Ford ab 2026 Red-Bull-Technikpartner in Formel 1

Rückkehr von Ford in die Formel 1
Ford-Comeback mit Red-Bull-Motoren

Das Gerücht waberte seit Monaten durch das Fahrerlager der Formel 1. Bereits im November hatte auto motor und sport darüber berichtet (Artikel), dass Ford als neuer Motorenpartner auf der Pole Position von Red Bull steht, nachdem ein Deal mit Porsche in letzter Sekunde gescheitert war.

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Die Ankündigung des Weltmeisterteams, seine Saison mit einer großen Show in New York einzuläuten – ausgerechnet in den USA –, befeuerte die Spekulationen. Am Freitag (3.2.) erfolgte nun die Vollzugsmeldung. Erst verkündeten Ford-Chef Jim Farley und F1-Boss Stefano Domenicali in einer Sendung des US-Senders Fox News, dass Ford wieder in die Königsklasse komme. Später wurden zusammen mit Red Bull die Details preisgegeben. Red Bull und Ford verbünden sich, um beim Motor der Zukunft zusammenzuarbeiten.

Ford geht zu Red Bull

Bevor ein von Red Bull gebauter Formel-1-Rennwagen mit einem von Red-Bull-Ingenieuren federführend entwickelten Antriebsstrang samt Ford-Branding über die Rennstrecken dieser Welt jagt, müssen die Fans aber noch etwas Geduld aufbringen. Erst der Reglements-Wechsel zur Saison 2026 bietet die Gelegenheit, die Kräfte zu bündeln.

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Das dann geltende Motoren-Reglement gewichtet den Elektroanteil im Antriebsstrang höher als bislang. Die Leistung, die der Elektromotor bereitstellt, soll bei 350 Kilowatt liegen. Das sind in der alten Währung 476 PS. Zum Vergleich: Aktuell beträgt der Elektro-Anteil nur rund 160 PS. Der Sechszylinder-Turbomotor wird eine ähnliche Leistung beisteuern, und mit zu 100 Prozent nachhaltigem Kraftstoff betrieben.

Die stärkere Elektrifizierung, der Schwenk von 10 auf 100 Prozent Bio-Sprit und der aktuelle Hype um die Formel 1, besonders in den USA, waren die Beweggründe für Ford, wieder in die Königsklasse des Motorsports einzusteigen. Ford verfolgt eine große Elektro-Kampagne. Der US-Hersteller investiert 50 Milliarden US-Dollar in die Transformation zur Elektromobilität. Man will die eigenen Fertigungskapazitäten noch in diesem Jahr auf 600.000 Elektroautos hochschrauben. Bis Ende 2026 soll die Produktionsleistung zwei Millionen Fahrzeuge erreichen.

Max Verstappen - Red Bull - GP Niederlande 2022 - Formel 1
Wilhelm

Red Bull Ford Powertrains

Vor diesem Hintergrund hat man die Formel 1 als die perfekte Plattform ausgemacht, um für sich zu werben, und der eigenen Marke einen dynamischen Anstrich zu verpassen. Die Elektromobilität löst in vielen Menschen noch keine Glücksgefühle aus. Das soll sich durch positives Marketing und Erfolge in der Formel 1 ändern – so die Hoffnung von Ford.

"Mit dieser Partnerschaft beginnt ein aufregendes neues Kapitel in der Motorsporthistorie von Ford, die bis auf meinen Urgroßvater zurückgeht, der mit Rennsiegen den Grundstein für den Erfolg unseres Unternehmens gelegt hat", erklärt Bill Ford, der Aufsichtsratsvorsitzende des Automobilherstellers.

Ford steigt als technischer Partner in der frisch aufgebauten Motorenabteilung des Weltmeisters ein. Ohne aber Anteile an Red Bull zu übernehmen, wie wir hören. Aus "Red Bull Powertrains" wird "Red Bull Ford Powertrains". Die Zusammenarbeit lindert zunächst einmal den Kostendruck bei der Motorenentwicklung. Ford wird für seine Logos auf dem Auto bezahlen müssen. In einer gemeinsamen Erklärung ist auch davon die Rede, dass Ford technisch unterstützt – speziell auf der Elektroseite der zukünftigen Power Unit.

