Als Gabriel Bortoleto im Oktober 2004 geboren wurde, da war Fernando Alonso schon ein GP-Sieger und hatte bereits 49 Grand Prix bestritten. Heute ist der Spanier mit 43 Jahren der älteste Fahrer im Feld und Bortoleto der viertjüngste. Das Besondere daran ist, dass hier der Manager gegen seinen eigenen Schützling fährt.
Für Alonso ist Bortoleto "der Beste seiner Generation". Den Unfall beim Formel-1-Debüt in Melbourne hat der Chef verziehen. Was soll Alonso auch sagen? Er beendete sein Rennen selbst in der Mauer. "Wir haben bei der Fahrerparade über das bevorstehende Rennen gesprochen und er hat mich davor gewarnt, dass es keinen Grip geben wird und ich mich von den weißen Linien fernhalten soll. Ich soll einfach versuchen zu überleben. Und dann haben wir es beide nicht geschafft", amüsierte sich Bortoleto auf der Pressekonferenz vor dem China-GP (20.3.).
Das gute Verständnis der beiden zeigt sich auch bei der Frage, ob es zwischen Mentor und seinem Schüler besondere Verhaltensregeln gibt. "Ich muss immer vorne bleiben", grinste Alonso. Bortoleto antwortete: "Wenn Fernando hinter mir auftaucht, muss ich ihm Windschatten spenden."

Gabriel Bortoleto feuerte seinen Sauber beim Formel-1-Debüt in die Mauer.
Lehrstunde in Melbourne
Bortoleto war trotz des Unfalls im Rennen mit seinem ersten Formel-1-Wochenende zufrieden. Immerhin hat er in der Qualifikation Teamkollege Nico Hülkenberg geschlagen und es ins Q2 geschafft. "Dann wollte ich zu viel und konnte mich nicht weiter verbessern."
Im Rennen hielt er sich trotz Bremsproblemen in Sichtweite von Hülkenberg. Der Unfall im Rennen wird noch untersucht, geht aber wahrscheinlich auf die Kappe des Fahrers. Möglicherweise war das Auto vorgeschädigt. "Es gab vorher eine leichte Berührung mit Nico in Kurve 3 und ich habe mich auch einmal auf einem Randstein gedreht."
Der 20-jährige Brasilianer gab in Shanghai zu, dass es von seiner Seite aus noch viel zu lernen gibt, auch wenn sein erstes Formel-1-Rennen möglicherweise schon eines der schwierigsten in seiner Karriere gewesen ist. "Nass, trocken, wieder nass. Es war schwierig abzuschätzen, wann du angreifen willst, wann dich zurückhalten musstest. Es war eine gute Lehrstunde."

Fernando Alonso (links) ist Bortoletos Manager (rechts). Der Altmeister gibt seinem Schützlinge wichtige Tipps.
Muss lernen nicht zu gewinnen
Aus Sicht von Alonso ist es für seinen Schützling das wichtigste, die erste Saison richtig einzuordnen. "Er hat in den Junior-Formeln sehr schnell, sehr viel gewonnen. Jetzt muss Gabriel lernen, dass er zum ersten Mal nichts gewinnen wird." Der Rekordteilnehmer versucht den Sauber-Piloten hauptsächlich in den Dingen außerhalb des Autos zu beraten. Worauf es bei den einzelnen Strecken ankommt, wie er sich vorbereiten, wie er das Wochenende angehen muss, worin er mehr Energie und worin weniger stecken soll.
Am Ende, meint Alonso, bestimmen das Team und das Auto das Resultat. "Ich kann ihm noch so viel beibringen, es wird ihn auf der Strecke nicht besser machen als das, was das Auto ihm erlaubt zu zeigen. Ich glaube nicht, dass ich ihm irgendetwas Magisches lernen kann. Der Zweck ist, ihn optimal für den Moment vorzubereiten, an dem er seinen Helm aufsetzt."