Beim Blick auf die Wetterprognose konnte man schon ahnen, dass der Sao-Paulo-Grand-Prix 2024 ein Rennen für die Geschichtsbücher werden würde. Regen in wechselnder Intensität sorgte für eine wahre Achterbahnfahrt. Am Ende durfte Max Verstappen auf die oberste Stufe des Podiums klettern. Es war der erste Sieg für den Weltmeister seit dem Spanien-GP im Juni.
Das Rennen begann schon in der Einführungsrunde mit einem kleinen Drama. Lance Stroll schmiss sein Auto in die Bande, bevor es überhaupt losging. Der Start wurde daraufhin abgebrochen. Doch anstatt vor der Ampel stehenzubleiben, fuhren die Piloten auf den vorderen Plätzen einfach los und begannen eine zweite Einführungsrunde. Das könnte nachträglich noch eine Strafe geben.

Verstappen vs. Ocon - das entscheidende Überholmanöver zum Sieg
Abbruch nach Colapinto-Crash
Als es dann mit 15 Minuten Verspätung endlich richtig losging, schob sich George Russell von Rang zwei noch vor der ersten Kurve an Pole-Setter Lando Norris vorbei. Wegen des Top-Speed-Nachteils fand der McLaren-Pilot anschließend keinen Weg vorbei am Mercedes. Als dann Nico Hülkenberg nach einem Dreher in Runde 28 eine virtuelle Safety-Car-Phase auslöste, wollten beide Führenden die Chance zum zeitsparenden Boxenstopp nutzen.
Doch kaum war die Entscheidung zum Service gefallen, wurde die VSC-Phase wieder aufgehoben. So sparten Russell und Norris keine Zeit. Beide fielen zurück auf die Plätze vier und fünf. Die Führung übernahm Esteban Ocon, der noch nicht beim Service war und auf der immer feuchter werdenden Piste zu fliegen schien. In seinem Schlepptau hatte der Alpine-Pilot Max Verstappen, der von Startplatz 17 in den ersten Runden richtig Attacke machte und ein Auto nach dem anderen überholt hatte.
Mit Pierre Gasly zögerte auch der zweite Alpine den Boxenstopp heraus, was ihn auf Rang drei brachte. Weil die Fahrbahn kurz vor Rennhalbzeit immer nasser wurde, schickte die Rennleitung in Runde 31 das Safety-Car auf die Bahn, um das Tempo künstlich zu drosseln. Das verhinderte aber nicht, dass Franco Colapinto auf dem nassen Untergrund plötzlich die Kontrolle verlor und eingangs der Zielgeraden in die Bande krachte.

Der Crash von Carlos Sainz sorgte für ein zweites Safety-Car.
Boxenstopp ohne Zeitverlust
Den Schiedsrichtern blieb keine andere Wahl, als nach dem Unfall die roten Flaggen schwenken zu lassen. Die Unterbrechung gab dem Führungstrio die Chance, den Pflichtstopp komplett ohne Zeitverlust zu absolvieren. Bis der Williams geborgen und der Regen so weit nachgelassen hatte, dass man den Wiederanpfiff wagen konnte, vergingen 25 Minuten.
Beim Neustart hielt sich Ocon zunächst vor Verstappen. Erst eine zweite Safety-Car-Phase, nach einem Crash von Carlos Sainz in Runde 40, brachte die Entscheidung. Dieses Mal machte Verstappen bei Restart kurzen Prozess mit dem Franzosen. Danach ließ der Red-Bull-Pilot nichts mehr anbrennen. Im Ziel hatte er 19,4 Sekunden Vorsprung rausgefahren. Den Bonuspunkt für die schnellste Runde sicherte er sich auch noch.
"Das war heute eine echte Achterbahnfahrt", grinste Verstappen, dessen Titelverteidigung jetzt nur noch Formsache ist. "Nach der Enttäuschung im Qualifying wusste ich, dass es von Startplatz 17 ein hartes Rennen wird. Dann sind wir aber ruhig geblieben, und wir sind auf der Strecke regelrecht geflogen."

Die beiden Alpine-Piloten profitierten vom Rennabbruch.
Alpine schiebt sich auf Rang 6
Das Alpine-Duo konnte in der Schlussphase scheinbar ohne große Mühe die beiden weiteren Podiumsplätze verteidigen und 33 WM-Punkte auf das Teamkonto schaufeln. Dadurch rückte die Equipe im Konstrukteurspokal sowohl an Haas als auch an Toro Rosso vorbei auf Rang sechs. "So ein Ergebnis haben wir nach der schwierigen Saison gebraucht", strahlte Ocon. Kollege Gasly fügte an: "Dass heute zwei Alpine auf dem Podium landen, hatte wohl keiner auf der Bingo-Karte."
Spannender ging es im Kampf um Platz vier zur Sache. Beim bereits erwähnten letzten Restart ging Charles Leclerc sowohl an Norris als auch an Russell vorbei. Norris rutschte in Kurve 1 in die Auslaufzone und fiel sogar kurz hinter Teamkollege Oscar Piastri zurück. Die teaminterne Reihenfolge wurde später durch Stallregie wieder hergestellt. Nach vorne ging aber nichts mehr für das McLaren-Duo.
Praktisch parallel gab Leclerc den gerade gewonnenen vierten Platz mit einem Rutscher neben die Piste in Kurve 4 wieder an Russell ab. In dieser Reihenfolge ging es auch ins Ziel. Piastri verlor nachträglich noch eine Position an Yuki Tsunoda, weil sich der Australier in der Anfangsphase eine 10-Sekunden-Strafe eingefangen hatte. Piastri hatte Liam Lawson mit einer Kollision in einen Dreher gezwungen.
Lawson war bis zum Ende in einen spannenden Dreikampf gegen Lewis Hamilton und Sergio Perez um Rang neun verwickelt, konnte sich aber erfolgreich gegen die Verfolger wehren. Haas erwischte ein schwarzes Wochenende. Hülkenberg musste nach dem bereits erwähnten Dreher aufgeben. Er war auf einem Randstein steckengeblieben und musste von den Streckenposten befreit werden. Das führte automatisch zur Disqualifikation. Teamkollege Ollie Bearman landete nach einigen Drehern auf Rang 12 und konnnte auch keine Punkte einfahren.