Auch mehr als 30 Jahre nach seinem Tod klingt der Name von Ayrton Senna den Formel-1-Fans wie Musik in den Ohren. Die Auftritte des charismatischen Brasilianers begeisterten in den 80er- und 90er-Jahren weltweit die Massen. Eine besonders große Fangemeinde bildete sich in Japan. Mit Motoren von Honda hatte der Superstar seine größten Erfolge gefeiert – darunter auch die drei WM-Titel 1988, 1990 und 1991.
Einer dieser Motoren kommt jetzt unter den Hammer. Die Rennabteilung von Honda (HRC) hat angekündigt, einen originalen V10-Motor, mit dem Senna 1990 zum Titel raste, im Rahmen der Monterey Car Week im August zu versteigern. Wer jetzt aber darauf hofft, das legendäre Triebwerk noch einmal zum Leben zu erwecken, den müssen wir enttäuschen. Das Aggregat wird in vielen Einzelteilen verkauft und dient nur als Ausstellungsobjekt.
Alleine die Verbindung zum ikonischen Fahrer macht die angebotenen Teile aber zu wertvollen Sammlerobjekten. Auf den Fotos, die Honda zur Versteigerung veröffentlicht hat, sind alle Komponenten genau zu erkennen. Herzstück ist natürlich der Block mit den zehn Zylindern, die in einem Bankwinkel von 72 Grad angeordnet sind.

Mit veränderter Bohrung und verändertem Hub sowie einem neuen Ansaugsystem bekam der Motor mehr Leistung und ein besseres Ansprechverhalten.
680 PS bei 14.000/min
Bei der Entwicklung des 3,5-Liter-Saugers stand neben dem Gewicht und den kompakten Abmessungen vor allem der Spritverbrauch im Vordergrund. Der Durchmesser der Zylinder wurde im Vergleich zum Vorgänger-Motor aus der Saison 1989 von 91 auf 93 Millimeter erweitert. Der Hub reduzierte sich entsprechend von 53,7 auf 51,5 Millimeter. Auch das Ansaugsystem wurde überarbeitet, um ein besseres Ansprechverhalten zu erzielen. Die maximale Drehzahl stieg von 12.000/min auf 14.000/min.
Das 680 PS starke Aggregat überzeugte aber nicht nur mit seiner Leistung, sondern auch mit seiner Zuverlässigkeit. Bei den ersten Testfahrten vor der Saison 1990 traten noch kleinere Kinderkrankheiten an den Kolben auf, die aber schnell gelöst werden konnten. Am Ende gewannen Meister Senna und Teamkollege Gerhard Berger sechs von 16 Saisonrennen und sicherten McLaren damit den Titel in der Konstrukteurswertung vor Erzrivale Ferrari.
Apropos Kolben: Auf der Oberfläche sind auch heute noch die Spuren des Verbrennungsprozesses zu erkennen. Mitgeliefert werden auch Kleinteile wie Schrauben oder einzelne Kolbenringe. Die Honda-Mechaniker leisteten bei der Zerlegung ganze Arbeit. Vom Zylinderkopf (mit Dichtung) über die Pleuel, die Kurbelwelle, die Ventile, die Nockenwellen bis hin zum Stirnradsatz wurden alle Teile sorgfältig in Display-Kästen verpackt und wären damit sofort bereit, im heimischen Wohnzimmer ausgestellt zu werden.

An den Kolben sind noch die Spuren der Verbrennung zu erkennen.
Weitere Auktionen schon in Planung
Der RA100E soll aber nur das erste Auktionsobjekt in einer ganzen Reihe von Honda-Memorabilien sein, die demnächst in private Hände gehen. Die Verantwortlichen von HRC suchen gerade in ihren Archiven und Lagern nach weiteren passenden Objekten, die sich für den Verkauf einigen. Dabei sollen auch Komponenten aus der IndyCar-Serie und Teile von Motorrädern angeboten werden.
"Wir wollen ein wertvolles Geschäftsmodell entwickeln, das es Fans der Formel 1, der MotoGP oder anderen Rennserien ermöglicht, einen Teil der langen Honda-Rennhistorie zu erwerben, die bis in die 1950er-Jahre reicht", erklärte HRC-Präsident Koji Watanabe. "Unsere Fans am Honda-Erbe teilhaben zu lassen, soll keine einmalige Aktion bleiben, sondern sich zu einem Business ausdehnen, das wir über die Zeit immer weiter ausbauen."
Eigentlich müsste noch genug Material vorhanden sein. Alleine vom RA100E-Formel-1-Triebwerk wurden laut Honda damals 200 Exemplare gefertigt. In der Galerie zeigen wir Ihnen das Meisterwerk des Motorenbaus in seiner ganzen Pracht.