Aston Martin machte zehn Tage lang ein Geheimnis um den Zustand von Lance Stroll. Vor den Tests in Bahrain (am 20.2.) hatte der Rennstall in einer kurzen Pressemitteilung erklärt, dass der Kanadier wegen einer Trainingsverletzung für die dreitägigen Probefahrten ausfalle. Felipe Drugovich sprang für ihn an zwei halben Tagen ein. Die restliche Last des Testprogramms schulterte Neuzugang Fernando Alonso.
Auch während der Tests gab sich Aston Martin schmallippig. Es gab keine Details zu Strolls Verletzungen. Teamchef Mike Krack sprach lediglich davon, dass das Handgelenk betroffen sei. Wie schwer? Keine Angaben. Die Gerüchteküche brodelte entsprechend.
Am Donnerstag (2.3.) vor dem Saisonauftakt in Bahrain wurde wieder kälter gekocht. Aston Martin verkündete, dass Stroll fit für das Rennen sei. Endlich rückte das Team auch mit Details zur Art der Verletzung heraus. "Ich hatte einen unglücklichen Unfall", beschreibt der Pilot. "Ich bin auf meinem Fahrrad in einem Loch steckengeblieben und gestürzt. Zum Glück habe ich mich nicht schwerer verletzt. Nach einem kleineren Eingriff am rechten Handgelenk war das Problem recht schnell behoben. Es war aber das Beste, die Testfahrten auszulassen. So konnte ich mich auf den Heilungsprozess konzentrieren."

Rechte Hand schlimmer betroffen
Vor der Reise nach Bahrain absolvierte der Kanadier einen ersten Härtetest. Er kletterte in den Simulator. Nach erfolgreichen Proberunden in der virtuellen Welt ging es für ihn von England in den Wüstenstaat. Am frühen Donnerstagnachmittag bekam der 24-jährige Kanadier die notwendige Freigabe von den FIA-Ärzten. Stroll war mit Teammanager Andy Stevenson und seinem Vater bei dem Termin erschienen. Wie lange er im Auto sitzen wird, weiß aber keiner.
Wenn man die Krankengeschichte des Rekonvaleszenten hört, und sieht, wie Stroll das rechte Handgelenk selbst im täglichen Gebrauch schont, dann muss man fast von einer Wunderheilung sprechen. Der Aston-Martin-Pilot gab zu, dass er sich bei seinem Fahrradsturz das rechte Handgelenk gebrochen und das linke gestaucht hatte.
Seinen Aussagen nach kam er am Montag vor den Testfahrten unters Messer. Bei einem kleinen Eingriff richteten die Ärzte den Bruch. Am Donnerstag darauf wurde der Gips entfernt. "Danach bin ich wieder ins Training eingestiegen", berichtete Stroll. Dann führt er aus: "Die ersten zwei Tage waren hart, aber dann wurde es immer besser. Jede Stunde Ruhe hilft." Und er räumt ein: "Die rechte Hand ist die schlimmere."

Fortschritt im Simulator
Stroll fühlt sich bereit, ein Formel-1-Auto zu fahren und die Ärzte haben ihn darin bestärkt, führt der Sohn des Teambesitzers aus. "Ich steige nicht unvorbereitet in das Auto ein", bekräftigt Stroll. Aston Martin hat im Simulator absichtlich die Lenkkräfte erhöht und speziell Bodenwellen und Randsteine einprogrammiert, um ein möglichst realistisches Bild davon zu bekommen, was den Fahrer im wirklichen Leben erwartet: "Ich habe beides unter leichten Schmerzen geschafft. Es fühlte sich aber stabil an."
Eine hundertprozentige Garantie, ob er auch am Sonntag im Aston Martin sitzt, wollte Stroll nicht abgeben. "Keiner kann mit Sicherheit vorhersagen, was passiert. Ich bin aber zuversichtlich, dass ich es schaffe." Er will sogar auf eine Schiene verzichten. "Wir werden die Handgelenke tapen. Das reicht."
Wenn die Schmerzen zu groß werden, steht immer noch Reservepilot Felipe Drugovich bereit. Der Brasilianer spulte letzte Woche 194 Runden im neuen AMR23 ab, um für den Fall der Fälle gerüstet zu sein. Stroll will es aber nicht so weit kommen lassen. "Ich habe im Simulator gemerkt, was für ein Fortschritt das neue Auto ist. Das deckt sich mit Fernandos Aussagen. Deshalb war es für mich auch so frustrierend, dass ich auf der Couch sitzen musste, während meine Kollegen in Bahrain getestet haben."