Nach dem dritten Training hatten neutrale Zuschauer noch auf ein spannendes Qualifying gehofft. Max Verstappen führte zwar zum dritten Mal in Folge das Klassement an, der Vorsprung fiel mit 0,240 Sekunden aber relativ gering aus. Man hatte fast das Gefühl, dass McLaren in Schlagdistanz liegt.
Doch dann zog Red Bull im entscheidenden Quali-Abschnitt die Pace noch einmal an. Und keiner der Konkurrenten konnte die Tempoverschärfung mitgehen. Eigentlich hätte schon der erste Q3-Run locker zur Pole Position gereicht. Verstappen hatte eine Zeit von 1:29.012 Min. gesetzt. McLaren blieb mehr als vier Zehntel hintendran.
Dann meldete sich Renningenieur Ganpiero Lambiase am Funk: "Er hat mir gesagt, dass eine 28er Zeit ganz nett wäre", grinste Verstappen später. "Ich habe ihm dann gesagt, dass ich alles raushauen werde. Er bat mich nur, keinen Unfall zu bauen. Ich wusste aber, dass in manchen Ecken noch etwas Luft war. Ich habe dann versucht, die Runde sauber hinzubekommen. Das hat ganz gut funktioniert."

Max Verstappen fuhr im Suzuka-Qualifying in einer eigenen Liga.
Verstappen fliegt durch die Kurven
Es wurde nicht einfach nur die einzige 28er-Runde des Wochenendes. Mit einer Endzeit von 1:28.877 Min. durchbrach Verstappen die Schallmauer relativ deutlich. Teamchef Christian Horner verfolgte den Höllenritt angespannt am Kommandostand: "Ich habe ihm nur gesagt, er soll mit allen vier Rädern zurückkommen. Das war wirklich eine außergewöhnliche Runde."
Die flüssige Strecke von Suzuka ist wie gemacht für die aktuelle Generation Ground-Effect-Autos. In schnellen Kurven saugen sie sich mit dem Unterboden auf den ebenen Asphalt. Da spielt auch das relativ hohe Gewicht keine Rolle mehr. Und der Red Bull ist in den Highspeed-Kurven besonders stark. In der knapp 200 km/h schnellen Spoon-Kehre zeichneten die Sensoren eine Querbeschleunigung von wahnsinnigen 5,8 G auf.

Da staunte selbst die Konkurrenz. Verstappen brummte dem ersten Verfolger mehr als eine halbe Sekunde auf.
Mit Kontrolle am Limit
Die Gala-Vorstellung kam am Ende auch für Verstappen etwas überraschend: "Nach dem dritten Training habe ich gedacht, dass McLaren relativ nah dran ist. Dann haben wir vor dem Qualifying noch ein paar Einstellungen verändert. Das hat geholfen. Wenn man sich dann im ersten Sektor wohlfühlt, kann man immer weiter ans Limit gehen. Ich hatte aber immer alles unter Kontrolle. Das hat richtig Spaß gemacht."
Die Frage lautet, ob der Durchmarsch am Sonntag fortgesetzt wird. Bei McLaren macht man sich keine große Hoffnung: "Wenn Max am Ende von Kurve 2 führt, können wir wohl nicht mehr viel machen", grübelte Lando Norris. Scherzhaft forderte er Teamkollege Oscar Piastri auf, sich für das Team zu opfern: "Vielleicht sollte es Oscar so machen wie Ayrton Senna gegen Prost. Das fände ich mal echt schön."