GP Saudi-Arabien: Der neue Jeddah Street Circuit

GP Saudi-Arabien „Jeddah Street Circuit“
Erste Bilder von der Baustelle

GP Saudi-Arabien 2021

Die Meldung von der Aufnahme Saudi-Arabiens in den Formel-1-Kalender wurde von vielen Fans und Medien kritisch entgegengenommen. Muss die Königsklasse wirklich in einem Land fahren, in dem immer noch grundlegende Menschenrechte missachtet werden? Doch am Ende zählt bekanntlich nur das Geld. Und das ist dank immer noch sprudelnder Ölquellen reichlich vorhanden. Bis zu 60 Millionen Euro sollen sich die Scheichs das Spektakel pro Jahr kosten lassen.

Wegen der Corona-Krise ist der Grand-Prix-Zirkus aktuell auf die umstrittenen Petrodollar angewiesen. Nach Bahrain und Abu Dhabi ist Saudi-Arabien nun schon der dritte Golfstaat, der sich den Besuch der Formel 1 gönnt. Und vielleicht kommt ja auch noch Katar dazu. Die Mitglieder der saudischen Königsfamilie haben sich auch in diesem Fall nicht lumpen lassen und sich den Formel-1-Spaß gleich für zehn Jahre ins Land geholt.

Die Premiere des Saudi-Arabien Grand Prix steht als vorletztes Rennen auf dem 2021er Terminplan. Am 5. Dezember soll die große F1-Party erstmals steigen. Bereits vor dem Saisonstart hatten die Veranstalter das Layout des Kurses vorgestellt. Es handelt sich um einen neuen Stadtkurs, der zwölf Kilometer nördlich von Jeddah, der zweitgrößten Metropole im Königreich, errichtet werden soll.

Über 27 Kurven rasen die Piloten direkt an der Küste des Roten Meeres entlang. Mit einer Gesamtlänge von 6,175 Kilometern ist es die zweitlängste Strecke überhaupt im Kalender. Nur auf der Ardennen-Achterbahn in Spa-Francorchamps (7,004 Kilometer) liegt noch mehr Asphalt zwischen Start und Ziel.

Bilder der Baustelle

Knapp sechs Monate vor der Premiere hatten die Organisatoren bereits erste Grafiken von den Gebäuden veröffentlicht, in die Teams und Rennleitung einziehen sollen. Den Planungsbildern nach soll in den nächsten Monaten eine grüne Oase am Roten Meer entstehen.

Die ersten richtigen Fotos der Bauarbeiten lassen das Ambiente jedoch etwas trister erwarten. Die Landschaft rund um die Strecke ist eher karg. Der Jeddah Street Circuit wird zwar als Stadtkurs ausgegeben, so richtig viele Gebäude sind neben der Piste aber nicht zu sehen. Immerhin sorgt die direkte Nähe zum Meer für interessante Perspektiven.

Wie auf den Bildern der Baustelle zu erkennen ist, schreiteten die Asphaltarbeiten zuletzt immer weiter voran. Verantwortlich für die Errichtung der komplett neuen Grand-Prix-Strecke ist der deutsche Bauingenieur Hermann Tilke. Wie immer wird wohl alles erst auf den letzten Drücker fertig.

GP Saudi Arabien - Jeddah Circuit - Baustelle - 2021
SMG/ GP Saudi Arabia

Endspurt bis Dezember

"Es ist zwar ein Stadtkurs, aber alles musste neu errichtet werden – von den Fundamenten für die Gebäude, bis zu den Tribünen und der Drainage auf dem kompletten Gelände", erklärt der Aachener. "Wir haben so ein großes Projekt noch nie in so kurzer Zeit durchgeführt. Die Planungsphase hat erst letzten Dezember angefangen. Aber alles entwickelt sich gut. Ich bin zuversichtlich, dass alles rechtzeitig fertig wird."

Der große Zeitdruck entstand vor allem durch die Last-Minute-Verlegung der Location. Ursprünglich hatte man eine F1-Strecke in einer Freizeitanlage in Qiddiya in der Nähe der Hauptstadt Riad geplant. "Dort dauern die Bauarbeiten aber noch ein paar Jahre an", erklärt Tilke. "Man wollte die Premiere des Saudi Arabien Grand Prix vorziehen, deshalb haben sich die Verantwortlichen in Jeddah nach Möglichkeiten für einen GP-Kurs umgesehen, der schneller zu realisieren ist."

Begleitet wird der Bau von den Experten der FIA. Formel-1-Rennleiter Michael Masi stattete der Baustelle zwischen den Rennen in Monza und Sotschi einen Besuch ab, um sich selbst ein Bild von den Fortschritten zu machen. In den letzten zwei Monaten bis zur Premiere muss nun ein Endspurt her, damit im Dezember alles bereit ist für den Besuch der Königsklasse.

GP Saudi Arabien - Jeddah - Boxengebäude
GP Saudi Arabia

Formel 1 verspricht Spektakel

Tilke verspricht jetzt schon jede Menge Action. Als Top-Speed, der vor der Zielkurve 27 erreicht wird, berechneten die Konstrukteure einen Wert von 322 km/h. Als Durchschnittsgeschwindigkeit spuckten die Simulationen ein Tempo von 250 km/h aus. Damit ist der "Jeddah Street Circuit" der schnellste Stadtkurs der Welt. Zum Vergleich: Im Top-Speed-Tempel von Monza sind die Piloten im Schnitt mit 264 km/h auch nicht viel schneller unterwegs.

Während es in Monza aber jede Menge lange Geraden und kaum Kurven gibt, bleibt den Piloten auf einer Runde in Jeddah kaum Zeit zu verschnaufen. Tilke zeichnete eine sehr flüssige Strecke mit vielen schnellen Richtungswechseln. Um das Überholen zu erleichtern, wurden am Ende der längeren Geraden Schikanen eingebaut. Der Kurs soll für drei DRS-Zonen ausgelegt sein.

Formel-1-Spordirektor Ross Brawn zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis: "Wir haben sehr eng mit dem Team von Tilke und den Veranstaltern zusammengearbeitet, damit sichergestellt ist, dass der Kurs den Fans spektakulären Rennsport mit vielen direkten Duellen bietet und für alle Fahrer eine Herausforderung darstellt."

Mit alten Stadtkursen, die vor allem monotone 90-Grad-Kurven aufweisen, habe der Jeddah Street Circuit nichts zu tun. "Das Design bietet das Beste eines modernen Stadtkurses, beinhaltet aber gleichzeitig auch schnelle und flüssige Passagen, die für hohe Top-Speeds und Überholmöglichkeiten sorgen. Auch die Szenerie ist unglaublich mit dem Roten Meer – wir können es kaum erwarten, die Autos im Dezember auf der Strecke zu sehen."