GP USA Historie: "Austin setzt neue Standards"

GP USA Historie
"Austin setzt neue Standards"

Die Formel 1 gastiert zum 52. Mal in den USA. Das Grand Prix-Debüt fand aber erst im zehnten Jahr der Formel 1-Geschichte statt. 1959 bekam Sebring das WM-Finale. Danach ging der GP USA auf Wanderschaft. Insgesamt gastierte die Formel 1 an zehn verschiedenen Schauplätzen. Kein Land hat mehr GP-Strecken als die USA.
 
Trotzdem ist die Königsklasse im Land der unbegrenzten Möglichkeiten nie so richtig angekommen. "Wir hatten nur einmal so etwas wie ein Zuhause hier, und das war Watkins-Glen", fasst Mario Andretti zusammen. Der Weltmeister von 1978 erinnert sich gerne an die Zeit am "Glen", wie die Rennstrecke in Motorsportkreisen genannt wurde. "Ein toller Kurs. Würde man ihn nach heutigen Standards bauen, wäre er ein echtes Highlight."

Berg- und Talfahrt in Watkins-Glen

Watkins-Glen war mit 20 Grand Prix zwischen 1961 und 1980 am häufigsten Gastgeber des GP USA. Bis 1970 wurde auf einer 3,7 Kilometer Version gefahren. Ab 1971 wuchs die Strecke im Bundesstaat New York auf 5,4 Kilometer Länge. Die Berg- und Talbahn war fahrerisch eine Herausforderung. Und extrem gefährlich. Francois Cevert und Helmut Koinigg kamen hier 1973 und 1974 bei Unfällen ums Leben.
 
Angefangen hat alles 1959 auf dem Flugplatzkurs von Sebring. Der ist eigentlich eher bekannt durch das 12-Stunden-Sportwagenrennen. Streckenbesitzer Alec Ullmann erfüllte sich seinen Traum, die Formel 1 nach Amerika zu bringen. Sebring bekam das Finale, in dem Jack Brabham, Stirling Moss und Tony Brooks um die WM-Krone kämpften. Brabham gewann.
 
Das Bild ging damals um die Welt. Der Australier schob seinen Cooper-Climax ohne Sprit im Tank über die Ziellinie und schaffte damit den rettenden vierten Platz. Wirtschaftlich war das Rennen eine Pleite. Nur 20.000 Zuschauer fanden sich ein.
 
1960 zog die Formel 1 nach Riverside um. Der Titel war längst zugunsten von Jack Brabham entschieden. Stirling Moss gewann auf dem 5,2 Kilometer langen Kurs in der kalifornischen Wüste. Die Teams hausten damals außerhalb der Rennstrecken in lokalen Garagen. Es gibt Fotos, da werden die Formel 1-Autos auf eigener Achse über den Highway zur Rennstrecke gefahren.

Zweiter US-Gand Prix in Long Beach

Mit Watkins-Glen fand der GP USA ab 1961 zum ersten Mal eine ständige Bleibe. Die Buckelpiste nahe der Grenze zu Kanada musste sich ab 1976 die Aufmerksamkeit mit Long Beach teilen. Veranstalter Chris Pook organisierte zusammen mit Bernie Ecclestone das amerikanische Monte Carlo. Kulisse waren keine Wolkenkratzer, sondern die Queen Mary, die im Hafen ankerte und zum Hotel umfunktioniert worden war.
 
Die spektakuläre Strecke, die mit dem Shoreline Drive im Gegensatz zu Monaco sogar eine echte Überholmöglichkeit bot, lieferte zwischen 1976 und 1983 Dramen und Tragödien. Mario Andretti setzte sich 1977 in einem atemberaubenden Dreikampf gegen Niki Lauda und Jody Scheckter durch. Clay Regazzonis Karriere endete mit einem fürchterlichen Unfall am Ende des Shoreline Drive. Das Bremspedal war gebrochen. Der Schweizer zog sich so schwere Wirbelverletzungen zu, dass er fortan im Rollstuhl saß.
 
Niki Lauda feierte 1982 den ersten Sieg nach seinem Comeback. John Watson gewann 1983 den Grand Prix vom 22. Startplatz, nachdem Patrick Tambay und Keke Rosberg im Duell um die Spitze kollidiert waren. 1980 endete die Ära Watkins-Glen. Dem Veranstalter ging das Geld aus. "Ab dann sind wir von Strecke zu Strecke zigeunert", kritisiert Mario Andretti.

Von Las Vegas nach Detroit

1981 und 1982 brachte Ecclestone die Formel 1 nach Las Vegas. Zwei Mal kürte die Spielerstadt einen Weltmeister. 1981 Nelson Piquet, 1982 Keke Rosberg. Das Rennen fand auf einem Parkplatz hinter dem Caesar's Palace-Hotel statt. "Keine Rennstrecke, die dich als Fahrer inspiriert hätte", erinnert sich John Watson.
 
