Am Freitag blieb McLaren in den Trainings zum GP Monaco noch recht unscheinbar. Am Samstag war man selbst etwas über die Startplätze zwei und vier überrascht. Im Hinblick darauf, dass in den Top-Ten der Zieleinlauf exakt der Startaufstellung entsprach, war es die halbe Miete für eine ordentliche Punkteausbeute.
Das mag so klingen, als wäre es ein einfaches Unterfangen gewesen. So leicht gestaltete sich das Rennen für die McLaren-Piloten aber nicht. Schon in Kurve 1 berührten sich Oscar Piastri und Ferrari-Pilot Carlos Sainz. Die Schiedsrichter sprachen Sainz nicht schuldig, doch beide gingen mit Blessuren aus der Begegnung.
Piastri mit Handicap am Auto
Bei Piastri hat der Schaden rund 20 Punkte Abtrieb gekostet, verrieten die Ingenieure. Teamchef Andrea Stella rechnete das in etwa eine halbe Sekunde Zeitverlust um. "Dank der roten Flagge konnten wir den Unterboden reparieren, denn der seitliche Teil war kaputt. Auch den Seitenkasten haben wir getauscht", zählt Stella auf.

Oscar Piastris Auto war nach dem Unfall mit Sianz beschädigt.
Im weiteren Rennverlauf hat man so laut Stella nur noch zehn Punkte Abtrieb eingebüßt, was rund zweieinhalb Zehntel ausmacht. "Das hat uns etwas nervös gemacht, im Hinblick darauf, die Reifen zu managen. Aber Oscar hat das gut gemacht. Und der Schaden hat am Ende das Ergebnis nicht beeinflusst."
Sainz mit zu viel Glück auf einmal?
Was dem McLaren-Chef jedoch nicht so ganz passte: Nach seinem Geschmack hatte Sainz an diesem Wochenende ziemlich viel Glück gehabt. Er durfte nach dem Abbruch wieder Startplatz drei einnehmen, bekam keine Strafe für das Manöver in der ersten Kurve, bei dem Piastris Auto Schaden nahm und kam auch in der Qualifikation ohne Strafe davon, obwohl er Alex Albon aufhielt. "Da fragen wir uns, wo der Unterschied zu Imola war", sagt Stella. Da hatte Piastri eine Startplatzstrafe hinnehmen müssen, weil er Kevin Magnussen im Weg stand.

Lando Norris konnte aus eigener Kraft kaum etwas ausrichten.
Lando Norris ärgerte sich über das verpasste Podium: "Carlos hatte echt Glück. Er ist auf den letzten Platz gefallen und es war seine eigene Schuld. Dass er wieder nach vorne durfte, war natürlich ärgerlich, weil ich dadurch wieder zurück auf Platz vier musste."
Die Regeln für den Restart findet Norris nicht ganz fair: "Es war ähnlich wie beim Sieg von Pierre (Gasly) in Monza. Er hat damals nur gewonnen, weil er einen freien Pflichtboxenstopp geschenkt bekommen hat. In diesem Fall hat Carlos aber selbst einen Fehler gemacht. Er ist Oscar ins Auto gefahren und hat sich einen Reifenschaden zugezogen. Das ist schon sehr glücklich für ihn gelaufen. Ich denke nicht, dass das die fairste Sache war."
Keine Strategie-Optionen
Weil Ferrari genau wusste, was man taktisch zu tun hat, ergab sich auch keine Möglichkeit für Norris einen Undercut zu versuchen. Charles Leclerc fuhr immer genau so langsam an der Spitze, wie es nötig war, um die Lücke zwischen Norris und dem dahinter auf Medium-Reifen fahrenden George Russell nicht zu groß werden zu lassen.
"Es gab eine Runde lang eine Chance, aber das war riskant", sagt Stella. "Wenn der Stopp nur eine Sekunde langsamer als normalerweise gewesen wäre, wäre er hinter Mercedes gefallen und es hätte keine Möglichkeit zum Überholen gegeben. Zudem hätten wir mit einem frischen Medium-Reifen Carlos auch nicht überholen können. Es hätte nichts am Ergebnis geändert."