Haben wir uns in McLaren alle getäuscht? Nach den Testfahrten in Barcelona wurde der MCL36 als Geheimfavorit gehandelt. Nach dem Saisonauftakt in Bahrain als Flop. Selbst die Teamleitung und die Fahrer waren der Meinung: Dieser McLaren hat ein Problem. Technikchef James Key wurde in Klausur geschickt, um dem vermeintlichen Sorgenkind Beine zu machen.
Die ersten WM-Punkte von Lando Norris in Jeddah schrieb man der Streckencharakteristik zu. Schnelle Kurven kann der McLaren. Als sich in Melbourne beide Fahrer mühelos für das Q3 qualifizierten und als Fünfter und Sechster im Rennen 18 Punkte abräumten, kam erste Hoffnung auf.

Auch Imola schmeckt dem McLaren
Vielleicht ist das Auto ja doch nicht so schlecht? Norris zweifelte trotzdem: "Die gute Form hat zu 80 Prozent mit der Strecke zu tun und nur zu 20 Prozent mit dem besseren Verständnis des Autos und den neuen Teilen am Auto."
In Imola setzte sich der positive Trend fort. Lando Norris und Daniel Ricciardo stellten ihre Autos auf die Startplätze drei und sechs für den Sprint. "Es hätte noch viel besser sein können, wenn wir eine zweite fliegende Runde geschafft hätten wie die anderen", ist Ricciardo überzeugt. Wichtig für die Ingenieure: Die McLaren waren unter allen Bedingungen schnell, auf Regenreifen, Intermediates und Slicks.
Diesmal konnte sich McLaren nicht mehr auf ein Streckenlayout herausreden, das dem Auto entgegenkommt. In Imola gibt es auch langsame Kurven, die dem MCL36 in Bahrain noch so viele Probleme bereitet hatten.

McLaren hält an Entwicklungsprogramm fest
Teamchef Andreas Seidl muss sein Urteil über das Auto langsam korrigieren. "Wir haben in Bahrain überproportional schlecht ausgesehen. Wegen unserer Bremsprobleme beim Test sind wir mit Rückstand in das Wochenende gegangen und haben das nie mehr aufgeholt. Und dann haben wir zwei Rennen gebraucht, uns davon zu erholen."
Seidl gibt zu: "Das Auto ist nicht so schlecht wie es zunächst ausgesehen hat. Die Basis ist gut. Der vierte Platz in der WM ist mit diesem Auto möglich. Trotzdem halten wir an unserem Entwicklungsprogramm fest, das wir nach dem Rennen in Bahrain angeschoben haben. Wir brauchen mehr Abtrieb. Der Abstand zu Ferrari und Red Bull ist immer noch zu groß."