Es war eine ereignisreiche Pause zwischen drittem Training und der Qualifikation. Mercedes stand unter Stress. Die Sportkommissare hatten Lewis Hamilton für zwei Vergehen in der dritten Übungseinheit zu sich zittert. Im ersten Fall ging es um mögliches Missachten doppelt-gelber Flaggen, im zweiten um Behinderung eines anderen Fahrers.
Indes wechselten die Mechaniker den Motor im Auto von Valtteri Bottas, nachdem sie ein Benzinleck entdeckt hatten. Sie bauten keinen frischen ein, sondern einen alten aus dem Motoren-Pool des Finnen, der zwischendurch in der Qualifikation mit Fehlzündungen zickte. Vor dem entscheidenden Zeittraining ereilte Mercedes dann die Mitteilung, dass Hamilton im Fall der gelben Flaggen freigesprochen wurde. Während des Q1 kam die zweite Entwarnung. Es gab nur eine Verwarnung und eine Geldstrafe gegen das Team.

Verstappen nach Fehler in Mauer
Die Qualifikation toppte die Aufregung im Vorfeld. Der Weltmeister schnappte sich in seinem letzten Versuch die Pole Position, während Max Verstappen das Nervenkostüm flatterte. Hamilton umrundete auf den weichen Reifen die 6,174 Kilometer lange Strecke in 1:27.511 Minuten. "Das ist so eine schwere und komplexe Piste. Wir hatten eigentlich nicht die Pace. Wir straucheln, aus den Reifen das Maximum herauszuholen. Umso besser fühlt sich die Pole an", erzählte Hamilton.
Sein Widersacher war nach zwei Sektoren auf dem besten Weg, diese Marke noch zu unterbieten. Doch ausgerechnet in der Zielkurve übertrieb es Verstappen. Der WM-Führende verlor das Heck seines Red Bulls und traf mit der rechten Fahrzeugseite die Mauer. Davor hatte es ihn fast in der zweiten Kurve erwischt. Statt auf Pole zu rasen, marschierte der 24-jährige Niederländer mit gesenktem Kopf zu Fuß zurück. "Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was passiert ist. Die Vorderreifen haben blockiert. Ich versuchte, das Auto zu retten, habe dann aber mit dem Heck angeschlagen."
Der erste schnelle Versuch reichte nur für den dritten Startplatz, weil Valtteri Bottas in der Schlussphase die erste Startreihe für Mercedes perfekt machte. Wenn es dumm für Verstappen läuft, wurde bei dem Einschlag noch das Getriebe beschädigt. Bottas büßte 0,111 Sekunden auf den Teamkapitän ein. Im Rennen kann er den Leibwächter spielen. Hamilton hat beste Aussichten, mit einem weiteren Sieg die Weltmeisterschaft umzudrehen. "Valtteri ist einfach der beste Teamkollege", lobte Hamilton. Bottas meinte: "Die letzte Runde war am Limit. Ich werde mein Bestes geben, Lewis morgen zu unterstützen."

Sainz scheitert in Q2
Ferrari freute sich mit einem Piloten und litt mit dem anderen. Charles Leclerc machte seinen Fehler vom Freitag gut und setzte sich gegen die restliche Konkurrenz im Mittelfeld durch. Der Monegasse hielt sogar den zweiten Red Bull von Sergio Perez hinter sich. In der Quali war das rote Auto die dritte Kraft im Feld.
Für den zweiten Ferrari-Fahrer war nach dem zweiten Abschnitt bereits vorzeitig Feierabend: Carlos Sainz beklage sich über ein unfahrbares Auto. Dem Spanier misslangen die Runden. Zunächst hatte er Glück, bei einem Abflug in Kurve elf nur seitlich mit dem Heckflügel die Streckenbegrenzung zu berühren.
Mit der Stelle stand er auch im zweiten Anlauf auf den Mediumreifen auf Kriegsfuß. Diesmal brach ihm das Heck nur leicht aus, was aber reichte, um neben die Piste zu gelangen. Damit war die Runde dahin. Sainz brach ab und stellte seinen Ferrari auf dem 15. Startplatz ab. Eine große Enttäuschung für den Mann aus Madrid.
McLaren enttäuscht
Pierre Gasly war in Mexiko, Brasilien und zuletzt in Katar noch "best of the rest". In Saudi-Arabien sprang für ihn der sechste Startplatz heraus. Zu Perez fehlten ihm nur zwei Tausendstel. Gegenüber Teamkollege Yuki Tsunoda war er drei Zehntelsekunden schneller. Der Japaner belegte den achten Platz.
McLaren startete als Geheimfavorit in das Wochenende, enttäuscht aber bisher. Nur ein Auto kletterte ins Q3. Den papayagelben Rennwagen lenkte Lando Norris. Der Engländer erreichte den siebten Platz. Eine Zehntel schneller und er wäre auf den fünften Platz gefahren. Der zweite McLaren scheiterte im Q2. Daniel Ricciardo verzichtete im Gegensatz zu Norris darauf, für den zweiten Versuch von Medium auf Softreifen umzustecken. Er bezahlte es mit einem elften Platz. Wenigstens hat er für den Rennstart freie Reifenwahl. Es sollten für den Australier noch Punkte möglich sein.
Norris ist der einzige Fahrer aus den Top 10, der auf dem Softreifen startet. Der Rest qualifizierte sich auf dem Medium für das Q3. Esteban Ocon und Antonio Giovinazzi komplettierten die obere Tabellenhälfte. In den vergangenen Rennen hatte Fernando Alonso seinen Alpine-Teamkollegen im Griff. In Saudi-Arabien unterlag er jedoch in der Qualifikation. Der Doppelweltmeister von 2005 und 2006 geriet im Q2 immer wieder in den Verkehr. Der Schwung vom Vortag kam abhanden.
An seinem vorletzten Rennwochenende als Formel 1-Fahrer raste Kimi Räikkönen immerhin in den zweiten Quali-Teil. Trotz der weicheren Reifen war der Teamkollege jedoch um etwa zweieinhalb Zehntelsekunden schneller als der Iceman.

Aston Martin-Aus im Q1
Das Debakel hatte sich bereits am Freitagabend abgezeichnet. Es setzte sich am Samstag fort. Aston Martin ist in Saudi-Arabien zu den Hinterbänklern abgerutscht. Weder Sebastian Vettel noch Lance Stroll entkamen der Q1-Falle. Der Heppenheimer entschied wenigstens den teaminternen Vergleich für sich. Das war aber nur ein schwacher Trost.
Vettel reagierte am Funk geschockt auf das frühe Aus. Die Aston Martin waren sogar langsamer als Nicholas Latifi im Williams, der den Aufstieg als 16. um gerade einmal 82 Tausendstel verpasste.Im Gegensatz dazu erzwang George Russell im zweiten Williams den Aufstieg. Nach den zweiten 15 Minuten war aber dann auch für den künftigen Mercedes-Fahrer Schluss.
Mit dem Trio verabschiedeten sich noch die beiden Haas-Piloten vorzeitig. Mick Schumacher ärgerte sich, obwohl er eine Sekunde schneller war als Teamkollege Nikita Mazepin. In seinem besten Umlauf unterlief ihm ein Missgeschick. Er deaktivierte wohl aus Versehen zu spät das DRS. Das kostete ihn wertvolle Zeit. Vielleicht hätte er sonst sogar Lance Stroll hinter sich lassen können.