Nico Hülkenberg kehrte nach drei Jahren Pause überzeugend in die Formel 1 zurück. Der lange Rheinländer qualifizierte sich auf Anhieb für die Top Ten. Teamkollege Kevin Magnussen flog schon im Q1 raus. Der Däne verlor in der ersten K.o.-Runde sechs Zehntel auf seinen neuen Teamkollegen.
Die Ingenieure atmen trotz des großen Zeitunterschiedes auf. "Endlich haben wir einen Maßstab. Nico wird Kevin mitziehen. Er hat gezeigt, was das Auto kann. Die letzten Jahre wussten wir das nicht. Kevin wird sich jetzt anstrengen müssen, da mitzuhalten."
Teamchef Guenther Steiner glaubt, dass Magnussen an der Aufgabe wachsen wird. "Weil ihm der Teamkollege vormacht, was möglich ist." Magnussen entschuldigte sich mit Verkehr in der letzten Kurve bei seinem zweiten Versuch. "Alle liegen so eng zusammen. Wenn das geringste schiefgeht, bist du draußen."

Zitterpartie im Q1
Auch für Hülkenberg war das Q1 eine Zitterpartie. Der ersten Reifensatz ging mit der roten Flagge verloren, die Trümmerteile auf der Strecke provoziert hatten. Einsatzleiter Ayo Komatsu beobachtete: "Nico ist ein bisschen nervös in die Qualifikation gegangen. Als es dann wegen der roten Flagge eng wurde, war er plötzlich ganz ruhig und hat alles perfekt exekutiert. Auch als wir ihm sagten, dass wir im Q1 nicht drei neue Satz Reifen verheizen und er nur einen echten Versuch haben wird. Wir haben ihn nach der Unterbrechung erst einmal wieder mit gebrauchten Soft-Reifen auf die Strecke geschickt."
Um weiterzukommen, musste der letzte Schuss passen. Und er passte. "Das gleiche Spiel im Q2. Wir haben Nico erst mit gebrauchten, dann mit frischen Reifen rausgeschickt. Die letzte Q2-Runde war absolut am Limit, einfach perfekt." Komatsu ist sicher: "Wenn Nico nochmal so eine Runde im Q3 hinzaubert, wird er Achter. Das ist das Potenzial des Autos auf eine Runde."
Zu viel Übersteuern im Q3
Hülkenberg legte eine Zeit von 1:31.055 Minuten auf die Bahn, die ihm aber gestrichen wurde, weil er in Kurve 4 neben die Streckenlimits geraten war. "Im Cockpit hast du kein sicheres Gefühl dafür, ob es passt oder nicht. Du sitzt so tief drin, dass du dich ein bisschen auf dein Gefühl verlassen musst. Ich dachte im Auto, dass es gerade so gereicht hätte." Die Sportkommissare entschieden anders.
Auch mit der gestrichenen Zeit wäre der Deutsche auf Platz 10 gelandet. Der neue Haas-Pilot meldete im entscheidenden Moment eine Spur zu viel Übersteuern. "Je mehr Grip auf die Bahn kommt, umso mehr gehst du mit dem Frontflügel hoch, damit du am Kurveneingang attackieren kannst. Wir sind vielleicht einen Schritt zu weit gegangen. Da konnte das Heck nicht mehr mithalten."

Bauchweh vor dem Rennen
Ein Startplatz in den Top Ten ist ein schönes Kompliment für das Comeback, doch die wahre Prüfung kommt am Sonntag. Alle im Team haben sie Bauchweh vor dem Rennen, denn der Haas zeigte bei den Simulationen zu starke Abnutzung der Hinterreifen. "Wir haben uns zwar über das Wochenende verbessert, aber es ist ein Ritt auf Messers Schneide. Irgendwann kommt der Punkt, wo die Hinterreifen einfach Grip verlieren. Bei uns kommt er noch ein bisschen früh", erklärte Hülkenberg.
Noch betreiben Ingenieure und Fahrer Ursachenforschung. Dass Ferrari ähnliche Probleme hat, ist kein Trost, sondern eher beunruhigend. Weil möglicherweise die gleichen Gründe vorliegen. Unter der Verkleidung sind die beiden Autos im Heck nahezu identisch. Teamchef Steiner aber fürchtet, dass möglicherweise ein aerodynamisches Problem die Ursache ist. "Wir verlieren Abtrieb, wenn die Vorderräder eingeschlagen sind. Um das auszubalancieren, nimmst du hinten Abtrieb weg. Das stresst die Hinterreifen."
Hülkenberg bestätigt: "Der echte Härtetest erwartet uns am Sonntag. Darauf haben wir uns am Wochenende hauptsächlich konzentriert. Ich erwarte eine harte Schlacht."