Die große Frage vor dem Start zum Sprint am Samstag (2.11.) lautete, wann und wie McLaren die Positionen seiner zwei Fahrer tauschen würde. Oscar Piastri hatte sich im Qualifying die Pole-Position gesichert. Der in der WM deutlich besser platzierte Lando Norris musste sich mit dem zweiten Platz in der ersten Reihe zufriedengeben.
Diese Reihenfolge hatte auch nach dem Start Bestand. Schnell kristallisierte sich ein Führungsquartett heraus, das die beiden McLaren vor dem Ferrari von Charles Leclerc und dem Red Bull von Max Verstappen anführten. Die vier Autos bildeten lange Zeit einen DRS-Zug, bei dem keiner der Piloten einen Angriff wagen konnte. Erst in der Schlussphase wurde es spannend.

In Runde 22 von 24 tauschte McLaren die Positionen. Norris gewann den Sprint damit vor Piastri.
Norris nicht stolz auf Sieg
In Runde 18 von 24 kam Leclerc mit abbauenden Reifen schlecht aus dem Senna-S heraus. Verstappen nutzte die Chance zur Attacke vor Kurve 4, um den dritten Platz zu übernehmen. Drei Runden später rollte Nico Hülkenberg mit einem rauchenden Haas-Heck im engen Infield aus. Bevor die Rennleitung eine VSC-Phase einrichten konnte, musste McLaren den eigentlich für die Schlussrunde geplanten Platzwechsel vollziehen.
In Runde 22 ließ Piastri seinen Teamkollegen vor Kurve 4 vorbeiziehen. Nur wenige Sekunden später kam dann das VSC-Signal, das die Piloten dazu zwang, das Tempo zu drosseln und die Angriffe einzustellen. Erst in der Schlussrunde wurde das Rennen noch einmal freigegeben. Verstappen versuchte eine letzte Attacke auf Piastri vor Kurve 4, musste aber zurückstecken und sich mit Rang drei zufriedengeben.
Die Freude von Norris nach dem geschenkten Sieg hielt sich in Grenzen: "Das ist nichts, worauf man stolz sein kann. Wir haben gut als Team zusammengearbeitet. Eigentlich hatte Oscar den Sieg verdient." Piastri konnte damit leben, dass er nur einen Sprint-Sieg aufgeben musste: "Spaß gemacht hat es natürlich nicht. Aber wir haben vorher darüber gesprochen. Ich wusste also, dass es irgendwann passieren würde."

Max Verstappen zeigte eine bessere Rennpace als die Ferrari. Trotzdem dauerte es bis Runde 18, bis er an Leclerc vorbeikam.
Verstappen kassiert Strafe
Verstappen freute sich, dass sich sein Red Bull in Sachen Rennpace deutlich besser präsentierte als in den letzten Rennen. "Das lässt mich auf den Rest des Wochenendes hoffen. Leider hat es zu lange gedauert, bis ich an Charles vorbeigekommen bin. Sonst hätte ich vielleicht noch die McLaren attackieren können." Auf den Weltmeister wartete nach der Zieldurchfahrt allerdings noch Ärger. Er musste wegen eines VSC-Verstoßes bei den FIA-Kommissaren zum Rapport.
Die Kommissare stellten beim Blick auf die Daten fest, dass Verstappen für den winzigen Zeitraum von 0,63 Sekunden unter die vorgeschriebenen Delta-Zeit geraten war. Auch kleine Tempo-Verstöße dürfen in der Formel 1 nicht unbestraft bleiben. Also wurden Verstappen nachträglich fünf Sekunden aufaddiert. Dazu gab es einen Strafpunkt – den siebten von maximal zwölf.
Die Strafe sorgte dafür, dass der Red-Bull-Pilot hinter Charles Leclerc auf Rang vier zurückfiel. Der Monegasse war mit 4,1 Sekunden Rückstand auf Verstappen ins Ziel gerollt. Ferrari konnte über die Distanz überraschenderweise nicht mit den Top-3-Piloten mithalten. In den letzten Rennen waren die roten Raketen der Konkurrenz in puncto Reifenverschleiß noch überlegen. In In Brasilien scheint sich das Bild etwas zu ändern.
Letzter Punkt für Perez
Auch Mercedes fehlt etwas Pace auf die Spitze. George Russell kam hinter dem zweiten Ferrari von Carlos Sainz nur auf Rang sechs ins Ziel. Teamkollege Lewis Hamilton kam nach einem schlechten Start von Platz 11 nie in die Nähe der Punkte. Besser lief es für Pierre Gasly, der seine siebte Position über die komplette Distanz halten konnte. Dahinter sammelte Sergio Perez auf Rang 8 den letzten Zähler. Von Startplatz 13 betrieb der Mexikaner erfolgreich Schadensbegrenzung.
In der WM-Wertung konnte Norris seinen Rückstand vor Verstappen um drei Punkte auf 44 Zähler verringern. Von Spannung zu sprechen, wäre vier Rennen vor Saisonende aber noch etwas übertrieben. Dem McLaren-Pilot helfen, dass Konkurrent Verstappen nach einem Motorwechsel im Freien Training mit der Hypothek einer Startplatzstrafe (+5) ins Rennen geht.