Nach dem einzigen Training zum GP USA wirkte Red Bull verwundbar. Max Verstappen hatte sich zwar wie so oft den Spitzenplatz gesichert. Allerdings kam der Weltmeister nicht in den sonst gewohnten Flow mit seinem RB19. Die Bodenwellen setzten dem Auto mehr zu, als man es erwartet hatte. Also mussten die Ingenieure nochmal ran an das Setup.
Doch was sich zumindest leise angedeutet hatte, trat im Qualifying tatsächlich ein. Red Bull steckte eine der seltenen Niederlagen in dieser Saison ein. Verstappen beendete die Qualifikation nur auf dem sechsten Rang. Am Auto lag es schlussendlich jedoch nicht. Vielmehr stand sich der Weltmeister selbst im Weg. Eigentlich drehte der 14-malige Saisonsieger die schnellste Runde des Tages. Die Rennleitung erkannte sie ihm allerdings wegen Missachtung der Track Limits in der vorletzten Kurve ab.

Max Verstappen steckte als Sechster eine seltene Niederlage ein.
Trotz Fehlern auf Pole
So blieb am Ende die Zeit aus dem ersten Q3-Versuch stehen. Diese brockte Verstappen den Platz in der dritten Reihe ein. Der Teamkollege schnitt wie gewohnt schlechter ab. Sergio Perez steuerte seinen Red Bull nur auf den neunten Platz. Damit hat das Weltmeister-Team am Sonntag viel Arbeit vor sich, um nicht ein zweites Mal in diesem Jahr an einem Rennsonntag als Verlierer dazustehen.
Ferrari nutzte die Schwäche von Red Bull aus. Charles Leclerc fand ab dem ersten Meter das nötige Vertrauen in seinen SF-23. Das Setup stimmte. Der Monegasse setzte den Speed um und schnappte sich die Pole Position mit einer Rundenzeit von 1:34.723 Minuten. "Der ganze Tag lief richtig gut für uns. Das Auto ist super schnell", sprach Leclerc in die Mikrofone. "Meine letzte Runde war eigentlich gar nicht besonders. Ich habe ein paar kleinere Fehler eingebaut. Ich bin sehr erfreut, dass es trotzdem gereicht hat."
Die erste Startreihe teilt sich Leclerc mit Lando Norris. McLaren ist auch in Austin flott unterwegs. Wie schon in Katar hatte Norris das Gefühl, besser abschneiden zu müssen. "Ich habe weniger Fehler gemacht, aber dennoch welche. Ich denke, die Pole wäre heute drin gewesen", ärgerte sich der Engländer. Am Ende schrammte der McLaren-Pilot um 0,130 Sekunden an der Spitze vorbei. So schnappte sich Leclerc zum dritten Mal in dieser Saison den Sonnenplatz in der Qualifikation und zum 21. Mal in seiner Laufbahn.
Hamilton mit guter Ausgangsposition
Mercedes war in der Verlosung um die Pole Position. Der neue Unterboden hat dem schwarzen Silberpfeil mehr Anpressdruck verliehen. Das Heck ist stabiler. Das schafft Vertrauen, das insbesondere Lewis Hamilton in seinen Dienstwagen gewann. Der Rekordsieger der Königsklasse brachte sich als Dritter in eine vielversprechende Ausgangsposition für das Hauptrennen. Die Pole lag mit einem Rückstand von nur 0,139 Sekunden in Reichweite.
Der zweite Mercedes klassifizierte sich auf dem fünften Rang. George Russell kann die verbesserte Pace des W14 noch nicht so abrufen wie der Teamkollege. Vor ihm sortierte sich Carlos Sainz als Vierter ein. Auch für den Spanier gilt: Der Garagennachbar fühlt sich wohler und ist folgerichtig schneller. In der Qualifikation um etwas mehr als zwei Zehntelsekunden.
Zwei Red Bull, zwei Ferrari, zwei Mercedes, zwei McLaren und zwei Alpine fochten im Q3 die besten Startpositionen für das Hauptrennen aus. Alpine zeigte eine ansprechende Leistung. Pierre Gasly und Esteban Ocon steuerten ihre Autos auf die Plätze sieben und acht. Dahinter folgte wie erwähnt Perez. Senkrechtstarter Oscar Piastri backt in Austin eher kleinere Brötchen. Diesmal stand er als Zehnter klar im Schatten von Teamkollege Norris.

Daniel Ricciardo gibt in Austin nach Verletzungspause sein Comeback.
Ricciardo bei Rückkehr 15.
Alpha Tauri gehört zu den fünf Teams, die für den GP USA Modifikationen am Auto vorgenommen haben. Es reichte trotzdem nicht, um es in die obere Tabellenhälfte zu schaffen. Yuki Tsunoda verbuchte als Elfter einen Trainingssieg über Daniel Ricciardo, strandete aber mit ihm nach der zweiten Quali-Runde.
Ricciardo feierte ein ordentliches Comeback. Der Australier muss sich noch eingrooven und auf den umgebauten Alpha Tauri einschießen. Nach fünf Rennen als Zuschauer wegen seines Handbruchs aus Zandvoort ist der achtmalige Grand-Prix-Sieger erstmal froh, wieder in der Startaufstellung zu stehen. Der 15. Platz ist aus dieser Perspektive zu verkraften.
Die Alfa Romeo stiegen geschlossen in den zweiten Durchgang auf und blieben dort hängen. Guanyu Zhou (12.) setzte sich im teaminternen Duell durch. Hinter dem Alfa-Duo lenkte sich Kevin Magnussen an die 14. Stelle. Auf einen vielversprechenden Auftakt folgte bei Haas die Ernüchterung. Die B-Version des VF-23 braucht noch Zeit, um schneller zu laufen. Das hatte das Team im Vorfeld aber auch erwartet. Obendrein zielt der Umbau mehr darauf ab, wichtige Erkenntnisse im Hinblick auf die kommende Saison zu erzielen.
Beide Aston Martin früh raus
Nico Hülkenberg erlebte eine Pleite. Auf dem welligen Circuit of the Americas stieg der lange Rheinländer bereits nach dem ersten Segment aus seinem Haas. Die letzte fliegende Runde passte nicht. Hülkenberg verlor bereits im ersten Sektor eine halbe Sekunde auf Teamkollege Magnussen. Das besiegelte sein Aus. Der Frust saß tief: Mit seinen jeweils besten Durchgangszeiten wäre Hülkenberg locker ins Q2 aufgestiegen.
Aston Martin ging mit den wenigsten Runden in die Qualifikation. Zu heiß gelaufene Vorderradbremsen hatten das Trainingsprogramm auf nur 24 Runden reduziert. So konnten die Ingenieure das umfangreiche Upgrade nicht richtig evaluieren. Die Quittung folgte später. Beide Autos scheiterten bereits an der ersten Quali-Hürde. Damit riss gleichzeitig die Serie von Fernando Alonso, der in dieser Saison jedes Mal bis ins Q3 vordrang.
Der Spanier landete auf dem 17. Platz. Teamkollege Lance Stroll kennt das Gefühl, bereits nach 18 Fahrminuten aussteigen zu müssen. Zum wiederholten Mal endete sein Qualifying nach dem Q1. Der Kanadier startet am Rennsonntag als 19. aus der letzten Reihe. Neben den beiden Aston Martin flogen auch beide Williams früh raus. Alexander Albon (18.) wahrte wenigstens seine weiße Weste im Vergleich mit Garagennachbar Logan Sargeant (20.).