Franco Colapinto: Kein Wechsel zu Red Bull oder Alpine

Kein Interesse an Colapinto
Red Bull und Alpine setzen auf eigene Fahrer

So schnell kann es gehen in der Formel 1. Gestern noch der Darling im Fahrerlager, heute nur noch zweite Wahl. Franco Colapinto steigerte seinen Marktwert mit fünf WM-Punkten in seinen ersten vier Grands Prix von null auf Hundert. Nach drei Totalschäden in zwei Rennen hat sich das Interesse an dem 21-jährigen Argentinier stark abgekühlt.

Nach dem Austin-GP waren Red Bull und Alpine hinter dem Williams-Aushilfsfahrer her, als hätte er schon Rennen gewonnen. Sie boten zweistellige Millionensummen und einen Stammplatz, um den Vertrag des Senkrechtstarters mit dem Senna-Gesicht zu kaufen. Man hatte dabei wohl auch den Hype in Argentinien und dicke Sponsor-Millionen aus dem Land der Südamerikaner im Blick.

Sergio Perez - Red Bull - Formel 1 - GP Katar - 28. November 2024
Motorsport Images

Red Bull bedient sich aus eigenen Reihen

Doch die jüngsten Unfälle haben Colapintos Image nicht gutgetan. Zweifel machten sich breit, wie gut der Senkrechtstarter wirklich ist. Inzwischen nehmen Red Bull und Alpine Abstand von ihrem einstigen Wunschpiloten. "Wir besetzen unsere Cockpits aus den eigenen Reihen", stellte Red-Bull-Sportchef Helmut Marko in Katar klar.

Die Tage von Sergio Perez sind wohl gezählt. Man glaubt nicht mehr daran, dass der sechsfache GP-Sieger noch die Kurve kriegt. Vier Jahre im Schatten des übermächtigen Max Verstappen haben am Selbstvertrauen des Mexikaners genagt. Es besteht wenig Hoffnung, dass es 2025 besser wird. Notfalls soll Perez ausbezahlt werden. Auf die mexikanischen Sponsoren würde man dann verzichten. Die Entscheidung ist noch nicht durch. Sie wird nach Abu Dhabi auf Vorstandsebene getroffen.

Isack Hadjar - Red Bull - GP England 2024
Red Bull

TPC-Tests mit Zhou und Lindblad

Dann wird auch festgelegt, wer Perez folgen soll. Die Wahl fällt zwischen Liam Lawson und Yuki Tsunoda. Der Kopf spricht für Lawson, der Gasfuß im Moment für Tsunoda. Doch der Japaner ist nach einem Jahr möglicherweise ein Auslaufmodell, wenn die Unterstützung durch Honda wegfällt. Der freie Platz bei Toro Rosso würde mit Isack Hadjar besetzt. Der 20-jährige Franzose ist seit 2022 Mitglied des Red-Bull-Juniorteams.

Gleichzeitig soll Arvid Lindblad an die Formel 1 herangeführt werden. Der Vierte der Formel-3-Meisterschaft hat einen englischen und schwedischen Pass. Seine nächste Station ist die Formel 2. Parallel dazu soll er nächstes Jahr bei Testfahrten in einem 2023er-Red-Bull Formel-1-Erfahrung sammeln.

Bislang verzichtete Red Bull auf diese sogenannten "TPC-Tests", weil Honda nicht unerheblich Geld für den Einsatz seiner Motoren verlangt. Doch die Konkurrenz hat bei anderen Junioren gezeigt, dass diese Vorbereitung unverzichtbar geworden ist. Um die Tests zu finanzieren, ist Red Bull in Gesprächen mit Guanyu Zhou, der davon träumt, 2026 wieder auf den Formel-1-Zug aufzuspringen. Der Chinese will sich mit TPC-Tests fit halten.

Franco Colapinto - GP Italien 2024
Wilhelm

Colapinto bleibt Ersatzfahrer bei Williams

Auch bei Alpine hat man sich gegen Colapinto entschieden. Der Preis, um den Mann aus Buenos Aires aus seinem Williams-Vertrag zu kaufen, war Flavio Briatore am Ende zu hoch. Außerdem hat er mit Pierre Gasly und Jack Doohan schon zwei Fahrer unter Vertrag. Doohan soll bei einem kürzlich veranstalten TPC-Test im Vergleich zu Gasly eine gute Figur gemacht haben.

Auch Alpine setzt auf den Nachwuchs. Der ist billig und schnell. Deshalb wurde Paul Aron als Ersatzfahrer für 2025 nominiert. Der 20-jährige Este wird das ganze Programm durchlaufen: Simulator, TPC-Tests, Teilnahme an den Briefings mit dem Team. Der Fahrerkader der Franzosen soll deutlich verkleinert werden. "Es ist besser, sich auf die Guten zu konzentrieren, als mit der Gießkanne herumzulaufen", predigt Briatore Effizienz.

Colapinto wird bei Williams bleiben und dort für den Moment trainiert, an dem ein Platz im Team frei wird. Carlos Sainz hat die Option, nach einem Jahr zu Red Bull zu wechseln, sollte dort ein Cockpit frei werden.

Für Williams-Teamchef James Vowles wäre es kein Beinbruch, wenn Colapinto im Hintergrund an sich arbeiten würde. "Erstens hätten wir den besten Ersatzfahrer im Feld. Zweitens bekäme er bei uns die bestmögliche Ausbildung mit TPC-Tests und Simulator-Fahrten. Ich habe das früher schon mal durchexerziert mit Ocon. Ihm hat ein Jahr Auszeit auch nicht geschadet."