Es ist der letzte Pokal, der noch zu vergeben ist. McLaren geht nach 23 Rennen mit 21 Punkten Vorsprung auf Ferrari in das Saisonfinale. Es geht nicht nur um das Prestige, das beste Team des Jahres gewesen zu sein. Es wäre auch eine Erlösung nach einer langen Zeit ohne Titel. McLaren gewann zuletzt 2008 mit Lewis Hamilton die Fahrer-WM. Ferrari sicherte sich im gleichen Jahr die Marken-WM. Danach nichts mehr.
16 Jahre später stehen 147 oder 131 Millionen Dollar Preisgeld auf dem Spiel, wenn man den Auszahlungsschlüssel von 2024 zugrunde legt. Wahrscheinlich kommen für beide Plätze noch ein paar Millionen drauf, wenn das Geschäftsergebnis der Formel 1 besser als im Vorjahr ausfällt. Alle Prognosen sprechen dafür.
In einer Saison mit so knappen Abständen sind 21 Punkte eine Hausnummer. Ferrari-Rennleiter Frédéric Vasseur rechnet vor: "Selbst wenn wir Erster und Zweiter werden, reicht McLaren immer noch ein dritter und vierter Platz. Wir brauchen ihre Mithilfe." Charles Leclerc bestätigt: "Wenn wir Weltmeister werden wollen, ist ein Doppelsieg praktisch Pflicht. Und McLaren muss irgendetwas Dramatisches passieren."
16 Stunden später schlug das Drama bei Ferrari zu. Vor dem ersten Training stellten die Ingenieure fest, dass keine der beiden Batterien im Pool das Rennen schaffen würde. Der Einsatz des dritten Energiespeichers wird mit einer Strafversetzung von zehn Startplätzen bestraft.
Pro und Contra für die Titelkandidaten
Ein Doppelsieg war auf dem Papier nicht aus der Welt gegriffen. Ferrari besetzte dieses Jahr schon in Melbourne und Austin die beiden höchsten Stufen des Podiums. Mit dem Ergebnis beim GP Australien wäre McLaren Weltmeister geworden. Da kamen Lando Norris und Oscar Piastri als Dritter und Vierter ins Ziel. Würde sich das Resultat von Austin wiederholen, ginge der Titel an Ferrari. Die Plätze vier und fünf reichen McLaren nicht, wenn Ferrari gleichzeitig gewinnt. Die höhere Zahl an Siegen würde bei Punktgleichheit für Maranello sprechen.
Die Mathematik ist das eine, sagt Carlos Sainz, die Realität das andere. Hohe Leistungsdichte macht die Aufgabe noch schwieriger als sie ohnehin schon ist. "Die vier Topteams liegen innerhalb von zwei Zehnteln. Je nach Streckenlayout, Wetter, Reifentypen oder Setup liegt mal der eine, mal der andere von uns vorne. Da lässt sich nichts berechnen."
Dann geht der Spanier die Stärken und Schwächen der beiden Teams durch. "In Abu Dhabi hat jeder von uns einen Punkt, der für ihn spricht. Für uns die langsamen Kurven. Für McLaren und Red Bull die schnellen. Mercedes liegen die Geraden und die kühlen Temperaturen in der Nacht."
Zuversicht bei McLaren
Bei Gegner McLaren sieht man das Titelrennen ganz entspannt. "Die 21 Punkte Vorsprung sind eine Bank. Wenn wir nichts Dummes anstellen, sollte es reichen. Wir müssen tun, was wir immer tun. Und da gibt es noch zwei andere Teams, die sich einmischen können. Da könnte uns mehr in die Karten spielen als Ferrari, die unbedingt ein Top-Ergebnis brauchen", führt Oscar Piastri aus.
Teamkollege Lando Norris ergänzt: "Wir spüren keinen Druck. Der wird höchstens von außen an uns herangetragen. Das müssen wir ausblenden und uns auf uns fokussieren. Wir gehen das Wochenende so an wie die letzten. Wir haben das ganze Jahr gezeigt, dass wir gut sind."