Der neue US-Partner hebt den Elektromotor, die Batteriezellentechnologie, die Software für das Motormanagement und die Analytik als Bereiche hervor, in denen Ford sein Know-how mit einbringen soll. Besonders aber öffnet der US-Riese durch sein breites Netzwerk Türen, die Red Bull vielleicht sonst versperrt geblieben wären: zum Beispiel bei Zulieferern.

"Ford der richtige Partner"

Es wird ein Comeback nach über zwei Jahrzehnten abseits der großen Bühne. Den letzten Sieg in der Formel 1 feierte Ford beim GP Brasilien 2003 dank Giancarlo Fisichella in einem Jordan mit Zehnzylinder-Motor von Ford-Cosworth. Bis einschließlich 2004 war Jaguar als Werksteam in der Formel 1 aktiv – damals eine Tochterfirma von Ford. Das Team wurde 2005 an Red Bull verkauft. So schließt sich gewissermaßen der Kreis. Ford kehrt nach Milton Keynes zurück, wo man 1997 den Stewart-Rennstall aufgebaut hatte.

"Das Comeback von Ford in die Formel 1 mit Red Bull Racing steht für alles, was uns als Unternehmen künftig ausmacht: immer weiter elektrifizierte, Software-intensive, moderne Fahrzeuge und Kundenerfahrungen", unterstreicht Jim Farley, Präsident und Vorstandsvorsitzender der Ford Motor Company.

Red Bull begrüßt den neuen Partner mit feierlichen Worten: "Sie sind der richtige Partner mit der richtigen Einstellung", sagt Teamchef Christian Horner gegenüber auto motor und sport. "Es ist wichtig für uns, dass wir auf die Erfahrung und das Wissen von Ford zugreifen können. Es fühlt sich so an, dass wir dadurch die Lücke zwischen uns und den Konkurrenten schließen, denen wir uns stellen."

Nicht Porsche, sondern Ford

Bis heute trägt der erfolgreichste Motor in der Geschichte der Formel 1 den Namen von Ford. Der US-Hersteller finanzierte einst den von Cosworth gebauten Dreiliter-V8-Motor, der zwischen 1967 und 1983 diverse Teams zu insgesamt 155 Rennsiegen und vielen WM-Titeln führte. Die 100.000 Pfund von Ford waren damals das vielleicht beste Investment in der Geschichte des Motorsports. Offiziell schreibt sich Ford auf die Fahnen, an zehn Konstrukteurs- und 13 Fahrerweltmeisterschaft beteiligt gewesen zu sein. Die letzte davon mit Michael Schumacher im Benetton-Ford 1994.

Die erste Wahl von Red Bull ist Ford nicht. Im letzten Jahr befanden sich Teamchef Christian Horner und Sportchef Helmut Marko lange in Verhandlungen mit Porsche. Man stand sogar kurz vor dem Abschluss. Doch der Stuttgarter Sportwagenhersteller wollte nicht nur auf der Motorenseite kooperieren, sondern sich zu 50 Prozent ins Team einkaufen. Da sprang Red Bull im letzten Moment ab – mit dem Segen von Firmenchef Dietrich Mateschitz, der im Oktober 2022 verstarb.

Sondierungsgespräche mit Honda kamen zu keinem Ergebnis. Die Japaner beliefern Red Bull im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung noch bis Ende 2025 mit Motoren, obwohl man offiziell aus der Formel 1 ausgestiegen ist. Nach Hondas Abgang hatte sich Red Bull dazu entschlossen, eine eigene Motorenfabrik am Firmencampus in Milton Keynes aufzubauen – und in die zieht Ford jetzt mit ein, und setzt sich gewissermaßen ins gemachte Nest.

