Formel 1: Jack Doohan zerstört den Alpine völlig

Alpine-Crash in Suzuka
Verleitete Simulator Doohan zum Fehler?

GP Japan 2025

Das war ein Start ins Wochenende, den sich Jack Doohan sicherlich anders vorgestellt hatte. Der Alpine-Pilot musste am Vormittag im ersten Training (4.4.) zum Großen Preis von Japan noch auf der Ersatzbank schmoren, weil sein Team lieber Lokalmatador Ryo Hirakawa für 60 Minuten ins Auto setzte.

Am Nachmittag war dann Doohan endlich an der Reihe. Der Rookie wollte die verlorene Zeit schnell aufholen. Schließlich muss der 22-Jährige die anspruchsvolle Strecke von Suzuka noch kennenlernen. Als erster Formel-1-Fahrer im Feld ging Doohan sofort auf den Kurs. Doch sein Elan wurde jäh gebremst. Nach sieben Minuten und vier Runden war die Session gelaufen.

Der Sohn von Motorrad-Legende Mick Doohan hatte in Kurve 1 seinen A525 in die Reifenstapel gestopft. Als die Kamerabilder den Alpine-Mann einfingen, war von seinem Auto nur noch ein Wrack übrig. Doohan saß noch im Wagen, als er die ersten entwarnenden Funksprüche absetzte: "Ich bin okay. Was ist passiert?" Mit Hilfe der Marshals konnte der Crashpilot dem Wrack entsteigen. Etwas benommen wankte der Mann aus Gold Coast vom Unfallort weg. Es war klar, dass Doohan im Medical Center erstmal ordentlich durchgecheckt werden musste.

Jack Doohan  - Alpine - GP Japan 2025 - Suzuka - Formel 1
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Doohan entkommt ohne Verletzungen

Beim Check konnten schlimmere Verletzungen schnell ausgeschlossen werden. Doohan wurde unter anderem auf eine Gehirnerschütterung untersucht, was aber nicht der Fall war. Glück gehabt. Doch wie kam es zu dem Highspeed-Crash? Die ersten Wiederholungen zeigten, dass Doohan schon beim Einlenken am Ende der Zielgeraden von seinem Heck überholt wurde. Das Auto drehte sich um die eigene Achse und schlug dann mit der linken Front zuerst in die Reifenstapel ein. Mit mehr als 300 km/h donnern die Fahrer auf Kurve 1 zu. Die abzubauende Energie ist immens.

Schon während des Trainings, das satte 23 Minuten unterbrochen werden musste, schossen erste Theorien über die Abflugursache durch das Pressezentrum. Wieso hatte der Alpine um die eigene Achse rotiert? Die weiße Linie bei der Anfahrt zur Kurve hatte Doohan zwar berührt, aber sie war nicht für den Abflug entscheidend.

Schnell ging der Verdacht in Richtung des DRS-Mechanismus. War der Klappflügel noch offen? Fakt ist: Das DRS schließt nur von selbst, wenn der Fahrer die Bremse berührt. Die erste Kurve ist aber keine Ecke, bei der man bremst. Der Fahrer lupft lediglich und bremst dann erst für Turn 2 direkt dahinter.

Als in Japan bereits die Sonne unterging, kam endlich Licht ins Dunkel. Doohan war beim Abflug tatsächlich mit geöffnetem DRS unterwegs. Laut Informationen von auto motor und sport hatte der Australier versucht, in die Trickkiste zu greifen. Im Simulator hatte Doohan herausgefunden, dass Turn 1 mit offenem DRS fahrbar sei. Diese Theorie versuchte er in der Praxis anzuwenden. Doch die Physik schlug gnadenlos zu.

Teamchef Oliver Oakes nahm seinen Fahrer in Schutz: "Wir sind alle erleichtert, dass Jack bei diesem Unfall glimpflich davongekommen ist. Es war eine Fehleinschätzung, das DRS am Eingang von Kurve 1 nicht zu schließen. Daraus werden wir unsere Lehren ziehen. Ich weiß, dass Jack und das Team für morgen wieder bereit sind."

Jack Doohan - Crash - GP Japan 2025
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Druck auf Doohan wächst

Die äußeren Umstände hier in Suzuka dürften bei dem Crash auch eine Rolle gespielt haben. Über den gesamten Trainingsfreitag (4.4.) zog ein starker und böiger Wind über die Strecke. Auf der langen Start- und Zielgeraden hatten die Fahrer den unliebsamen Rückenwind.

Für die Alpine-Mechaniker bedeutet der Abflug viel Arbeit. Die Truppe muss das Ersatz-Chassis aufbauen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit benötigt Doohan auch einen neuen Motor und ein neues Getriebe. Der Unfall ist nur Wasser auf den Mühlen seiner Kritiker. Mit der Verpflichtung von Franco Colapinto im Winter als Ersatzfahrer hat man bei Alpine ordentlich Druck auf den Schultern Doohans aufgebaut.

Die Teambosse loben zwar immer wieder den Speed, doch Doohan fällt auch regelmäßig mit unglücklichen Aktionen auf. In Melbourne schmiss er das Auto auf feuchter Piste schon in Runde 1 in die Wand, in China fiel er mit Feindkontakten im hinteren Mittelfeld auf. Es gibt nicht wenige im Fahrerlager, die Doohan eine kurze Karriere in der Königsklasse prophezeien. Colapinto scharrt mit den Hufen. Unfälle wie die im freien Training dürften da nur Brandbeschleuniger sein.