Lange hat Ferrari ein Geheimnis daraus gemacht, wie es um die Motorensituation von Charles Leclerc aussieht. Erst kurz vor dem ersten Freien Training von Montreal verrieten die Italiener zumindest, dass die Power Unit, die zum Ausfall in Baku geführt hatte, komplett beschädigt wurde.
Im ersten Training bekam der WM-Dritte einen neuen Antrieb eingebaut, der aus verschiedenen Komponenten zusammengesetzt war. Ein neuer Verbrennungsmotor, eine neue MGU-H, eine neue MGU-K und eine neue Steuereinheit wurden mit einem alten Turbolader verheiratet.
Wäre es dabei geblieben, hätte Leclerc das erlaubte Limit zwar voll ausgeschöpft, wäre aber ohne Strafe davongekommen. Doch zur zweiten Trainingssession vermeldete die FIA, dass Leclerc noch eine weitere neue Steuereinheit einbauen ließ. Es handelte sich bereits um die dritte Elektronikbox. Nur zwei sind pro Saison erlaubt.
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Noch ein frischer Motor für Leclerc
Bei der ersten Überschreitung des Limits mit einer Antriebskomponente sieht das Reglement eine Rückversetzung um zehn Startplätze vor. Doch am Samstag sind noch ein paar dazugekommen. Da Leclerc sowieso schon eine Aufholjagd vor der Brust hat, nutzte Ferrari die Situation, um dem Piloten eine weitere komplett frische Power Unit in den Pool zu schieben. Als Folge muss der 24-Jährige von ganz hinten losfahren.
Die Strafe für Leclerc wäre in den nächsten Rennen unausweichlich gewesen. Ferrari hat sich bewusst dafür entschieden, sie in Montreal zu kassieren. Auf den langen Geraden des Circuit Gilles Villeneuve kann man gut überholen. Das gleiche hat man sich wohl auch bei Alpha Tauri gedacht. Yuki Tsunoda sprang durch den Einbau des vierten Motors ebenfalls über das Limit und teilt sich dadurch die letzte Startreihe imt Leclerc.
Die Frage lautetet allerdings, wie weit Leclerc mit dem frischen Motor kommt. Ferrari hatte noch keine Zeit, die Zuverlässigkeitsprobleme im Antrieb auszumerzen. Bei der neuen Power Unit fährt also immer die Angst eines weiteren Defektes mit.