Hamilton-Frust nach Ferrari-Debüt: "Schlechter als gedacht"

Hamilton-Frust nach Ferrari-Debüt
:
„Das lief deutlich schlechter als gedacht“

Leclerc vs. Hamilton - Ferrari - Formel 1 - GP Australien 2025 © xpb 17 Bilder

Ferrari erlebte einen bitteren Nachmittag in Melbourne. Renningenieur Riccardo Adami bekam den Frust von Lewis Hamilton deutlich zu spüren. Dass am Ende nur fünf WM-Punkte raussprangen, hatte mehrere Gründe.

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Nach dem knapp verpassten WM-Titel im Vorjahr sind die Erwartungen bei Ferrari groß. Mit der Verpflichtung von Lewis Hamilton hat man sich selbst unter Erfolgsdruck gesetzt. Der Rekordsieger ist nicht nach Italien gewechselt, um im Mittelfeld kleine Punkte abzustauben. Der Brite möchte ganz vorne mitfahren und irgendwann die achte Weltmeisterschaft feiern.

Von diesen Ansprüchen waren sowohl das Team als auch der Pilot in Melbourne weit entfernt. Schon nach dem Training klagte Hamilton, dass die Eingewöhnungsphase länger dauert, als er es selbst erwartet hatte. Der Ferrari SF-25 ist noch ein unbekanntes Wesen für den langjährigen Mercedes-Piloten. Hamilton tut sich vor allem schwer, auf neue Bedingungen zu reagieren.

Am Rennsonntag gab es reichlich davon. Renningenieur Riccardo Adami schien seinem Schützling beim Kampf mit den Elementen keine große Hilfe zu sein. Erst quatschte der Techniker dem Piloten zu viel dazwischen. Dann forderte die Stimme im Ohr den Fahrer auch noch auf, den K1-Knopf für zusätzliche Überhol-Power zu testen, worauf Hamilton ablehnend und etwas genervt reagierte.

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Lewis Hamilton und Renningenieur Riccardo Adami funkten noch nicht auf einer Wellenlänge.

Ferrari verpokert sich

Als dann in Runde 44 der Regenschauer kam, wirkten sich die Kommunikationsprobleme auch noch negativ auf das Ergebnis aus. Teamchef Frederic Vasseur verteidigte seine Taktiker: "Mercedes und McLaren haben sich entschieden, sofort reinzukommen. Red Bull und wir haben etwas länger gepokert. Es gibt leider keinen Sensor, der uns sagt, wann es regnet. Da geht es eher um das Bauchgefühl."

Im Gegensatz zu Ferrari zog Max Verstappen noch rechtzeitig die Reißleine. Die Scuderia-Piloten eierten immer noch mit Slicks über den Kurs, als die Situation eigentlich schon aussichtslos war. "Alle wurden von der Intensität des Regens überrascht, auch McLaren", gab Vasseur zu bedenken. "Wir haben versucht, auf der Strecke zu bleiben und zu überleben. Am Ende kann man natürlich leicht sagen, dass es eine Fehlentscheidung war."

Laut Hamilton hätte man den Fauxpas aber leicht verhindern können: "Es hat erst nur im letzten Sektor geregnet. Auf der restlichen Strecke ging es noch. Plötzlich wurde es dann überall nass. Da hätte ich mir etwas mehr Informationen gewünscht. Mir wurde nur gesagt, dass es sich um einen kurzen Schauer handeln soll, der schnell wieder vorbei ist. Da haben wir eine Chance verpasst. Ich bin froh, nicht abgeflogen zu sein."

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Beide Mercedes landeten vor den Ferrari. Das hatte sich Hamilton anders vorgestellt.

Probleme bei der Kommunikation

Vasseur gab immerhin zu, dass der Funkverkehr zwischen Kommandostand und Cockpit nicht ganz optimal lief: "Wir müssen einen Weg finden, besser zu kommunizieren. Es war das erste Rennen für beide Seiten. Das war heute nicht ganz sauber. Allerdings war es auch nicht einfach, die richtige Strategie zu finden."

Dass Hamilton noch Probleme hat, sich an die neue Technik anzupassen, bereitet dem Teamchef keine Sorgen: "Das war ja kein normales Wochenende. Erstens sind wir auf einem Straßenkurs gefahren, dann haben wir viel am Auto geändert und dann kamen noch die besonderen Bedingungen im Rennen dazu. Das alles war nicht einfach zu managen. Wir haben einige Fehler gemacht, aus denen wir lernen werden. Das wird ein paar Wochenenden dauern. Aber das macht mir keine großen Sorgen."

Für mehr Sorgen dürfte die schwache Pace sorgen. Im Freitagstraining war Ferrari noch bei der Musik. Charles Leclerc sicherte sich die Tagesbestzeit und schien McLaren ernsthaft herausfordern zu können. Doch dann ging am Samstag die Performance verloren. Vasseur gab zu, dass die Abstimmung nicht ganz gepasst hat. Wie man hört, soll Ferrari mit der Bodenfreiheit nach oben gegangen sein, weil der Unterboden auf den Geraden zu sehr schleifte. Das ging auf Kosten des Speeds in den Kurven.

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Ferrari wechselte nach dem Regenschauer zu spät auf Intermediates. Das kostete Plätze.

Ferrari mit Setup-Problemen

"Das lief heute deutlich schlechter als gedacht", musste Hamilton nach dem Rennen zugeben. "Das war nicht das, was ich mir erhofft hatte. Ich musste mich an so viele Dinge gewöhnen, mit den ganzen Einstellungen und den Änderungen am Lenkrad. Und die Balance war heute auch sehr schwierig. Wir müssen das Auto besser in den Sweetspot bekommen. Ich bin mir sicher, dass deutlich mehr Potenzial in dem Paket steckt."

Vasseur glaubt ebenfalls fest daran, dass von Ferrari noch mehr kommt: "Das war nicht das wahre Bild, das wir in der restlichen Saison erwarten. Das war heute nicht repräsentativ. Man muss sich nur Verstappen anschauen. Da ging die Pace innerhalb von einer auf die nächste Runde um eine Sekunde runter. Die Performance am Freitag halte ich für aussagekräftiger, aber man muss zugeben, dass uns McLaren auch da einen Schritt voraus war."

Schon am kommenden Wochenende in China will man einen neuen Anlauf wagen. Vasseur hofft, dass die Strecke dem SF-25 besser schmeckt: "Am Ende des Vorjahres haben McLaren, Mercedes, Red Bull und wir jeweils Rennen mit großem Vorsprung gewonnen, obwohl wir eigentlich nah zusammenlagen. Es ging darum, das Auto optimal an die Strecke, an die Temperaturen und die Reifen anzupassen. Wenn einem das nicht gelingt, fliegt man schnell komplett aus dem Performance-Fenster."

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