Haas-Wunder in Bahrain: Taktik-Coup bringt doppelte Punkte

Haas mit Risiko-Strategie in Bahrain
Taktik-Coup bringt doppelte Punkte

Melbourne war ein Ausreißer. Nach dem Pannenstart in die Saison hat Haas drei Mal in Folge gepunktet, zwei Mal mit beiden Autos. Und nach vier Rennen steht der US-Rennstall mit 20 Zählern als Fünfter da. Vor den Großkopferten von Aston Martin und Alpine, vor den besser gestarteten Williams, Toro Rosso und Sauber.

Am Samstagabend sah es noch nicht nach einer Fortsetzung der Haas-Festspiele aus. Esteban Ocon hatte sein Auto heftig in die Bande von Kurve 2 gesteckt. Der Franzose nahm alle Schuld auf sich, doch Teamchef Ayao Komatsu gab ihm Rückendeckung.

"Er hat sich selbst viel zu hart in die Pflicht genommen, weil er normalerweise sehr wenig Unfälle hat. Da tut es dann doppelt weh, wenn es wieder mal passiert. Wir haben die Daten von der Unfallrunde mit der davor verglichen. Esteban macht praktisch nichts anderes. Es muss eine Kleinigkeit gewesen sein, die ihn abgeworfen hat."

Esteban Ocon - GP Bahrain 2025
Haas

Ocon findet perfekte Lücke

Der Haas VF-25 mit der Startnummer 31 war eine Großbaustelle. Die komplette Hinterradaufhängung, Radträger, Heckflügel, Motorabdeckung, Crashstruktur, Diffusor und sicherheitshalber auch das Getriebe mussten getauscht werden. Der Unfall hielt Ocon auf dem 14. Platz fest.

Noch trostloser war der letzte Startplatz von Oliver Bearman. Der Engländer haderte mit Bremsproblemen. "Wir hätten ihn im Q1 drei Mal rausschicken sollen, damit er mehr Vertrauen bekommt. Ollie hatte locker den Speed fürs Q2", ärgerte sich Komatsu.

Am Sonntag hatten die Haas-Piloten Gelegenheit, die Pleite vom Samstag wieder gutzumachen. Ohne die Mithilfe der Strategen wäre es aber nicht möglich gewesen. Beide Autos gingen mit Soft-Reifen ins Rennen. Ocon stand aber schon nach acht Runden an der Box und bekam Medium-Reifen für den zweiten Stint.

Der Boxenstopp war perfekt getimt. Ocon fiel in eine Lücke, die ihm lange freie Fahrt garantierte. Nach vorne zu Gabriel Bortoleto waren zehn Sekunden Luft. So konnte er den Speed seines Autos auf frischen Medium-Reifen nutzen, während sich sein Umfeld noch auf alten Soft-Reifen abmühte. Als die ersten Boxenstopps durch waren, fuhr Ocon auf Platz sechs. Der Coup hatte ihm sechs Positionen gebracht.

Ollie Bearman & Isack Hadjar - GP Bahrain 2025
Haas

Bearman schlägt Mercedes

Mit Bearman machte Haas das Gegenteil. Der Engländer musste bis Runde 14 durchhalten. Dabei rutschte er von Platz sieben auf Rang 17 zurück. Nettogewinn: Drei Positionen. Zwei weitere gewann er auf der Strecke. Für Bearman kam das Safety-Car zum richtigen Zeitpunkt. Da war er schon auf den zwölften Platz vorgerutscht.

Dann ging es mit Doohan, Sainz, Tsunoda, Albon und Antonelli in einem Sechserpulk um die letzten Punkte. Nur Yuki Tsunoda im Red Bull war zu schnell für Bearman. Es zahlte sich aus, dass ihm die Box weiche Reifen mitgegeben hatte. Es waren ja nach dem frühen Ausscheiden im Q1 noch genug übrig. Andrea Kimi Antonelli in seinem Windschatten hatte gebrauchte C3-Sohlen auf dem Auto. Der ehemalige Formel-2-Teamkollege bei Prema kam 0,4 Sekunden hinter Bearman ins Ziel.

Ocon verfluchte das Safety-Car. Er stand wegen seines frühen ersten Stopps schon in der 27. Runde an der Box und bekam damit automatisch harte Reifen mit auf die Reise. "Der Soft wäre bei der Restdistanz zu riskant gewesen, obwohl es der bessere Reifen war", erklärte Komatsu.

Immerhin hielt die Safety-Car-Phase einen Bonus für Ocon bereit. Weil er auf der Strecke blieb, machte er vier Plätze gut und ging als Siebter in den Re-Start. Der Rest war ein Überlebenskampf. Max Verstappen und Pierre Gasly waren zu schnell. Doch Tsunoda hielt er mit einem Vorsprung von acht Zehnteln in Schach. "Ein Red Bull und einen Mercedes geschlagen. Nicht schlecht für ein kleines Team", freute sich der Teamchef.

Ayao Komatsu & Esteban Ocon - GP Bahrain 2025
Haas

Melbourne-Problem noch da

Zum ersten Mal machte sich die Umstrukturierung des Kommandostandes und die Neuverteilung der Ingenieursposten an der Strecke positiv bemerkbar. Haas holte fünf Punkte dank einer risikofreudigen Taktik mit gutem Boxenstopp-Timing und der richtigen Reifenwahl. Das war im letzten Jahr bei vielen Rennen noch ein Problemfall.

Komatsu lobte seine Truppe: "Keiner hat sich nach dem Samstag aufgegeben. Ich bin stolz, so eine Reaktion zu sehen. Wir waren mit unserer Strategie proaktiv und haben uns etwas getraut. Da habe ich eine innere Überzeugung gespürt."

Zufrieden ist der Japaner auch, wie seine Ingenieure das Problem von Melbourne in den Griff bekommen haben. Gelöst ist es immer noch nicht ganz, trotz der Eingriffe am Unterboden vor dem Rennen in Suzuka.

"Wir hatten diese vertikalen Schwingungen auch in Bahrain. Hauptsächlich auf den Geraden und in Kurve 12. Aber nie so stark, dass es uns gestört hat", berichtete Komatsu. Bis zu einer endgültigen Lösung müssen die Haas-Techniker das Auto von Strecke zu Strecke anpassen. "Wir haben jetzt einen Weg gefunden, in unserem Fenster zu fahren, ohne allzu viele Opfer zu bringen."