Rookies haben es bekanntlich schwer in der Formel 1. Wenn es dann, wie in Melbourne, beim ersten Rennen auch noch auf einen anspruchsvollen Stadtkurs geht und das Wetter plötzlich verrücktspielt, dann sind Fehler vorprogrammiert. Am Ende kamen nur zwei der sechs Neulinge ins Ziel. Wobei Oliver Bearman zwar die karierte Flagge sah, sich aber mit drei Drehern an drei Tagen nicht gerade mit Ruhm bekleckerte.
Die größten Schlagzeilen produzierte Isack Hadjar – wenn auch unfreiwillig. Der Franzose schmiss seinen Toro Rosso schon in der Einführungsrunde nach wenigen Metern in die Bande der zweiten Kurve. Der 20-Jährige war danach untröstlich. Mit gesenktem Kopf und Tränen in den Augen ging es zurück ins Fahrerlager, wo er von Anthony Hamilton, dem Vater von Lewis, in den Arm genommen wurde.
Helmut Marko, der als Sportchef für die Junioren-Förderung bei Red Bull verantwortlich ist, hatte offenbar nicht mit solch einer emotionalen Reaktion seines Schützlings gerechnet. Im Interview mit dem ORF sprach der Grazer nach dem Rennen von "einer tränenreichen Show", die Hadjar geboten habe. Mit einem leichten Grinsen fügte er hinzu: "Das war ein bisschen peinlich."

Crash noch vor dem ersten Start. Isack Hadjars Formel-1-Karriere begann in Melbourne nicht ganz nach Plan.
Hadjar: "Fand das auch etwas peinlich"
Wer Helmut Marko kennt, der weiß, dass der kleine Schmäh nicht böse gemeint war. Doch er bot natürlich die perfekte Vorlage für plakative Überschriften, vor allem auf englischsprachigen Webseiten. Die zogen dann eine Empörungswelle in den sozialen Medien nach sich. Das Thema zog so große Kreise, dass Hadjar in Shanghai bei erster Gelegenheit dazu Stellung beziehen musste.
Der Toro-Rosso-Pilot bügelte die Geschichte in der FIA-Pressekonferenz aber relativ locker ab. "Ich fand das ja selbst auch ein bisschen peinlich", gab Hadjar zu. "Ich habe am nächsten Tag mit Helmut telefoniert. Alles ist gut. Er hatte das ja auf Deutsch gesagt und dann wird immer etwas dazugedichtet. Wenn man das nur liest, sieht man nicht die Körpersprache. Und ich habe mir die Aufnahmen selbst auch noch nicht angeschaut."

Die ganze Hamilton-Familie spendete Trost.
Nachricht von Lewis Hamilton
Wichtiger als die Reaktion von Marko war für Hadjar die Reaktion der Fans: "Ich habe so viel Liebe gespürt. Das habe ich wirklich nicht erwartet, als ich in die Mauer gekracht bin. Das war wirklich schön." Der Frust nach dem Fehler war dann auch relativ schnell verflogen: "Am Montag habe ich mich schon besser gefühlt. Weil es ja direkt weiter zum nächsten Rennen ging, blieb auch nicht viel Zeit, mich zu ärgern."
Bei Anthony Hamilton bedankte sich Hadjar für die tröstenden Worte: "Er hat mir gesagt, dass ihn die Szene an den Abflug von Lewis in der Boxeneinfahrt von Shanghai erinnert hat. Dass jemand wie Anthony diesen Moment mit mir geteilt hat, war wirklich schön. Er ist immerhin der Vater meines Idols. Das war etwas ganz Besonderes. Und Lewis selbst hat mir am Montag auch noch eine Nachricht geschickt. Diese Jungs haben echt Klasse."