Monza war der Tiefpunkt der Saison. Nico Hülkenberg fasste es in einem Satz zusammen: "Keine Rundenzeit, keine Balance, kein Reifenmanagement." Der Haas VF-23 ist auf schnellen Strecken nicht effizient. "Dann verschiebt sich die Balance, das Auto beginnt zu rutschen und das killt auf einem rauen Belag wie Monza die Reifen."
Hülkenberg sieht in seinen klaren Worten keine Generalkritik am Team: "Das Gleiche habe ich Guenther Steiner und den Ingenieuren beim Briefing gesagt. Es bringt ja nichts, etwas schönzureden. Jeder hat gesehen, dass wir zu langsam waren und unsere Reifen zu früh verschlissen haben. So etwas musst du abhaken. Ich habe das Rennen aus meinem Gedächtnis gestrichen."

Der Haas VF-23 frisst die Reifen in den Rennen schneller auf als die Konkurrenz.
Vier Kurven weniger mit Fingerspitzengefühl
In Singapur soll es besser gehen. Ohne Upgrades. "Strecken, die viel Abtrieb verlangen und langsame Kurven liegen uns besser", hat Hülkenberg in dieser Saison gelernt. Wenn alle Autos mit den größten Flügeln bestückt werden, schrumpfen die Unterschiede im Luftwiderstand der einzelnen Autos.
Das neue Layout sollte Haas helfen, seine Probleme in den Griff zu bekommen: "Vier Kurven weniger bedeutet weniger bremsen und beschleunigen. Die neue Gerade sollte helfen, die Reifen herunterzukühlen. Und für uns sind es vier Kurven weniger, in den wir mit Fingerspitzengefühl fahren müssen."
Teamchef Guenther Steiner und die Fahrer haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben, die Schlacht um Platz sieben gegen Williams, Alfa Romeo und Alpha Tauri zu gewinnen. "Williams hat einen guten Job mit dem Auto gemacht. Das müssen wir auch schaffen", fordert Steiner. In Austin soll es so weit sein. Dann wird der Haas VF-23 mehr aussehen wie ein Red Bull als ein Ferrari.

Nach dem geplanten Austin-Upgrade soll das Auto optisch dem Klassenprimus Red Bull RB19 ähneln.
Risiko um Risiko zu minimieren
Die Entscheidung für den Generalumbau fiel zwei bis drei Wochen vor der Sommerpause. "So um die Grand Prix von Österreich und England herum haben wir erkannt, dass sich unser Konzept nicht mehr weiterentwickeln lässt. Wir sind in eine Sackgasse gelaufen. Die anderen haben uns mit ihren Upgrades", erzählt Hülkenberg.
Auch wenn das große Upgrade nicht auf Anhieb schnellere Rundenzeit liefert, ist der Schritt notwendig. "Wir gehen dieses Risiko ein, um das Risiko für 2024 zu minimieren. Was wir jetzt lernen, hilft uns auch mit dem nächstjährigen Auto", verteidigt Steiner den Kraftakt. Hülkenberg sieht es positiv: "McLaren und Williams haben mit Upgrades einen großen Sprung gemacht. Das kann uns auch gelingen."