Dieses Haas-Team überrascht immer wieder. Der US-Rennstall bringt Upgrades und sie funktionieren. Da könnten sich selbst Topteams ein Beispiel nehmen. Haas fährt von Austin mit sieben Punkten im Gepäck nach Hause. Im Kampf um Platz 6 in der Marken-Wertung ging der Letzte des Vorjahres an Toro Rosso vorbei und hat jetzt zwei Zähler Vorsprung.
Nach zehn Rennen hatte Red Bulls Schwesterteam die Wertung noch mit 28:7 angeführt. Die Aufholjagd der Amerikaner zeigt, dass Haas nicht nur ein gutes Rennauto gebaut hat. "Zum ersten Mal in der Geschichte unseres Teams haben wir es geschafft uns zu verbessern. Wir machen das Auto mit jedem Schritt besser, weil wir offen für alle Ideen und selbstkritisch sind", lobt Teamchef Ayao Komatsu seine Truppe.

Zum Qualifying und Rennen wurden beide Haas-Piloten mit dem Upgrade-Paket rausgeschickt.
Hülkenberg schneller als Perez
Trotz des Meilensteins war die Stimmung nicht ungetrübt im Lager des neuen WM-Sechsten. Nico Hülkenberg kam im Sprint und Hauptrennen jeweils als Achter ins Ziel, hatte aber das Gefühl, dass da noch mehr drin lag. "Wenn ich gestern nicht die Qualifikation verhauen hätte, wäre ich vor Perez gestartet. Ich glaube, dass ich Checo hinter mir hätte halten können. Ich bin ihm am Ende sogar nähergekommen."
Der lange Rheinländer ärgerte sich maßlos, dass er im Q2 zwei Mal in der ersten Kurve über das Ziel hinausgeschossen war. Fehler dieser Art sind bei ihm völlig unüblich. Deshalb wollte er es im Rennen auch möglichst gut machen. "Der Schlüssel war, dass wir das Einstopp-Rennen möglich gemacht haben. Den Lawson hatte ich am Schluss locker im Griff."
Hülkenbergs Reifen waren neun Runden älter als die seines Verfolgers, und er fuhr auch noch auf der härteren Mischung. Trotzdem fror er den Vorsprung bei sieben Sekunden ein. Ein klares Zeichen, dass Haas im Wettrüsten die Attacke von Toro Rosso mit einem neuen Unterboden erfolgreich abgewehrt hat.

Hülkenberg war mit dem Einstopper deutlich erfolgreicher als Magnussen mit der Zweistopp-Taktik.
Ein Stopp zu früh, der andere zu spät
So sehr sich der Teamchef über Hülkenbergs Punkte freute, so sehr litt er mit Kevin Magnussen, der für sein bestes GP-Wochenende in diesem Jahr nur mit den beiden Punkten aus dem Sprint belohnt wurde. Im Hauptrennen verpasste der Däne den zehnten Platz um 7,8 Sekunden.
Schuld war eine Zweistopp-Strategie, die laut Teamchef Komatsu völlig überflüssig war: "Wir rechneten mit zwei Stopps, waren aber offen und wollten während des Rennens entscheiden, was wir tun. Nico hatte freie Fahrt und konnte seine Reifen gut in Schuss halten. Kevin hing hinter Gasly fest und hatte Tsunoda im Nacken. Aus Angst, dass uns Tsunoda mit einem Undercut überrascht, haben wir Kevin reingeholt."
Der Funkspruch kam genau in dem Moment, als Sergio Perez den Japaner im Schwesterauto überholte. Ab dem Augenblick war die Undercut-Gefahr reduziert. Komatsu ärgert sich. "Ich hätte die Aktion stoppen sollen, aber wir hatten da leider wieder mal Kommunikationsprobleme an der Boxenmauer."
Im Rückblick passte auch das Timing der beiden Boxenstopps nicht. Der erste in Runde 17 kam zu früh, der zweite in Runde 38 zu spät. Beide Male landete Magnussen im Verkehr. Beim zweiten Stopp auch noch hinter seinem direkten Gegner Franco Colapinto. Als sich Gasly dazwischen schob, verlor der Haas-Pilot den Anschluss. "Kevin hätte mehr verdient", stellte Komatsu fest.

Das Haas-Upgrade schlug ein. Am Ende hätten aber sogar noch mehr Punkte herausspringen können.
Ziel für Einstopper war Runde 26
Auch Hülkenberg fuhr auf Sicht. "Wir haben vorher ausgemacht, dass wir ein Einstopp-Rennen versuchen werden, wenn Nico bis Runde 26 oder 27 kommt." Lange glaubte Hülkenberg selbst nicht daran. "Auf halbem Weg durch den ersten Stint fühlte sich das Auto schrecklich an. Doch die Reifen haben sich erholt und haben es mir erlaubt, lange draußen zu bleiben. Das war der Schlüssel für WM-Punkte."
Die Einführung des neuen Unterbodens und der modifizierten Seitenteile begann mit einem Vergleichstest. Hülkenberg fuhr mit dem neuen, Magnussen mit dem alten Paket. Obwohl der Däne meistens schneller war und im Sprint vor seinem deutschen Teamkollegen ins Ziel kam, entschieden Komatsu und seine Ingenieure, Magnussen für das Hauptrennen in die jüngste Spezifikation zu setzen. Der Fahrer hätte anders entschieden.
Der Däne machte seine Sache gut, wenn man bedenkt, dass er ohne Eingewöhnungsphase direkt in die Qualifikation geschickt wurde und trotzdem bis ins Q3 vorstieß. "Ich habe mit jeder Runde dazu gelernt. Als ich im Q3 angelangt war, habe ich meinem Renningenieur gesagt, dass ich noch keine saubere Runde hinbekommen habe. Ich hatte das Gefühl, dass es noch schneller geht."
Die Daten sprachen für den Wechsel auf die neue Version des Haas VF-24. "Sie ist in den Bereichen besser, die uns der Windkanal versprochen hat", erklärte Komatsu. Der Fahrer erkannte nur minimale Unterschiede. "Es ist heute nicht mehr so, dass du zehn Punkte mehr Abtrieb in jeder Kurve spürst. Die Sache ist viel komplexer geworden. Das Upgrade hat die Fahrcharakteristik in den Bereichen verbessert, in denen wir noch Schwächen hatte", lobte Magnussen.