Es war ein Rennen, in dem sich alles um das Reifenmanagement und die richtige Strategie drehte. Verstappen machte bereits am Start alles klar und ließ auch danach nichts mehr anbrennen. Der Holländer, der von der Pole Position losfuhr, wehrte sich nur kurz gegen einen Angriffsversuch von Carlos Sainz in der ersten Kurve, hatte dann aber nichts mehr zu befürchten.
Verstappen mit 24 Sekunden Vorsprung
Im RB19 diktierte er das Tempo wie von der Konkurrenz erwartet nach Belieben und siegte nach 66 Runden mit einem Vorsprung von 24 Sekunden vor Lewis Hamilton. Es ist der fünfte Sieg der Saison für ihn. Dabei setzte Red Bull auf eine andere Strategie als die Mehrheit im Feld, die auf Soft gestartet war. Beide Red-Bull-Piloten waren mit Medium-Pneus ausgerüstet, wechselten anschließend auf die harten Gummis und dann erst im letzten Stint auf die weiche Mischung.
"Es ist ein großes Vergnügen, mit einem Auto wie diesem zu fahren", sagte der WM-Führende. "Es gab viele verschiedene Reifenstrategien. Es war ein weiteres starkes Wochenende von mir und dem Team."
Zunächst sah es danach aus, als könne sich Ferrari nach dem Debakel um Charles Leclerc im Qualifying immerhin mit dem zweiten Rang von Sainz trösten. Der Spanier hielt sich lange direkt hinter Verstappen, kam aber als Erster aus der Spitzengruppe schon in Runde 15 an die Box, um von Soft auf die Medium-Reifen zu wechseln. Nach den Stopps von Mercedes in Runde 24 und 25 musste sich Sainz zunächst von Hamilton überholen lassen, kurz darauf auch von Russell.
Mercedes in Bestform
Nach der zweiten Boxenstopprunde, die Sainz wieder eröffnete, indem er von Medium auf Hart wechselte, sah das Bild genauso aus. Die beiden Mercedes hatten sich auf den Rängen 2 und 3 festzementiert. Russell legte damit eine beeindruckende Aufholjagd von Platz 12 aufs Podium hin. Beide Silberpfeile wählten Soft-Medium-Soft. Barcelona lieferte den Beweis: Das Upgrade funktioniert. Beide W14-Renner waren in Sachen Rundenzeiten deutlich konkurrenzfähiger.

"Wir haben das nicht erwartet", sagte Hamilton. "Ich ziehe den Hut vor meinem Team. Wir sind Red Bull nun näher gekommen. George hat heute auch einen großartigen Job gemacht. Red Bull ist noch zu schnell, aber wir arbeiten daran." Russell ergänzte: "Von P12 bis auf P3 war super. Das Auto ist jetzt in einem besseren Fenster und wir haben mehr Abtrieb."
Der wohl lustigste Funkspruch kam ebenfalls von Russell, der zur Rennmitte erst Regen in Kurve 5 gemeldet hatte und später am Funk fragte: "Berichtet das auch jemand anderes? Oder ist das nur mein Schweiß, der am Visier runterläuft?" Sein Ingenieur antwortete: "Du bist der Einzige." Es war also wohl doch kein Regen.
Ferrari hängt durch
Für Sainz ging es sogar noch einen Platz zurück, weil er sich 13 Runden vor Schluss auch noch Perez beugen musste. Der Mexikaner war ähnlich wie Russell mit Siebenmeilenstiefeln unterwegs und verbesserte sich so mit derselben Strategie wie Verstappen (Medium-Hart-Soft) von Startplatz 11 bis auf Rang 4.
Es wird insgesamt lange Gesichter bei Ferrari geben. Denn Leclerc, der das Rennen aus der Boxengasse in Angriff nahm, konnte sich nicht wirklich rehabilitieren und schaffte mit Rang 11 nicht mal den Sprung in die Top Ten und reiste damit ohne Punkte ab.
Für Aston Martin lief der Tag ebenfalls durchwachsen. Es war der erste Dämpfer in dieser Saison. Lance Stroll und Fernando Alonso kamen als vierte Kraft geschlossen auf den Positionen 6 und 7 ins Ziel. Alonso verpasste so zum zweiten Mal nach Aserbaidschan das Podium.

Esteban Ocon beendete in einem relativ ereignislosen Rennen für Alpine den achten Platz. Yuki Tsunoda im Alpha Tauri kam zwar als Neunter ins Ziel, bekam aber noch eine Fünf-Sekunden-Strafe, weil er Guanyu Zhou im Alfa-Sauber in der ersten Kurve in den Notausgang schickte. Damit fiel er auf 12 zurück. Zhou profitierte davon und nahm seine Position ein. Pierre Gasly staubte im zweiten Alpine durch die Tsunoda-Strafe den letzten WM-Punkt ab.
Hülkenberg und Norris chancenlos
Bei Nico Hülkenberg im Haas ging an diesem Rennsonntag gar nichts zusammen. Der Deutsche war von Platz 7 gestartet und fiel im Laufe des Rennens bis auf Position 15 zurück. Er hatte am Ende drei Stopps auf dem Konto. Der Reifenverschleiß war die Achillesferse des Haas.
Lando Norris, der im McLaren noch viel versprechend von Platz drei losgefahren war, beschädigte sich direkt auf den ersten Metern seinen Frontflügel, weil er ins Heck von Hamilton krachte. Er musste daraufhin an die Box kommen und sich einen neuen Flügel abholen. Damit war das Rennen schon gelaufen, bevor es angefangen hatte. Es blieb am nur Platz 17 für den Briten.