Aston Martin hat es zwei Mal vorexerziert. In Austin und Mexiko traten Fernando Alonso und Lance Stroll mit unterschiedlichen Spezifikationen an, um herauszufinden welche Version besser ist. Auch McLaren hatte den Fall schon. Das letzte große Upgrade in Singapur gab es beim Debüt nur als Einzelstück für Lando Norris. Oscar Piastri musste noch einmal im alten Auto Platz nehmen.
Haas splittet seine Autos beim GP Las Vegas aus freien Stücken. Nico Hülkenberg bat das Team, ihm wieder das alte Auto zu geben. Einfache Begründung: "Weil es schneller ist." Das hat laut Teamchef Guenther Steiner einen einfachen Grund: "Das neue Auto produziert weniger Abtrieb als das alte."
Das wirkt sich vor allem in schnellen Kurven und in der ersten Bremsphase aus. Da liegt der alte Haas stabiler auf der Straße. "Nico hat einfach mehr Vertrauen in das alte Auto, weil es in den für ihn wichtigen Momenten berechenbarer ist", erklärt Einsatzleiter Ayao Komatsu. Bei Kevin Magnussen ist es umgekehrt. Der Däne fühlt sich wohler mit der B-Version, die in Austin debütierte.

Welches Paket ist schneller in Las Vegas? Der alte Haas von Nico Hülkenberg oder die B-Version von Kevin Magnussen?
Letzte Chance Las Vegas
Bedeutet Hülkenbergs Abkehr vom Upgrade des HaasVF-23, dass die mit so großem Aufwand innerhalb von drei Monaten gebaute Ausbaustufe ein Flop ist? "Es ist bis jetzt jedenfalls kein Fortschritt", meint Hülkenberg.
Steiner schwächt ab: "Wir wussten anhand der Daten, dass wir von dem Upgrade nicht sofort Wunder erwarten dürfen. Es war auch als Lehrstück für 2024 gedacht. Selbst wenn wir nur herausfinden, welche Fehler wir nächstes Jahr nicht noch einmal machen dürfen, haben wir schon etwas gewonnen."
Das Misstrauensvotum des einen Fahrers kommt den Team nicht ganz ungelegen. "Jetzt bekommen wir wenigstens direkte Vergleichsdaten", hofft Steiner. Und er will seinen Fahrern in den letzten beiden Rennen das Auto geben, in dem sie persönlich ihre besten Chancen sehen.
"Wenn sich Nico mit der alten Version komfortabler fühlt, wäre es blöd sie zurückzuhalten. Las Vegas ist vielleicht unsere letzte Chance, um Punkte zu holen. Da will ich den Fahrern das bestmögliche Material geben." Die kühlen Temperaturen in der Nacht könnten das bei Haas das so gefürchtete Überhitzen der Lauffläche hinauszögern. In Abu Dhabi dagegen zählt wieder das, was dem Haas fehlt: Anpressdruck.

Bei Haas hat man nichts mehr zu verlieren. In den letzten zwei Rennen versucht man irgendwie die Rote Laterne abzugeben.
Von Austin nach Las Vegas
Die Aufteilung auf zwei unterschiedliche Autos entspannt auch die Ersatzteil-Lage, auch wenn es sich logistisch wie ein Overkill anhört. "Wären beide mit dem neuen Auto gefahren, hätte wir nur noch drei Kits gehabt. Die beiden Unfälle von Kevin in Mexiko und Brasilien haben dazu geführt, dass wir von manchen Komponenten nur noch einen Satz haben", verrät Steiner.
Jetzt verfügen beide Piloten über jeweils zwei Garnituren ihrer Spezifikation. Wichtig für einen Stadtkurs wie Las Vegas, wo ein Ausrutscher schnell mal in der Mauer enden kann. Haas musste die Teile der A-Version nicht einmal aus Europa einfliegen, erzählt Komatsu: "Wir hatten zur Sicherheit zwei Kits davon in Austin dabei. Die sind dort als Notnagel geblieben für den Fall, dass bei dem Triple zu viel kaputtgeht. So mussten wir die Teile nur noch von Austin nach Las Vegas schaffen."