Erst am Dienstag hatte die FIA mit der Ankündigung einer Compliance-Untersuchung für großen Wirbel gesorgt. Der Fall wurde schnell mit Mercedes-Teamchef Toto Wolff und seiner Ehefrau Susie in Verbindung gebracht. Doch schon am Donnerstagabend (7.12.) war der Spuk wieder vorbei. Die Ermittlungen werden eingestellt, teilte der Automobil-Weltverband mit.
Es stand der Anfangsverdacht im Raum, dass vertrauliche Daten aus dem Besitz des Formel-1-Managements (FOM) an Wolff weitergereicht wurden. Doch selbst die Konkurrenz konnte sich nicht erklären, was die Basis für diese Spekulation sein könnte. Zur Unterstützung des Österreichers solidarisierten sich die neun anderen Rennställe geschlossen mit Mercedes. Es habe keine Beschwerden gegeben, betonten sie unisono.
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Toto Wolff und Mohammed bin Sulayem werden sicher nicht mehr die besten Freunde.
FIA zieht den Schwanz ein
Konfrontiert mit starkem Gegenwind aus dem Lager der Teams und des Formel-1-Managements, zog die FIA relativ schnell den Schwanz ein. Am Donnerstagabend wurde folgendes Statement verschickt:
"Nachdem wir uns die Verhaltensregeln bei der FOM und die F1-Politik in Fällen von Interessenskonflikten noch einmal angeschaut haben, hat sich bestätigt, dass angemessene Maßnahmen in Kraft sind, um mögliche Konflikte zu vermeiden. Die FIA stellt deshalb zufrieden fest, dass das FOM-Compliance-Management-System robust genug ist, um ein nicht genehmigtes Offenlegen von vertraulichen Informationen zu verhindern."
Warum man zu dieser Erkenntnis nicht gelangen konnte, ohne vorher öffentlichkeitswirksam eine Untersuchung anzukündigen, bleibt das Geheimnis des Weltverbands. Die ganze Nummer hätte leicht hinter verschlossenen Türen gelöst werden können. Bei der offenbar sehr dünnen Beweislage stellen sich viele Experten die Frage, wieso sich die FIA mit den Anschuldigungen so weit aus dem Fenster gelehnt hatte.
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Der FIA-Präsident musste im Machtkampf mit F1-Boss Stefano Domenicali eine Niederlage einstecken.
FOM geht gestärkt aus dem Machtkampf
Jetzt versucht die Behörde, den angerichteten Schaden so gut es geht zu begrenzen: "Die FIA bestätigt, dass es keine laufenden Ermittlungen gibt, was ethische oder disziplinarische Untersuchungen gegen Einzelpersonen angeht. Als überwachende Instanz ist es die Aufgabe der FIA, die Integrität des globalen Motorsports zu erhalten. Die FIA betont noch einmal ihre Verpflichtung zu Integrität und Fairness."
Viele vermuten, dass die Untersuchung gegen das Formel-1-Management und Toto Wolff politisch motiviert war. Hinter den Kulissen schwelt schon lange ein Machtkampf zwischen F1-Boss Stefano Domenicali und FIA-Boss Mohammed bin Sulayem. Sollte die Nummer ein Versuch der FIA gewesen sein, die Position des Gegners zu schwächen, dann ist er grandios gescheitert. Die Teams und die FOM bildeten eine geschlossene Einheit und gehen damit gestärkt aus dem Streit hervor.
Warten auf Wolff-Statement
Toto Wolff selbst wollte sich zu der Angelegenheit übrigens noch nicht öffentlich äußern. Mercedes verschickte lediglich ein Statement des Teamchefs, in dem angedeutet wird, dass die Nummer mit der Einstellung der Untersuchung noch nicht ganz abgeschlossen sein könnte. Den entstandenen Imageschaden will der zu Unrecht Beschuldigte offenbar nicht so einfach hinnehmen.
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Toto und Susie Wolff wollen es mit der Einstellung der Untersuchung nicht auf sich beruhen lassen. Sie fordern Aufklärung, was es mit den haltlosen Unterstellungen auf sich hatte.
"Wir wissen, dass es ein bedeutendes Medieninteresse an den Ereignissen der vergangenen Woche gibt. Wir sind aktuell in Gesprächen mit der FIA über die juristischen Aspekte. Wir erwarten volle Transparenz, was da genau vorgefallen ist und behalten uns rechtliche Schritte vor. Deshalb werden wir die Situation aktuell nicht offiziell kommentieren. Aber wir werden uns zu gegebener Zeit sicher dazu äußern."
Susie Wolff sucht die Anstifter
Seine mit in die Affäre hineingerissene Ehefrau Susie Wolff wurde dagegen schon etwas deutlicher. Über Instagram machte die frühere DTM-Pilotin ihrem Ärger über die ganze Angelegenheit noch einmal Luft: "Als ich das Statement der FIA gestern gesehen habe, dachte ich nur: Soll es das jetzt gewesen sein? Zwei Tage lang wurde mir sowohl in der Öffentlichkeit als auch mit Infos durch die Hintertür mangelnde Integrität unterstellt. Aber niemand von der FIA hat mit mir persönlich gesprochen."
"Vielleicht war ich nur ein Kollateralschaden in einer erfolglosen Attacke auf jemand anderen. Oder es war ein fehlgeschlagener Versuch, mich persönlich zu diskreditieren. Ich habe aber zu hart dafür gearbeitet, dass mein Ruf nun durch ein unbegründetes Presse-Statement infrage gestellt wird." Wolff bedankte sich bei den Teams, die mit ihrem vereinten Statement mitgeholfen haben, die ganze Angelegenheit schnell zu beerdigen.
Wie im Falle von Mercedes und Toto Wolff ist die Geschichte damit aber noch nicht abgeschlossen: "Die ganze Episode ist so undurchsichtig abgelaufen. Meine Familie und ich sind im Internet verunglimpft worden. Ich werde nicht zulassen, dass man mich einschüchtert und werde die Sache weiterverfolgen, bis ich herausgefunden habe, wer diese Kampagne angezettelt und die Medien in die Irre geführt hat. Was diese Woche passiert ist, ist einfach nicht gut genug. Als Sport müssen wir Besseres verlangen – und wir verdienen das auch."