Formel 1: Die Gründe für die Verstappen-Pole in Suzuka

Red Bull stellt Auto auf den Kopf
Verstappens unmögliche Pole

GP Japan 2025

Der Funkspruch in der Auslaufrunde sprach Bände. Max Verstappen schrie seine Freude über seine 41. Pole-Position in der Formel 1, die erste seit dem GP Österreich 2024, lautstark in den Äther. Normalerweise ist der Niederländer am Funk relativ entspannt. Er hat schon so viele Siege und Bestzeiten in seiner Karriere erreicht, dass eine mehr oder weniger ihm keine großen Emotionen entlockt. Doch diesmal war alles anders.

Der Formel-1-Weltmeister rechnete bestenfalls mit dem vierten Startplatz. Sein Red Bull kam drei Trainingssitzungen lang nicht in Form, obwohl die Ingenieure das Auto von A auf Z drehten. Der Red Bull RB21 schwankte zwischen ordentlich und unfahrbar. Verstappen klagte, dass er nie wusste, was das Auto in der nächsten Kurve tun würde. Im dritten Training fehlte noch eine halbe Sekunde auf die McLaren.

Erst der letzte Eingriff hatte Erfolg. "Wir haben unser Auto komplett auf den Kopf gestellt", berichtete Teamchef Christian Horner. "Alles kam auf den Prüfstand: die Gewichtsverteilung, das Abtriebsniveau, die Einstellung für Dämpfer, Federn und Stabis, die Reifendrücke."

Max Verstappen - Red Bull - GP Japan 2025 - Suzuka - Formel 1
Red Bull

Red Bull traf das Fenster

Die Trumpfkarte, die im Krisenmodus gezogen wurde, funktionierte. Die Fahrer spürten vom Q1 weg, dass der Red Bull plötzlich wieder ein gutes Rennauto war. "Die Unterschiede sind minimal. Wenn du nur einen Millimeter aus dem Fenster rausfällst, bist du sofort nirgendwo", staunte Horner. Verstappen lobte: "Das Auto war lange schwer zu fahren, doch wir haben es Schritt für Schritt verbessert und uns an ein gutes Setup herangetastet."

Dann braucht es aber immer noch einen Max Verstappen im Cockpit, um das verbesserte Fahrverhalten auch in die Quali-Bestzeit umzumünzen. "Ich war überall am Limit, hier und da auch ein bisschen drüber", berichtete der Titelverteidiger. Nicht nur das. Verstappen kam im Q3 zwei Mal ohne Fehler über seine Runden. Lando Norris, Oscar Piastri und George Russell ließen alle im ersten Sektor Zeit liegen.

Piastri und Russell wurden in Kurve 2 vom Winde verweht. Der blies am Samstag (5.4.) aus der umgekehrten Richtung wie am Freitag. Rückenwind machte die berüchtigten S-Kurven noch schwieriger als sonst. Piastri-Manager Mark Webber bedauerte: "Mit jeder anderen Sektor-1-Zeit in seinen Qualifikationsrunden wäre Oscar auf die Pole-Position gefahren. Doch für Idealzeiten gibt es keinen Lohn." Horner applaudierte seinem Fahrer: "Das war vielleicht die Runde seines Lebens."

Max Verstappen - Red Bull - GP Japan 2025 - Suzuka - Formel 1
Toshifumi Kitamura via Getty Images

Verstappens Angstkurve war Degner 2

Red Bull hatte richtig auf die veränderten Verhältnisse reagiert. Man entschied sich für eine Spur mehr Abtrieb, um den Fahrern mehr Vertrauen durch die S-Kurven zu geben. Das half auch, die Reifen für den Anfang der Runde in ihr Temperaturfenster zu bringen. Doch Verstappens Problemzone waren nicht die S-Kurven, sondern Degner 2.

Verstappen hatte dort in jeder Runde zwei Zehntel auf die McLaren verloren, verriet Horner. Nur beim entscheidenden Versuch nicht. Da war er plötzlich genauso schnell, weil er im ersten Abschnitt des Kurses seine Reifen im Fenster hielt, um in seiner Angstkurve optimalen Grip zu haben. Der Showdown im Duell mit den McLaren wurde damit auf die Schikane vor Start und Ziel verlegt. Und da nahm der Red-Bull-Pilot Norris 66 Tausendstel ab.

Die Pole-Position war laut Verstappen der einfachere Teil der Aufgabe. Bis jetzt hatten die McLaren ihre Stärke hauptsächlich im Rennen ausgespielt. Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es jedoch. Die McLaren-Piloten waren auf den Longruns im dritten Training die einzigen, die mit körnenden Vorderreifen zu tun hatten. Norris mehr als Piastri. Ein Experte von der Konkurrenz: "Das spricht dafür, dass sie ihre Hinterreifen so gut wie möglich im Temperaturfenster halten wollen."

Trotzdem spielt Verstappen für das Rennen lieber den Zweckpessimisten. Für ihn ist McLaren Favorit. Wenn da nicht das Wetter wäre. Für Teile des Sonntags ist Regen angekündigt. Sollte das im Rennen für gemischte Bedingungen sorgen, spielt das dem Besten im Formel-1-Feld in die Karten. Piastri lässt sich davon nicht beeindrucken: "Wir sind bei nasser und bei trockener Strecke schnell."