1982 wanderte der Formel 1-Zirkus in Amerikas Motorcity Detroit. Der vier Kilometer lange Kurs am Ufer des Detroit River bestand hauptsächlich aus 90-Grad-Kurven und hatte einen Tunnel wie Monte Carlo. Die Strecke war in Fahrerkreisen nicht sehr beliebt. "Das beste war, dass unser Hotel mitten im Fahrerlager stand. Wir konnten mit dem Aufzug zur Arbeit fahren", amüsiert sich Jacques Laffite noch heute. Detroit spielte sieben Mal den Gastgeber. 1988 war nach einem Sieg von Ayrton Senna Schluss.

Rosberg gewinnt einzigen Grand Prix in Dallas

1984 richtete Dallas nach dem Vorbild von Detroit ein Stadtrennen aus. "Bei 45 Grad Hitze", wie Sieger Keke Rosberg erzählt. Es war so heiß, dass der Asphalt aufbrach. Nur acht von 24 Startern sahen das Ziel.

Wegen der Hitze wurde das Warm-up bereits um sieben Uhr morgens abgehalten. Laffite erschien spaßeshalber im Pyjama. Nigel Mansell brach beim Versuch seinen Lotus über die Ziellinie zu schieben zusammen. Er wurde noch als Sechster gewertet. Die Stars im Fahrerlager waren nicht die Formel 1-Piloten, sondern die Schauspieler der TV-Serie "Dallas".

Tyrrell mit Eigentor in Phoenix

Dallas war eine Eintagsfliege. Phoenix durfte immerhin drei Mal ran. Das Debüt in der Wüstenmetropole 1989 fand bei unerträglicher Hitze mitten im Sommer statt. Alle plädierten für eine Verkürzung der Renndistanz. Nur Ken Tyrrell beharrte stur auf den angesetzten 75 Runden. Zu dem Zeitpunkt, an dem die anderen Teams das Rennen beenden wollten, lagen beide Tyrrell noch in den Punkterängen. Nach 75 Runden waren Jonathan Palmer und Michele Alboreto ausgefallen. "Recht so", spottete die Konkurrenz.

Nur sechs Fahrer sahen die Zielflagge. Christian Danner erzielte mit Platz vier im Rial sein bestes Formel 1-Ergebnis. Die beiden anderen Grand Prix in Phoenix fanden bei kühleren Bedingungen zu Saisonbeginn statt. Ayrton Senna gewann 1990 und 1991. Keiner mochte die Strecke, die drei Mal ihr Layout veränderte.

Den Einheimischen war das Rennen egal. Als sich Gerhard Berger im Taxi zum Fahrerlager bringen lassen wollte, fragte ihn der Chauffeur: "Fahrerlager, was ist das?" Beim letzten Auftritt fanden sich gerade mal 20 000 Zuschauer auf den Tribünen ein.

Skandale in Indianapolis

Der vorerst letzte Auftritt in den USA führte die Formel 1 ins Motorsport-Mekka Indianapolis. Zwischen 2000 und 2008 fuhren Michael Schumacher und Co acht Mal in dem berühmten Oval. Beim ersten Mal kamen noch 200.000 Zuschauer. Zum Schluss verlor sich gerade Mal die Hälfte auf den riesigen Tribünen.

Der GP-Zirkus hatte die Fans mit zwei Skandalen vertrieben. 2002 ging ein inszeniertes Fotofinish der Ferrari-Piloten in die Hose. Statt Michael Schumacher gewann Rubens Barrichello. Mit 30 Zentimeter Vorsprung. 2005 standen nur sechs Autos am Start. Die Michelin-Teams bogen nach der Formationsrunde in die Boxengasse ab.

Michelin konnte nicht für die Sicherheit seiner Reifen garantieren. Im Training hatte man Schäden an den Karkassen festgestellt. Der linke Hinterreifen hielt den Belastungen in der Steilkurve nicht stand. Michael Schumacher gewann fünf Mal in Indianapolis, und Sebastian Vettel feierte im Speedway 2007 sein Debüt. Seine Erinnerung: "Ein schlechter Start, und im Ziel war ich körperlich k.o."

Austin mit gelungenem Start

Austin ist die zehnte Rennstrecke, die antritt, um dem GP USA eine dauerhafte Heimat zu geben. Mit guten Chancen, wie Mario Andretti meint: "Diese Strecke setzt in Amerika neue Standards. Es gibt nichts Vergleichbares in unserem Land. Wenn die Formel 1 eine gute Show bietet, dann hat dieser Grand Prix eine echte Zukunft." Der Auftakt war schon einmal gelungen. Der Veranstalter meldete 65.360 Zuschauer für das Freitagstraining.