Hamilton im Interview: "Haben jetzt einen Kompass"

Lewis Hamilton im Interview
„Wir haben jetzt wieder einen Kompass“

Was ging Ihnen durch den Kopf, als sie feststellen mussten, dass auch der Mercedes W14 kein Siegerauto sein würde?

Hamilton: Ich erinnere mich daran, dass das Bouncing immer noch da war. Ich erinnere mich auch, dass sich das Auto exakt so anfühlte wie das im Jahr davor. Das war ernüchternd. Ich hatte wirklich große Hoffnungen. Du trainierst den ganzen Winter und dein Kopf ist voll darauf eingestellt, dass du wieder gewinnen kannst. Wenn du die Leute in der Fabrik am Auto arbeiten siehst, dann hast du das Gefühl, dass alles in die richtige Richtung läuft. Dabei war ich bei der letzten Lagebesprechung im Februar etwas skeptischer als im Jahr davor, wo du das Auto gesehen hast, das so anders war als jedes andere, und wo du gedacht hat, das hat kein anderer. Und dann kommst du zum ersten Test und es war ein Desaster. Deshalb war ich diesmal ein bisschen vorsichtiger mit meinen Erwartungen und sagte zu mir: Lass uns mal schauen. Und dann hatte das Auto all diese Probleme. Da wusste ich, dass es wieder ein langes Jahr werden würde.

Wie haben Sie intern reagiert?

Hamilton: Wie im Vorjahr gab es lange Diskussionen. Vor einem Jahr wusste keiner so wirklich, wo das Problem lag und erst recht nicht, wie es zu beheben ist. Deshalb habe ich 2022 mehr investiert als sonst. Ich habe jedes Setup probiert. Deshalb ging es auch so auf und ab. Diese Saison war ausgeglichener. Mit der Erfahrung vom Vorjahr habe ich mich in den Prozess der Fehlersuche besser eingebracht. Die Meetings waren viel effizienter. Ich war positiver gestimmt. Nach dem Motto: Die Saison ist lang, aber lasst uns nicht aufgeben. Versuchen wir das Maximum aus dem Auto rauszuholen, wie auch immer wir das anstellen.

Sie haben dem Team aber auch gleich nach dem Freitagstraining in Bahrain reinen Wein eingeschenkt, dass sie wieder auf dem falschen Dampfer sind. War das bewusst?

Hamilton: Sicher spielte da der Frust eine Rolle. Ich hatte um bestimmte Veränderungen am Auto gebeten, und sie wurden nicht erfüllt. Da gehen die Emotionen schon mal mit dir durch. Wenn alle so hart arbeiten und du trittst trotzdem auf der Stelle, dann kann das frustrierend sein. Aber dann musst du diesen Frust in Arbeit umleiten. Du kannst dich nur durch Arbeit wieder aus dem Sumpf ziehen.

Lewis Hamilton - Formel 1 - 2023
Wilhelm