aber auch, dass die Ziele nun noch höher gesteckt sind als im Vorjahr: "Wir sind ein Team von echten Racern. Wir werden alles geben, um beide Meisterschaften nach Woking zurückzuholen." Im Vorjahr gelang dem Traditionsteam zwar der erste Konstrukteurstitel seit 1998, den Fahrertitel musste man jedoch Max Verstappen überlassen.
Teamchef Andrea Stella erwartet für 2025 noch mehr Gegenwehr: "2024 hat gezeigt, wie hochklassig das Starterfeld ist. Das werden wir sicher auch diese Saison sehen. Wir müssen konzentriert bleiben, um in diesem engen Feld ganz vorne kämpfen zu können. Wir haben ein aufregendes, aber auch unglaublich herausforderndes Jahr vor uns. Das Team hat hart gearbeitet, sich bestmöglich darauf vorzubereiten. Wir haben aus den Kämpfen des Vorjahres viel gelernt. Wir wollen das nutzen, um unsere Ziele für dieses Jahr zu erweitern."

Lando Norris würde in der Fahrerwertung gerne noch eine stufe höher klettern.
Attacke auf den Fahrer-Titel
Lando Norris fehlten am Ende 63 Punkte auf Konkurrent Verstappen. Der Brite freut sich schon darauf, 2025 einen neuen Anlauf zu wagen: "Es ist aufregend, zum ersten Mal in den MCL39 zu hüpfen und herauszufinden, was er auf der Strecke kann. Die Tarnfolierung ist lustig. Es ist toll, mal etwas anders zu präsentieren, bevor die echte Lackierung dann beim gemeinsamen Launch gezeigt wird."
Das große Launch-Event ist kommenden Dienstag (18.2.) in London geplant. Dann werden alle Teams ihre endgültigen Farbdesigns präsentieren. Um nicht zu viele technische Details zu verraten, werden die neuen Lackierungen aber wohl nicht auf den echten neuen Autos gezeigt, sondern nur auf Showcars oder älteren Modellen.
Oscar Piastri kündigte beim Shakedown an, dass er nicht nur beim Auto, sondern auch bei sich selbst noch Potenzial für eine Steigerung sieht: "Ich habe in der Pause hart gearbeitet, um sicherzugehen, dass ich für die Saison bereit bin. Die Unterschiede an der Spitze sind unglaublich klein, aber das noch vorhandene Entwicklungspotenzial nach gerade einmal zwei Jahren in diesem Sport stimmt mich optimistisch. Mit den ersten Siegen konnte ich schon früh in meiner Karriere den Erfolg schmecken. Jetzt will ich natürlich mehr."