30 Jahre lang hatte es in der Formel 1 kein amerikanisches Team mehr gegeben, bevor HaasF1 2016 den Einstieg in die Königsklasse wagte. Auch der letzte F1-Rennstall aus den USA trug 1986 den Namen Haas, hat aber nichts mit dem neuen Projekt zu tun. Teambesitzer Gene Haas ist mit seinem Vorgänger Carl Haas weder verwandt noch verschwägert.
HaasF1 operiert von drei Standorten
HaasF1 ist ein Team, das es so zuvor noch nie in der Formel 1 gegeben hat. Mit 3 Standorten. In der US-Basis Kannapolis sitzt die Verwaltung. Dort werden auch alle Metallteile produziert. Auf 20 hauseigenen Maschinen. Gene Haas ist der CNC-König der USA. Im englischen Banbury befindet sich die Rennfabrik. Teamchef Guenther Steiner hat dafür die alte Marussia-Basis ausgesucht.
Für die Basis England spricht: "Dort kriegst du die Leute mit Rennerfahrung." In Italien fand unter der Leitung von Chefdesigner Rob Taylor und Aerodynamikchef Ben Agathangelou die Entwicklung des ersten Autos für die Saison 2016 statt. Bei Dallara das Chassis, im Ferrari-Windkanal die Aerodynamik.
Der technische und logistische Standard für Neueinsteiger in der Formel 1 ist hoch. Es sei denn, es handelt sich um Automobilhersteller. Teamchef Günther Steiner versuchte das Risiko von Beginn an zu minimieren. Man wollte nicht die gleichen Fehler wie Caterham, Marussia und HRT machen, die von einem weißen Blatt Papier weg das große Abenteuer Formel 1 in Angriff nahmen und nie den Anschluss ans Mittelfeld schafften.
HaasF1 mit schlankem Budget
Mit 300 Angestellten gehört HaasF1 zu den schlankeren Teams der Formel 1. Auch die enge Zusammenarbeit mit Ferrari spart Geld. Man nimmt aus Maranello, was man kriegen kann. Also alle Komponenten, die auf einer Liste mit dem Titel "listed parts" stehen. Damit sind die Teile bezeichnet, die man von außen einkaufen darf und nicht selbst entwickeln muss – wie zum Beispiel Chassis, Kühler, Flügel, Außenhaut und Unterboden.
HaasF1 bekommt von Ferrari nicht nur die Antriebseinheit und das Getriebe, sondern auch Aufhängungen, Radträger, den Sitz, die Hydraulik, Lenkung und die Elektronik. Damit steht das Skelett. Es selbst zu konstruieren, würde Kapazitäten und Geld kosten. Das Budget von HaasF1 fällt deshalb relativ bescheiden aus. Bis 2025 operierte man nie am Budget-Cap.
Im Cockpit setzte HaasF1 für das Debütjahr auf eine Mischung aus Talent und Erfahrung. Der Mexikaner Esteban Gutierrez passte mit seiner Nähe zu den USA, seiner Vergangenheit bei Ferrari und seinen Sponsoren perfekt ins Beuteschema. Dazu wurde mit Romain Grosjean ein gestandener Pilot verpflichtet, der bei Lotus gezeigt hatte, dass er zur Elite im Fahrerkreis gehört. Und schon direkt im ersten Rennen überraschten die Amis mit Punkten. Am Ende der Debütsaison sprang ein respektabler achter Platz vor Renault, Sauber und Manor raus.
Im zweiten Jahr konnte der Neuling die Ausbeute mit 47 Punkten fast verdoppeln. Am Ende landete das Team, für das mittlerweile Kevin Magnussen und Romain Grosjean an den Start gingen, jedoch wieder "nur" auf Rang acht. Doch nach den zwei Saisons zum Eingewöhnen, ging es im dritten Jahr richtig voran. Die Ausbeute wurde mit 93 Zählern erneut fast verdoppelt. Der Lohn war Rang fünf in der Teamwertung.
Für 2019 wollte man den Aufwärtstrend fortsetzen. Zumindest optisch war Haas vorne dabei. Der Look der Autos wurde von Grau-Rot in Schwarz-Gold umlackiert. Grund für den Farbwechsel war die Verpflichtung von Titelsponsor Rich Energy.
Theater um Sponsor
Die Ehe mit dem Getränkehersteller war aber keine runde Geschichte. Bereits nach dem GP Italien verschwand Rich Energy wieder als Sponsor von den Autos. Auch sportlich ging es bergab. Am Ende reichte es nur zum vorletzten Tabellenplatz. Teamchef Günther Steiner hielt an beiden Fahrer für 2020 fest. Die durch die Corona-Pandemie erschwerte Saison brachte Haas finanziell in gefährliches Fahrwasser. Vor dem GP Portugal gab das Team bekannt, sich von beiden Fahrern für 2021 zu trennen.
Grosjean verabschiedete sich beim GP von Bahrain aber mit einem Knall: Der Feuerunfall des Franzosen ging um die Welt. Glücklicherweise trug Grosjean nur kleinere Verletzungen davon.
Mick Schumacher und Nikita Mazepin hieß das Duo ab der Saison 2022. Auszeichnen konnten sich die beiden aber nur selten. Der Haas war das schlechteste Auto im Feld. Schumacher hatte seinen russischen Teamkollegen im Griff, der jedoch wichtiges Sponsorgold dank seines schwerreichen Vaters zum klammen Rennstall brachte.
Mazepin fliegt, Schumacher später
Eigentlich hätte Mazepin auch 2022 im Auto sitzen sollen. Als jedoch Russland die Ukraine im Februar angriff, flog Mazepin raus. Mit Kevin Magnussen bekam ein alter Bekannter das zweite Cockpit. Der Däne sorgte auch dafür, dass Schumacher bei Steiner auf das Abstellgleis geriet. Der Deutsche hatte vor allem zu Beginn der Groundeffect-Ära Probleme, Magnussen zu folgen. Der wiederum sorgte zu Beginn der Saison für Big Points. Schumacher leistete sich auch im zweiten Jahr zu viele Unfälle.
Steiner ersetzte ihn durch Nico Hülkenberg. Der Deutsche überzeugte in seinen zwei Jahren beim Team und hatte Magnussen meistens im Griff. Im Winter 2024 setzte Gene Haas dann Günther Steiner vor die Tür. Der Südtiroler wurde durch Ayao Komatsu ersetzt. Haas legte in der Saison 2024 dann eine starke Leistung hin. Am Ende reichte es zu Rang sechs bei den Konstrukteuren.
Toyota steigt ein
Ein echter Coup gelang Haas auch mit einer neuen technischen Partnerschaft. Toyota unterstützt das Team bei der Produktion von Teilen, stellt einen Simulator zur Verfügung und gibt Haas die Option, mit alten Autos nach dem TPC-Reglement zu testen. Dabei sollen vor allem die japanischen Ingenieure Wissen erlangen.
Viele deuten das als eine Vorbereitung auf einen Werkseinstieg der Japaner. Der größte Automobilkonzern der Welt will sich die Königsklasse nach dem Milliarden-Grab in den 2000er-Jahren aber zunächst aus der Loge anschauen.
Für die Saison 2025 musste sich Komatsu nach zwei neuen Fahrern umsehen. Hülkenberg wechselte zu Sauber/Audi und Magnussen zweite Haas-Karriere endete nach drei Jahren. Esteban Ocon heuerte von Alpine kommend beim US-Team an und misst sich seitdem mit dem als Supertalent geltenden Oliver Bearman.