Red Bull Powertrains - Milton Keynes
Red Bull

Motorenentwicklung für 2026 läuft

Die Entwicklung an der Power Unit für 2026 hat Red Bull bereits Mitte letzten Jahres begonnen, als man in die neue Motorenfabrik einzog. Ford klinkt sich hier nun ein. Derzeit entsteht in Milton Keynes ein weiteres Fabrikgebäude, in dem künftig die Elektrokomponenten (ERS) entwickelt werden. Das Gebäude soll Ende des Jahres stehen. Red Bull hat alles darauf vorbereitet, den großen Teil der Power Unit in Eigenregie herzustellen. Aber natürlich ist ein großer Hersteller wie Ford ein willkommener Technikpartner.

Inzwischen zählt die Motorensparte rund 350 Mitarbeiter. Red Bull will noch bis auf 450 bis 470 aufstocken. Der Plan sieht vor, dass Red Bull Ford Powertrains das eigene Werksteam und den Schwester-Rennstall Alpha Tauri ab 2026 bis mindestens 2030 mit Motoren ausrüstet. Es wurden in Milton Keynes alle Vorkehrungen getroffen, um noch zwei weitere Teams zu beliefern – sollten sich noch Kunden finden.

Mit dem Einstieg von Ford als weitere Unterstützung hofft man bei Red Bull, mittelfristig den Rennbetrieb kostenneutral betreiben zu können. Red Bull Ford soll ab 2027 oder 2028 den Break-even schaffen – so die Wunschvorstellung. Das Budget Cap auf der Motorenseite wird nicht ausreichen. Hier dürften die Ausgaben auch in Zukunft deutlich über den Einnahmen liegen. Sponsoren auf dem Auto und das Preisgeld aus dem Formel-1-Topf sollen die Verluste kompensieren.

Begeisterung bei F1 und FIA

Für Ford dürfte sich der Deal in mehrerer Hinsicht lohnen. Man arbeitet in einem Umfeld, das hochtechnologisch ist. Das wird auf die Entwicklung der batteriebetriebenen Straßenautos einzahlen. Wenn Red Bull weiter so erfolgreich bleibt, ist der Werbegegenwert riesig – allein schon, weil der eigene Name regelmäßig während der Rennen fällt, und das blaue Oval zu sehen sein wird. "Die Formel 1 stellt künftig eine unglaublich kosteneffiziente Plattform für Innovationen, den Austausch von Ideen und Technologien sowie die Ansprache von zig Millionen potenzieller neuer Kunden dar", sagt Jim Farley dazu.

Auch die Rechteinhaber der Formel 1 reiben sich die Hände. Mit Ford hat Red Bull einen dicken Fisch an Land gezogen. "Die Rückkehr von Ford in die Formel 1 ist eine großartige Nachricht für den Sport", erklärt Formel-1-Chef Stefano Domenicali mit Freude. "Ford besitzt als globale Marke eine fantastische Tradition sowohl im Automobilbau als auch im Motorsport. Wir sind überzeugt, dass unser Sport mehr Möglichkeiten und Reichweite als jeder andere bietet. Wir können es kaum erwarten, das Logo von Ford ab 2026 auf legendären Grand-Prix-Kursen zu sehen."

Auch die FIA um ihren Präsidenten Mohammed Ben Sulayem ist begeistert. "Nur wenige Hersteller besitzen eine so stolze Motorsporttradition wie Ford", sagt Ben Sulayem. "Umso mehr freuen wir uns über ihre Rückkehr in die Formel-1-Weltmeisterschaft. Dieser Schritt unterstreicht einmal mehr den Erfolg des Technik-Reglements für Antriebseinheiten, das ab 2026 in Kraft tritt und unser Bekenntnis zu mehr Nachhaltigkeit und einer noch besseren Show betont. Das in den Vereinigten Staaten stark wachsende Interesse an der Formel 1 ist für den Aufwärtstrend der höchsten Motorsportkategorie der Welt ausgesprochen wichtig."

Kurze Zeit nach Bekanntgabe des Deals zwischen Red Bull und Ford gab die FIA noch alle Motorenhersteller bekannt, die sich für 2026 eingeschrieben haben: Alpine (Renault), Audi, Ferrari, Mercedes, Honda und eben Red-Bull-Ford.