Max Verstappen: Frontflügel-Schaden ohne Folgen

Verstappen-Sieg trotz Frontflügel-Schaden
Wie kann man damit gewinnen?

Was muss noch alles passieren, damit dieser Max Verstappen endlich mal wieder ein Rennen verliert? In Las Vegas wurden dem Weltmeister einige Knüppel zwischen die Beine geworfen. Doch am Ergebnis änderte das nichts. Am Ende verbuchte der Dominator den 18. Sieg im 21. Rennen. Es hätte aber auch ganz anders ausgehen können.

Die Fünf-Sekunden-Strafe nach dem überharten Duell mit Charles Leclerc in der ersten Kurve konnte der Niederländer noch gut kompensieren. Auch die Probleme mit körnenden Medium-Reifen waren in der zweiten Rennhälfte vergessen. In beiden Fällen half die Neutralisation in der 26. Runde. Ausgerechnet Verstappen selbst half mit, das Safety-Car auszulösen.

Als er in Kurve 12 eine Attacke auf George Russell startete, geriet er kurz in den toten Winkel des Mercedes-Piloten, der das Manöver an dieser Stelle nicht erwartete. "Ich habe ihn leider nicht gesehen. Die Kollision geht auf meine Kappe", erklärte Russell später reumütig. Am Mercedes flog die Radkappe vorne links weg. Der Red Bull wurde ungleich schwerer getroffen.

Max Verstappen - GP Las Vegas 2023
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Massiver Schaden am Flügel

Erst nach dem Rennen im Parc Fermé zeigte sich, dass auf der rechten Seite des Frontflügels nicht nur die Endplatte fehlte, sondern auch große Teile des Hauptblatts und der Flaps. Normalerweise ist der Frontflügel eines der sensibelsten Aerodynamik-Elemente des ganzen Autos. Er bestimmt die Richtung der Strömung bis zum Heck.

Doch in diesem Fall konnten die Ingenieure nach wenigen Kurven Entwarnung geben. In den Daten waren keine signifikanten Veränderungen zu sehen. "So etwas ist natürlich nie ideal. Aber zum Glück hat sich die Balance nicht massiv verschoben", erklärte Teamchef Christian Horner später. "Wir haben diese Saison schon ein paar Mal gesehen, dass Fahrer ihre Endplatten verloren haben, und es keine dramatischen Auswirkungen auf die Performance der Autos hatte."

Red Bull verzichtete beim Reifenwechsel auf einen Tausch des Flügels. Verstappen ließ noch nicht einmal die Flaps verstellen, um auf die verschobene Balance zu reagieren: "Er sah ziemlich zerstört aus. Da war es gut, dass wir ihn nicht mehr angefasst haben. Zum Glück blieb die Struktur heil. Ich hatte etwas mehr Untersteuern. Aber zum Glück konnte ich das Rennen trotzdem noch gewinnen."

Max Verstappen - GP Las Vegas 2023
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Layout und Heckflügel-Wahl helfen

Verstappen half auch, dass der Stadtkurs von Las Vegas keine schnellen Kurven besitzt. Wäre der Schaden auf Strecken wie Suzuka oder Silverstone aufgetreten, wären die Auswirkungen sicher deutlicher zu spüren gewesen. Dazu verfügt das Layout in Las Vegas über jede Menge lange Geraden. Die fehlende Flügelfläche könnte hier sogar geholfen haben, den Luftwiderstand zu reduzieren.

Dass sich die Balance nicht groß veränderte, lag auch daran, dass Verstappen im Gegensatz zu Perez auf einen kleineren Heckflügel setzte. Für ein neutrales Fahrverhalten wurde entsprechend auch der Frontflügel ein paar Grad flacher gestellt. Wäre der Niederländer mehr Abtrieb auf der Hinterachse gefahren, hätte sich der Schaden vorne wohl etwas deutlicher durch mehr Untersteuern bemerkbar gemacht.

Die Entscheidung für den flachen Heckflügel fiel übrigens erst relativ spät, wie der Pilot verriet: "Schon im Simulator haben wir festgestellt, dass beide Alternativen ähnliche Rundenzeiten produzieren. Den kleineren Flügel haben wir dieses Jahr noch nicht so oft eingesetzt. Ich habe mich dann im Qualifying einfach dafür entschieden. Er ist schneller auf den Geraden, aber in den Kurven rutscht das Auto dafür mehr."

Dass Verstappen mit dem halb abgerissenen Flügel im 44. Umlauf noch die zweitschnellste Rennrunde drehte, zeigt, wie gut das Auto trotz Schaden lief. Er schaffte es sogar, Sergio Perez und Charles Leclerc auf der Strecke zu überholen. Horner zog am Ende ein positives Fazit: "Es war wohl das aufregendste Rennen der Saison. Dass Max so unglaublich hart kämpfen musste, hat seine Freude über den Sieg sicherlich noch gesteigert. Dieses Rennen dürfte wohl auch seine generelle Meinung über Las Vegas geändert haben."