Corona-Politik in China: Shanghai-GP auf der Kippe

Strenge Corona-Politik in China
Shanghai-GP auf der Kippe

GP China 2022

Drei Jahre hat die Formel 1 einen großen Bogen um China gemacht. Die Pandemie und die strenge Corona-Politik im Reich der Mitte machte den Asien-Trip lange Zeit unmöglich. Doch 2023 soll der Spuk endlich vorbei sein. Die Königsklasse plant die feierliche Rückkehr nach Shanghai. Als viertes Rennen des Jahres wurde der China-Grand-Prix am 16. April in den F1-Kalender für 2023 aufgenommen.

Um mehr Zeit zu gewinnen, hatten die F1-Bosse die Veranstaltung eigentlich gerne in den Herbst verlegt. Doch am Ende drängte die FIA auf eine schnelle Veröffentlichung des Kalenders. Für weitere Verhandlungen mit den lokalen Organisatoren blieb keine Zeit. So wurde kurzerhand wieder der traditionelle Frühlings-Termin Mitte April gewählt.

Damit bleiben nicht einmal mehr sechs Monate zur Vorbereitung des Comebacks. Doch aktuell glaubt im Fahrerlager kaum jemand daran, dass der Grand Prix tatsächlich durchgeführt werden kann. Staats- und Parteichef Xi Jinping erteilte zuletzt in seiner Auftaktrede zum 20. Parteitag der Kommunistischen Partei allen Hoffnungen auf eine Lockerung der strengen Corona-Politik eine Absage.

Start - GP China 2018
Motorsport Images

China bleibt bei strenger Corona-Politik

Die Volksrepublik wird auch in Zukunft an der strikten Null-Covid-Strategie festhalten. Aus Angst vor der großen Herbstwelle müssen die Bürger in Shanghai immer noch regelmäßig zu Massen-Tests antreten. Selbst bei kleineren Ausbrüchen werden Geschäfte geschlossen und Menschen zur Isolation in ihren Wohnungen eingesperrt.

Nach aktuellem Stand müssten alle Zuschauer, die an die Strecke wollen, einen negativen Test vorlegen. Der Veranstalter hat Angst, dass er deshalb die Tribünen nicht füllen kann und auf den hohen Grand-Prix-Gebühren sitzen bleibt.

Sponsored

Für Gäste aus dem Ausland gelten strenge Einreisebestimmungen. Es werden vor dem Abflug zwei negative PCR-Tests von zwei unterschiedlichen Teststellen verlangt. Vor Ort wird natürlich noch einmal getestet. Dazu steht für alle Besucher nach der Landung eine zehntägige Quarantäne in zentralen Einrichtungen auf dem Programm, was im engen Formel-1-Kalender natürlich völlig unrealistisch ist.

F1 Logistik - Flugzeug - GP Mexiko
GP Mexiko

Keine Lust auf China-Trip

Dazu käme noch das Problem der Anreise. Die Zahl der Flugverbindungen ist aktuell stark begrenzt. Die Lufthansa fliegt momentan nur montags und dienstags von Frankfurt nach Shanghai. Dazu gibt es noch eine Verbindung von China Eastern Airlines jeden Mittwoch. Von London sieht es auch nicht besser aus. Damit sich das reduzierte Angebot trotz geringer Auslastung rechnet, kosten Business-Class-Tickets aktuell fünfstellige Euro-Beträge.

Generell hält sich die Lust der Teams in Grenzen, in das Ursprungsland des Corona-Virus zurückzukehren. Das Rennen liegt isoliert zwei Wochen nach Australien und zwei Wochen vor Aserbaidschan. Weil man es nicht mit anderen Grands Prix kombinieren kann, sind die Logistik-Kosten entsprechend hoch. Obwohl auf der anderen Seite auch hohe Einnahmen aus den F1-Gebühren stehen, würde man sich die anstrengende Reise gerne sparen.

Einen Ersatzkandidaten für Shanghai gibt es übrigens nicht. Eine Absage würde eine Vierwochen-Pause direkt nach dem dritten Rennen in Melbourne bedeuten. Im Formel-1-Hauptquartier diskutiert man aber angeblich schon darüber, das Baku-Rennen auf den China-Termin zu legen. Dann wäre die Lücke gefüllt und der eigentlich geplante Double-Header Baku-Miami wäre entzerrt.

Aus Reihen der Teams kam schon direkt nach Veröffentlichung des Kalenders Kritik auf. Am Anfang der Saison liegt viel Luft zwischen den Rennen, am Ende geht es Schlag auf Schlag. Eine gleichmäßigere Verteilung hätte sowohl die Belastung für die Mitarbeiter als auch die Kosten reduziert.