Ferrari, Red Bull und Mercedes lassen dem Rest des Feldes in der Regel vier Plätze im Q3 übrig. Drei davon wurden von Ferrari-Kundenteams eingenommen. Zwei Haas und ein Sauber schafften den Aufstieg in die letzte K.O.-Runde. Valtteri Bottas verfehlte die Zeit von Lewis Hamilton auf Platz sechs nur um 0,096 Sekunden. Fazit im Team: "Trotz des schlechteren Startplatzes als in Miami sind wir besser geworden. Wir sind näher an den Top-Teams dran."
Alfa Romeo hatte ein großes Upgrade mit nach Barcelona gebracht. Es war schon das zweite in dieser Saison. Die Schweizer wissen, dass sie mit dem C42 ein schnelles Auto haben, mit dem man regelmäßig in die Punkte fahren kann. Mit einer Entwicklungsoffensive in einem frühen Stadium der Saison will Sauber die Position stärken und jetzt ein Punktepolster aufbauen, von dem man später vielleicht zehren muss.

Vier Zehntel für ein Monster-Upgrade
Teamchef Frédéric Vasseur sieht keinen Grund, warum man nicht früh in der Saison den Großteil seines Pulvers in der Entwicklung verschießen sollte: "Wenn die Ingenieure gute Ideen haben und das Team sie umsetzen kann, warum soll ich dann drei Rennen warten? Ich würde ja drei Rennen lang auf ein schnelleres Auto verzichten. Wir wollen jetzt die Ernte einfahren, weil es unser Plan ist, früh auf das 2023er Auto umzuschwenken."
Auf dem Papier versprachen die Änderungen an Frontflügel, Heckflügel, den Aufhängungen, dem Rückspiegel, der Motorabdeckung und den Kühlauslässen vier Zehntel. Und sie kamen alle auf der Rennstrecke an. Obwohl Bottas am Freitag wegen eines Motorschadens auf ein Training verzichten musste. Damit gingen dem Fahrer und den Ingenieuren wichtige Daten und Informationen über das umgebaute Auto verloren. Teamkollege Guanyu Zhou fährt nur mit 50 Prozent des neuen Aero-Pakets. Es wird erst in Baku komplett sein.

Unsichtbares Upgrade im Haas
Haas rehabilitierte sich für die Pannen von Miami. Zum ersten Mal seit dem GP Brasilien 2019 schafften es wieder beide US-Ferrari ins Q3. Und das, obwohl der US-Rennstall in Barcelona als einziges Team auf Upgrades verzichtet hatte. Umso mehr freute sich Teamchef Guenther Steiner: "Wo sind die anderen geblieben, die mit halb neuen Autos angetreten sind? Wir haben mit nichts mehr geschafft als sie. Das nennt man Effizienz."
Tatsächlich hatte Haas doch eine kleine Modifikation im Gepäck, die aber unsichtbar blieb. Die Unterböden der beiden Autos wurden verstärkt. Und prompt war das Bouncing komplett verschwunden. "Wir konnten mit der Bodenfreiheit tiefer und tiefer gehen, und die Autos wurden immer schneller. Die Ingenieure konnten es selbst kaum glauben", amüsierte sich Steiner. Kevin Magnussen lobte: "Manchmal bringt ein gutes Setup mehr als das größte Upgrade."
Schumacher verliert ein Training
Während der Däne immer ohne Zittern locker eine Runde weiterkam und am Ende fast so schnell war wie Bottas, brauchte Mick Schumacher schon eine gestrichene Rundenzeit von Lando Norris um ins Q3 vorzustoßen. Der Rückstand von fast sieben Zehntel erklärt sich zum Teil dadurch, dass Schumacher im dritten Training nur Zuschauer war. Ein Eingabefehler im Brake-by-wire Programm sorgte für ein kapitales Feuer an der rechten hinteren Bremse. Dabei verglühten die Bremssättel, die Bremshutze und Aufhängungsteile.
Auch Magnussen war nicht ohne Probleme unterwegs. Mehrmals im Training bremsten ihn Probleme mit dem DRS. "Kevin musste den Knopf zwei Mal drücken. Deshalb ging der Flügel mit Verspätung auf", erzählten die Ingenieure. Magnussen glaubt, dass sonst der fünfte Platz möglich gewesen wäre.
Zwei Stunden nach dem Qualifying kam allerdings eine Vorladung von der FIA in das Haas-Postfach. Beide Piloten drei Stunden lang um ihre Startplätze bangen. Schumacher und Magnussen wurden zu den Sportkommissaren vorgeladen, weil sie in der Aufwärmrunde unnötig langsam gefahren sind.Alpine-Einsatzleiter Alan Permane ereiferte sich: "Die waren nicht drei oder vier Sekunden zu langsam, sondern 20. Jeder, der die Regeln befolgt hat, wurde mit zu heißen Reifen in der schnellen Runde bestraft." Die Sportkommissare drücktren beide Augen zu. Beide Fahrer kamen mit einer Verwarnung davon. Wohl auch, weil man sonst zu viele Fahrer hätte bestrafen müssen. Die FIA zählte 55 Verstöße von 18 Fahrern.