Das waren die Stationen von Carlos Sainz in der Formel 1: Toro Rosso, Renault, McLaren, Ferrari und Williams. Und jedes Mal wieder musste der Spanier neue Leute und neue Autos kennenlernen. Bei seinem ersten Teamwechsel von Toro Rosso zu Renault wurde der Spanier zum ersten Mal mit einem Problem konfrontiert, das für den Betrachter von außen banal erscheint.
Ein neues Team ist fast so wie ein Neuanfang. Und immer geht es darum, die Leute und das Auto kennenzulernen. Die Bestzeit von Sainz bei den Testfahrten in Bahrain hatte nicht viel bedeuten. Die Rundenzeiten waren schwer zu vergleichen. "Bahrain hat nur gezeigt, dass ich sofort mit dem Auto schnell sein konnte. Aber jetzt geht es ans Feintuning. Ich muss lernen, was ich vom Auto in allen Arten von Kurven zurückbekomme, wenn ich die Kurven so attackiere, wie ich es gewohnt bin."
Sainz will nicht ins Detail gehen, wo er Zeit auf Teamkollege Alexander Albon verliert, aber wenigstens hat er eine klare Vorstellung davon, was fehlt. "Die GPS-Messungen zeigen ganz klar, wo es fehlt." Nach dem Shanghai-Rennen klagte er über die Probleme auf eine schnelle Runde – sprich im Qualifying.

Carlos Sainz (rechts) muss sich an das Williams-Team noch gewöhnen.
Ein Jahr um mit geschlossenen Augen schnell
Noch ist der viermalige GP-Sieger nicht dort, wo er mit Williams hin will. Aber das war bei keinem seiner vier Teamwechsel so. "Bei Ferrari kam ich mit dem 2022er-Autos gar nicht zurecht und dann war ich mit dem Auto 2023 und 2024 so schnell wie man sein konnte. Jedes Auto hat seine Eigenheiten. Das war auch schon bei Renault und McLaren so."
Sainz hat aus den Erfahrungen der Vergangenheit gelernt, sich nicht nervös machen zu lassen. Alles ist eine Frage der Zeit. "Ein Auto so kennenzulernen, dass du es mit geschlossenen Augen schnell fahren kannst, dauert ein Jahr. Um auf einem Niveau zu fahren, wie ich es mir vorstelle, musst du fünf bis zehn Rennen, vielleicht ein halbes Jahr investieren. Dafür musst du durch unterschiedliche Layouts, Streckenbeläge, Niveaus von Grip und Abtrieb gegangen sein. Ich erwarte von mir selbst, dass ich das in dem Zeitrahmen hinbekomme."

Alex Albon hat seinen neuen Williams-Teamkollegen aktuell im Griff.
Setup oder Fahrstil
In einem ersten Schritt will der neue Williams-Fahrer herausfinden, wie weit der FW47 von seinem natürlichen Fahrstil entfernt ist. "Dann gilt es herauszufinden, wie viel man mit der Fahrzeugabstimmung ausradieren kann und was ich von mir selbst mit meinem Fahrstil einbringen muss."
Im Augenblick muss Sainz hier und da Kritik einstecken. In seinem elften Jahr in der Formel 1 hat er gelernt, dass sich die Dinge schnell ändern können. "Du bis immer nur so gut wie dein letztes Resultat. Damit muss man leben." Irgendwie genießt er die Kennenlernphase mit seinem Auto. "Du kannst in diesem halben Jahr mehr über dich und das Auto lernen als wenn du drei Jahre keine Probleme hast."