F1-Strecke in Melbourne: Großumbau für mehr Action

Großumbau des Albert Park Circuit
Mehr Tempo und mehr Action

Melbourne bildet traditionell den Auftakt zu einer neuen Formel-1-Saison. Während der europäische Kontinent Mitte März erst aus dem Winterschlaf erwacht, herrschen im australischen Spätsommer beste Bedingungen für eine große Grand-Prix-Party, zu der jedes Jahr mehr als 100.000 Fans in den Albert Park pilgern.

Leider wurden die Zuschauer zuletzt nicht gerade mit besonders viel Action verwöhnt. Der Stadtkurs gilt mit seinem Stop-and-Go-Layout nicht gerade als besonders überholfreundlich. In den Kurven verlieren die Autos in den Luftverwirbelungen des Vordermanns immer wieder an Boden. Und auf den kurzen Geraden können sich angreifende Piloten im Windschatten nicht nah genug ansaugen.

Dass ausgerechnet der Auftakt immer wieder zu den langweiligsten Rennen der Saison zählte, war den Formel-1-Bossen schon lange ein Dorn im Auge. Man will die Euphorie und Aufbruchstimmung, die zu Beginn einer neuen Saison herrscht, nicht schon mit dem ersten Grand Prix im Keim ersticken. Bahrain hat dieses Jahr eindrucksvoll gezeigt, dass es auch anders geht.

Umbau - Albert Park Circuit - GP Australien - 2021
Australian GP

Albert Park Circuit wird 23 Meter kürzer

Deshalb nutzen die Verantwortlichen in Melbourne die Corona-bedingte Verschiebung des Rennens von März auf Ende November jetzt dazu, die Strecke einmal komplett zu renovieren. Von den 16 Kurven werden gleich sieben so umgebaut, dass künftig mehr Action entstehen soll. Zwei Kurven fallen dem Umbau ganz zu Opfer. Die Strecke wird insgesamt um 23 Meter kürzer.

In den Kurven 1, 3, 13 und 15 wird zusätzlicher Asphalt verlegt, um am Eingang mehr Platz für Attacken zu schaffen und den Radius zu verändern. Damit sollen zusätzliche Fahrlinien ermöglicht werden. Autos sollen – ähnlich wie in der ersten Kurve in Bahrain – nebeneinander einlenken können. Teilweise wird dafür sogar der Anstellwinkel der Kurven, das sogenannte Banking, etwas verändert.

Die größten Baustellen befinden sich momentan allerdings in den Kurven 6 und 9. Am Scheitel von Kurve 6 werden insgesamt 7,5 Meter Grünfläche durch Asphalt ersetzt. Der deutlich flachere Radius der Rechtskurve sorgt nach ersten Simulationen dafür, dass die Autos hier künftig 70 km/h schneller unterwegs sein werden als bisher.

Umbau - Albert Park Circuit - GP Australien - 2021
Australian GP

Rundenzeit sinkt um fünf Sekunden

Auch in Kurve 9 ist mehr Tempo angesagt. Die Schikane, die zusammen mit Kurve 10 gebildet wurde, fällt komplett weg. Hier schießen die Rennwagen künftig mit Vollgas durch. Die Maßnahme soll es der FIA ermöglichen, im Anschluss an diese Passage eine neue DRS-Zone einzurichten. Künftig will man den Piloten im Albert Park erlauben, gleich vier Mal pro Runde den Flügel flachzustellen – so oft wie auf keiner anderen Strecke im Kalender.

Die Fahrer und Ingenieure müssen sich auf einen ganz neuen Streckencharakter einstellen. Im Computer wurde errechnet, dass die schnellsten Rundenzeiten in der Qualifikation künftig um mehr als fünf Sekunden sinken werden. Das neue Durchschnittstempo soll bei 251 km/h liegen – der Stadtkurs wird also 16 km/h schneller als früher.

In der Boxengasse können sich die Teams zudem auf mehr Platz zum Arbeiten freuen. Die Asphaltbahn wurde hier bereits in der Winterpause um zwei Meter verbreitert. Und nach dem Grand Prix am 21. November sollen die Bagger erneut anrollen. Dann werden alle Passagen, die jetzt noch nicht umgebaut wurden, ganz neu asphaltiert, um die vielen Bodenwellen auf den öffentlichen Parkwegen auszubügeln.

Daniel Ricciardo - McLaren - Test - Formel 1 - Bahrain - 12. März 2021
Motorsport Images

Ricciardo erwartet Spektakel ab 2022

Daniel Ricciardo freut sich jetzt schon auf seine ersten Runden auf der umgebauten Strecke: "Vor den Maßnahmen hat man einige von uns Fahrern nach unserer Meinung gefragt. Wir wollten vor allem das Racing am Sonntag verbessern. Der Fokus lag darauf, mehr Platz am Kurveneingang zu schaffen und längere Geraden für mehr Windschattenduelle zu schaffen. Ich denke schon, dass die Maßnahmen helfen werden, dass wir besser überholen können."

Der Australier glaubt aber, dass sich die Änderungen an seiner Heimstrecke erst 2022 so richtig bemerkbar machen: "Schon mit den aktuellen Autos sollten die Maßnahmen wirken. Aber wenn man mit den 2022er Autos tatsächlich so dicht hinterherfahren kann, wie uns versprochen wurde, dann sollte eine Strecke wie der veränderte Albert Park Circuit ein richtig großes Spektakel ermöglichen."

In der Galerie erklären wir Ihnen die einzelnen Änderungen im Detail und zeigen viele aktuelle Bilder von den Bauarbeiten.