Die Präsentation des neuen McLaren MCL38 hat viele Technik-Fans enttäuscht. Vor zwölf Monaten zeigte das Traditionsteam aus Woking noch bereitwillig alle Details des neuen Modells. Doch damals wussten die Verantwortlichen auch schon, dass der Saisonstart in die Hose gehen wird. Nun, mit gesteigerten Ambitionen, zeigt man nicht mehr so gerne, was man hat.
Vom neuen Auto wurden zunächst nur drei richtige Fotos veröffentlicht. Durch das Aufhellen in einem Bildbearbeitungsprogramm konnte man dabei leicht erkennen, dass die Ingenieure einige sensible Bereiche unkenntlich gemacht haben. Vor allem am Unterboden und an den Aufhängungen wurde der Photoshop-Pinsel angesetzt. Lustigerweise zeigte die Unterbodenkante auf verschiedenen Fotos unterschiedliche Verläufe (siehe Galerie).

Erst ein Instagram-Video vom Shakedown in Silverstone brachte das Geheimnis ans Licht.
Instagram-Video deckt Geheimnis auf
Damit war die Geheimniskrämerei aber noch nicht beendet. Als am Abend ein Video vom Rollout Oscar Piastris in einer Instagram-Story des offiziellen Team-Kanals gepostet wurde, erkannten aufmerksame Beobachter, dass vor dem Seitenkasten plötzlich ein ungewöhnliches Flügelelement auftauchte, das auf den ersten offiziellen Bildern nicht zu erkennen war.
Dabei hatte McLaren die Finne in diesem Fall gar nicht wegretuschiert. Sie war durch die Wahl der Perspektiven, der Bildausschnitte und der dunklen Lackierung einfach kaum zu erkennen. Erst ein nachträglich veröffentlichtes Bild, das die Arbeit hinter den Kulissen des Fotoshootings im Studio zeigen soll, enthüllte das Geheimnis schließlich komplett – ob gewollt oder nicht.
Der Flügel, der an der Außenseite der Cockpitwand montiert ist, erinnert ein wenig an den Seitenkasten-Vorbau von Mercedes, den der W14 zum Start der Saison 2023 trug. Es scheint so, als würde das flache Carbon-Element im Übergang zum Seitenkasten auch die seitliche Crashstruktur umschließen. Hier müssen wir aber noch einmal genau nachschauen, wenn sich uns der McLaren mit abgebauter Verkleidung präsentiert.
Red Bull auch mit Seitenkasten-Flügel?
Interessanterweise deuten die ersten Spionage-Fotos vom Red-Bull-Shakedown in Silverstone darauf hin, dass die Mannschaft von Adrian Newey in diesem Bereich eine ähnliche Lösung gefunden hat. An den anderen, bereits gezeigten Autos, ist davon nichts zu sehen. Es wäre schon ein großer Zufall, wenn McLaren und Red Bull unabhängig voneinander auf die gleiche Idee gekommen wären.
Vielleicht hat ja auch die Verpflichtung von Ex-Red-Bull-Chefdesigner Rob Marshall McLaren etwas auf die Sprünge geholfen. Wie genau die Lösung am RB20 aussieht, ist übrigens noch nicht ganz klar. Die Paparazzi-Fotos vom Shakedown wurden aus weiter Entfernung geschossen. Erst die Vorstellung des Autos am Donnerstagabend (21 Uhr) dürfte mehr Aufschluss geben – wenn Red Bull dabei nicht auch mit Photoshop spielt.