Aston Martin AMR22B Gewichtslimit: Auto für Top 10

Aston Martin am Gewichtslimit
Ein Auto für die Top Ten

GP Spanien 2022

Aston Martin ging in Barcelona leer aus und schrieb trotzdem Schlagzeilen. Wegen der Ähnlichkeiten zum Red Bull fragten sich viele, wie so viel Übereinstimmung sein kann. So viel ist es übrigens gar nicht, wenn man den Racing Point RP20 von 2020 als Maßstab nimmt. Der war von der Nasenspitze bis zum Heckflügel ein Abziehbild des Mercedes von 2019. Diesmal beschränken sich die identischen Teile auf den Bereich zwischen Achsen.

Und auch da ist die B-Version nicht das komplette Spiegelbild des Red Bull. Die Kühleinlässe sind anders, die asymmetrischen Kiemen links und rechts, damit vermutlich auch die Anordnung der Kühler und die Motorabdeckung. Nase, Frontflügel und Heckpartie wurden vom Präsentationsmodell übernommen oder auf dieser Basis weiterentwickelt.

Außerdem liegt der AMR22B am Gewichtslimit, was der Red Bull noch nicht ganz geschafft hat. "Wir fahren sogar mit Ballast", verrät Technikchef Andy Green. Die A-Version des Autos hatte zu Saisonstart 20 Kilogramm Übergewicht. Bis Miami hatte man zehn Kilogramm abgespeckt.

Sebastian Vettel - Aston Martin - GP Spanien 2022 - Barcelona
Wilhelm

AMR22 für Punkte noch zu langsam

Auf dem Papier ist Aston Martins zweiter Aufguss ein signifikanter Fortschritt. "Ein Auto für die Top Ten", sind die Ingenieure überzeugt. In den freien Trainingssitzungen hatte sich das auch schon angedeutet, sowohl auf eine Runde wie im Longrun. Doch in der Qualifikation blieb dann Rundenzeit auf der Strecke.

Die Ingenieure mussten wegen der Hitze auf die zweitgrößte Kühlkonfiguration umstellen, was die Fahrzeugbalance nach vorne stellte. Weil man mit dem Frontflügel auch noch falsch reagierte, erkannten die Fahrer ihr Auto nicht wieder. "Es hat übersteuert wie ein Rallyeauto." Dazu kam noch Ärger mit dem DRS-Mechanismus, was zusätzlich Setup-Zeit verschlang.

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Im Rennen mussten die Fahrer dann etwas zurückstecken, weil man mit der Kühlung immer noch am Limit war. Es hätte noch eine größere Option gegeben, doch die hätte dann zu viel Abtrieb gekostet. Die Strategen suchten ihr Heil in einer Zweistoppstrategie, um Sebastian Vettel aus dem Verkehr zu bringen. Es reichte immerhin für Platz 11, allerdings 15,9 Sekunden hinter dem letzten Punkterang. Teamchef Mike Krack räumte ein: "Für Punkte waren wir zu langsam."

Lance Stroll - Aston Martin - GP Spanien 2022
Wilhelm

Hoch und weich statt tief und hart

Die B-Version des Autos ist so anders als das Basismodell, dass die Saison für Aston Martin noch einmal neu beginnt. Das Konzept ist quasi konträr, erklären die Ingenieure. Die Aerodynamik der A-Version konnte nur in einer Konfiguration tief und hart funktionieren. Das Bouncing verhinderte, dass man in diesen Bereich überhaupt kam. Mit dem B-Modell war das Schaukeln verschwunden. Und es hätte auch nicht so viel Schaden angerichtet. "Mit dem neuen Auto können wir höher und weicher fahren. Es ist eine völlig andere Aerodynamikplattform", erklärt Green.

Deshalb ist das Team auch für Monte Carlo optimistisch. Wer dort schnell sein will, braucht Federweg. Und wer tief und steif fahren muss, hat ein Problem. "Mit der A-Version wäre es mühsam geworden. Die hätte nur mit wenig Bodenfreiheit funktioniert. Und sie hat auf Bodenwellen so stark nachgeschwungen, dass sich das ganze Auto aufgeschaukelt hat", geben die Ingenieure zu.

Trotzdem können Sebastian Vettel und Lance Stroll beim Stadt-Klassiker nicht ganz befreit auftreten. "Wir sind extrem knapp an Ersatzteilen. In Barcelona hätte jeder Unfall bedeutet, dass einer der Fahrer ins A-Auto hätte umsteigen müssen. Für Monaco ist es etwas besser, aber immer noch nicht entspannt", heißt es im Team. Green lobt trotzdem seine Produktionsabteilung: "Die Jungs in der Fabrik haben in den letzten Wochen Unglaubliches geleistet. Wir hatten teilweise 36 Stunden-Schichten."

In allen Bereichen besser

Weil die nächsten drei Rennen auf Straßenkursen stattfinden, erwarten die Ingenieure, dass es noch etwas dauern wird, bis man den AMR22B voll versteht. Beim Heimspiel in Silverstone soll es spätestens so weit sein. Mike Krack teilt die Zuversicht seiner Designabteilung: "Das neue Auto ist in allen Bereichen besser als das alte. In langsamen, mittelschnellen und schnellen Kurven."

Insgeheim war man bei Aston Martin fast erleichtert, dass die B-Version nicht gleich beim ersten Rennen eingeschlagen hat. Sonst hätte Red Bull vielleicht noch mehr Geräusche um einen angeblichen Datentransfer gemacht. Bei Aston Martin steht man auf dem Standpunkt. "Die FIA-Prüfer sind die einzigen, die alle Beweise gesichtet haben, die bei Red Bull und bei uns waren. Deshalb sind sie auch die einzigen, die sich ein Urteil über diesen Fall erlauben können."