Liam Lawson und Yuki Tsunoda dürfen sich berechtigte Hoffnungen auf die Beförderung zu Red Bull machen, sollte Sergio Perez tatsächlich das Weite suchen. Wer kommt eher in Frage und wie unterscheiden sich die beiden?
Bei Red Bull könnte nach dem Rennen in Abu Dhabi das große Stühlerücken beginnen. Sollte Sergio Perez seinen Platz neben Max Verstappen räumen, ob freiwillig oder mit Nachdruck, braucht es einen Ersatz. Der Mexikaner beteuerte in Katar zwar weiterhin, er sei sich zu 100 Prozent sicher, 2025 für Red Bull zu fahren, doch hinter den Kulissen brodelt die Gerüchteküche gewaltig. Seine Leistungen in Katar waren nicht die beste Werbung für eine Weiterbeschäftigung – und hatten auch nichts mit einem schwierig zu fahrenden RB20 zu tun.
Lawson wie Bruce McLaren
Die Frage lautet also, ob Yuki Tsunoda oder Liam Lawson der heißere Kandidat für das Cockpit im Top-Team des Brauseherstellers ist. Das will im Red-Null-Kosmos natürlich niemand kommentieren – schließlich ist die Personalie Perez noch nicht offiziell entschieden. Trotzdem ist es spannend, sich die zwei Rookies und ihre jeweiligen Qualitäten einmal näher anzuschauen.
Auf den ersten Blick sind sie grundverschiedene Typen. "Liam Lawson erinnert mich an Bruce McLaren oder Denny Hulme, recht bodenständig und mental stark", sagt Red-Bull-Berater Helmut Marko. Beides waren in der Formel 1 erfolgreiche Landsmänner des Neuseeländers. "Yuki ist sauschnell, aber nicht konstant. Das hat man beispielsweise in Mexiko gesehen. Und er ist für einen Japaner eher undiszipliniert, wobei das schon besser geworden ist."
Der GP Mexiko war nicht das Wochenende von Yuki Tsunoda.
Tost war Unterstützer von Tsunoda
So fiel Tsunoda in der Vergangenheit immer wieder mit Ausrastern am Funk auf. Mittlerweile behält er zwar eher die Nerven, doch unter größerem Druck im Red-Bull-Umfeld könnte das auch schnell wieder kippen. Kurz nach dem F1-Einstieg holte Ex-Toro-Rosso-Chef Franz Tost seinen Schützling nach Faenza in die Nähe der Fabrik, um ihn besser zu unterstützen und besser im Auge zu behalten. Tsunoda gab damals zu, dass er eher ein Faultier ist und lieber Playstation spielt als zu trainieren.
Symbol-Szene in Katar: Während Lawson im Medien-Bereich mit ernster Miene den Journalisten Fragen zu seiner Zukunft in der Formel 1 beantwortet und nach seinen Chancen bei Red Bull gefragt wird, kommt gerade Tsunoda angelaufen und vertreibt sich die Wartezeit damit, mit Anlauf über die Absperrbänder zu springen.
Lawson sehr analytisch
"Die Herangehensweise von Liam und Yuki ist sehr unterschiedlich", sagt Toro-Rosso-Teamchef Peter Bayer. "Yuki ist sehr instinktiv unterwegs und bringt eine wahnsinnige Grundschnelligkeit mit, hat dafür aber etwas mehr Schwankungen. Liam ist sehr analytisch. Er ist sehr ruhig am Funk und beschäftigt sich viel mit den Daten und setzt das mit den Ingenieuren um."
Liam Lawson machte 2021 Station in der DTM.
Auch in Sachen Formel-1-Erfahrung gibt es große Unterschiede. Tsunoda ist schon vier Jahre dabei und hat 86 Rennen auf dem Buckel. Der 24-Jährige wurde immer von Tost gefördert und hat zudem noch Honda im Rücken. Der japanische Hersteller wechselt allerdings Ende 2025 zu Aston Martin. Lawson bringt es erst auf zehn Rennen in der Königsklasse. Fünf Rennen in der vergangenen Saison als Ersatz für den verletzten Daniel Ricciardo, fünf Rennen in dieser Saison als Ablöse für Ricciardo. Sein Weg in die Formel 1 ähnelt einem Labyrinth. 2021 kämpfte er beispielsweise neben seinem Formel-2-Engagement in der DTM um den Titel. Dort fand er mit Gerhard Berger einen prominenten Fürsprecher, der Lawsons Talent publik machte.
Härtester Job in Formel 1
Was Bayer generell überrascht hat: Wie schnell sich die jungen Fahrer mit den Ground-Effect-Autos eingewöhnt haben. De Österreicher glaubt an eine Theorie, die Fernando Alonso mal geäußert hat. "Die besagt, dass du nur die maximale Leistung aus diesen Autos rausholst, wenn du nicht zu 100 pushst", erklärt Bayer. Sprich: Mit 90 Prozent Einsatz holt man 100 Prozent Leistung heraus. Ein Umstand, der den Einstieg für die Youngster leichter machen kann.
Neben dem schieren Talent macht einen Fahrer aber auch die Persönlichkeit aus. Und die könnte zum Zünglein an der Waage in der Causa Lawson oder Tsunoda werden. "Verstappens Teamkollege zu sein, ist vermutlich der härteste Job in der Formel 1", bringt es Red-Bull-Teamchef Christian Horner auf den Punkt.
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