Mario Andretti kontert Kritik an Formel-1-Plänen

Mario Andretti kontert Kritik
„Wir haben mehr Respekt verdient“

Mario Andretti ist ein stolzer Vater: Immer wenn es um die Formel-1-Bestrebungen seines Sohnes Michael geht, kommt die US-amerikanische Legende aus dem Loben nicht mehr heraus. Und obwohl er selbst nicht offiziell in die Führung von Andretti Autosport involviert ist, tritt er zumindest als eine Art Botschafter des Rennstalls auf. In dieser Funktion reagierte er nun verschnupft auf die Skepsis und die Kritik des Formel-1-Establishments.

Dieses äußerte sich in den letzten Wochen zurückhaltend und teils sogar ablehnend über den "American Dream" der Andrettis. Mercedes-Rennboss Toto Wolff stichelte zum Beispiel: "Alle Teams haben beträchtliche Summen über die letzten zehn Jahre investiert, um dorthin zu kommen. Wenn ein neues Team in der Lage ist, uns mehr zu bringen, als es kostet, sollten wir uns an einen Tisch setzen und darüber reden. Bis jetzt wurde dieser Beweis aber noch nicht erbracht."

Toto Wolff - Mercedes - Formel 1 - 2021
Motorsport Images

Andretti-Historie spräche für sich

Für den Patriarchen Mario Andretti sind die Aussagen des Österreichers eine herbe Enttäuschung. Er erzählt im Gespräch mit auto motor und sport: "Toto Wolff hat sehr offen über unsere Glaubwürdigkeit gesprochen. Mit mir spricht er allerdings auf eine andere Weise. Ich finde die Kritik sehr respektlos, weil wir viel länger im Motorsport aktiv sind als er. Ich respektiere seinen bisherigen Erfolg, aber er hat keinen Grund, auf uns herabzuschauen."

Dem Vorwurf, keinen Beweis für die Ernsthaftigkeit des Projekts erbracht zu haben, entgegnet der Indy-500-Sieger des Jahres 1969: "Die FIA ist uns gegenüber sehr offen und wir haben alle Anforderungen erfüllt. Jetzt warten wir darauf, dass sie uns eine Nummer nennt, die es kostet, um die Teams zu bezahlen, damit wir rein dürfen."

Michael Andretti - GP Miami 2022
xpb

Kritik an Liberty, Sehnsucht nach Bernie

Etwas genervt ist Mario Andretti mittlerweile vom andauernden Schweigen der Motorsport-Weltbehörde. "Wir wissen, dass es eine Summe im Bereich von 200 Millionen Dollar ist. Nun wollen sie wohl mehr, aber bislang warten wir auf eine Rückmeldung. Das grenzt etwas an Wucher." Früher, da ist sich Andretti sicher, wäre es nicht so gelaufen. Er moniert: "Mit Bernie wäre das anders, Liberty gibt den Teams zu viel Mitbestimmung."

Trotz alledem laufen die Vorbereitungen hinter den Kulissen unbeeindruckt weiter. So wurde bekannt, dass man aus den Vereinigten Staaten heraus operiert, aber eine technische Luftbrücke nach England aufbauen wird, wo der Großteil der Zulieferer und Experten ansässig ist. Als Motorenpartner hat man Alpine auserkoren, das IndyCar-Talent Colton Herta, der bereits im Sauber-Simulator saß, soll der Starfahrer werden.

"Lasst das unser Problem sein"

Bezüglich der Vorbereitungen betont Mario Andretti: "Sie fragen immer, wie wir wettbewerbsfähig sein wollen. Ich sage: Lasst das unser Problem sein! Ihr kennt doch unsere Vorbereitungen nicht. Wir müssen gar nicht irgendwelche neuen Leute verpflichten, wir haben absolut erfahrene Leute, die das nötige Wissen besitzen." Das passt zu den Gerüchten, dass Andretti Autosport schon größere personelle Vorarbeit geleistet hat.

"Auf der finanziellen Seite haben wir glaubwürdige Partner, die sich der Größe des Projekts bewusst sind", fasst der Weltmeister selbstsicher zusammen. "Wir planen bereits lange mit unserem Programm, denn es ist alles, was wir wollen. Wir haben mehr Respekt verdient."

In der Galerie zeigen wir Ihnen, in welchen Rennserien Andretti Autosport sich bereits den Respekt auf der Strecke erkämpft hat.