Es war abzusehen. Zwei Monate nach dem Saisonfinale in Abu Dhabi hat die FIA Michael Masi entmachtet. Der Australier verliert seinen Job als Rennleiter der Formel 1. Masi diente nach dem plötzlichen Tod von Charlie Whiting im März 2019 für drei Saisons, stolperte aber über seine Entscheidungen im aufgeheizten WM-Kampf der Vorsaison. Der neue Präsident der FIA, Mohammed Ben Sulayem, verkündete den Personalwechsel am Donnerstag (17.2.2022).
Die Bekanntgabe erfolgte zur gleichen Zeit, zu der Ferrari seinen neuen F1-75 vorstellte. Offenbar wollte die FIA damit bezwecken, möglichst wenig Trubel zu erzeugen. Ben Sulayem dankte Masi für sein Engagement der letzten drei Jahre. Er will dem Australier eine nicht näher definierte Stelle innerhalb der FIA anbieten.
Doppelspitze Wittich-Freitas
Masi weg, an seine Stelle tritt eine Doppelspitze. Niels Wittich und Eduardo Freitas teilen sich in Zukunft die Aufgaben des Renndirektors. Die beiden sollen sich abwechseln, damit nicht mehr ein Einzelner die Last des Rennleiters zu schultern hat. Wittich war zuletzt Renndirektor der DTM, Freitas in der Sportwagen-Weltmeisterschaft (WEC). Ihnen zur Seite gestellt wird Herbie Blash, der früher Whitings rechte Hand war, und nun in beratender Funktion operiert.

Die FIA strukturiert um, damit sich Abu Dhabi nicht wiederholt. Dabei schaut man sich ein System vom internationalen Fußball ab. In Paris wird eine zweite Kommandozentrale geschaffen, die sich "Virtual Race Control Room" nennt. Das ist ähnlich zum Video-Assistenten im Fußball. Der Ableger soll den Rennleitern an der Strecke zuarbeiten, und sie bei der Auslegung des Sportlichen Reglements unterstützen.
Der direkte Draht zur Rennleitung wird unterbrochen. Teamchefs sollen während des Rennens keine Lobbyarbeit mehr betreiben können. Das war in Abu Dhabi passiert, als sich sowohl Mercedes-Teamchef Toto Wolff als auch sein Pendant Christian Horner einschalteten, und Druck ausübten. Das Ganze wurde live im TV übertragen – und stellte die Rennleitung in ein schlechtes Licht. Es soll den Teams in Zukunft immer noch möglich sein, Kontakt aufzunehmen. Das ist auch wichtig bei möglichen Unklarheiten, wie zum Beispiel streitbaren Überholmanövern. Allerdings soll ein klar abgesteckter Rahmen her. Aufdringlich soll keiner mehr werden können.
Die FIA will dazu auch noch das Procedere beim Zurückrunden überarbeiten. Damit beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe. Beim nächsten Treffen der Formel-1-Kommission vor dem Saisonstart sollen konkrete Vorschläge unterbreitet werden.