FIA Budget-Cap-Prüfung 2022: Alle Teams sauber

Ergebnis der FIA-Budget-Cap-Prüfung 2022
Freibrief sorgt für Diskussionen

Bis Ende Februar hatten die Teams Zeit, die Bilanz-Dokumente der Saison 2022 an die FIA zu schicken. Dann machten sich die Buchprüfer des Weltverbands sechs Monate lang über die Zahlen her. Zwischendurch hatte es immer wieder Gerüchte gegeben, dass es zu Verstößen gekommen sei. Doch bei der Bekanntgabe der Ergebnisse am Dienstag (5.9.) gab es keine Beanstandungen.

Alle zehn Teams haben die Prüfung bestanden, teilte die Aufsichtsbehörde mit. Beim Blick auf die einzelnen Posten in den Abrechnungen seien keine Verstöße zu erkennen gewesen. Im Gegensatz zum Vorjahr, als Red Bull erhöhte Ausgaben für die Saison 2021 nachgewiesen werden konnten, kamen dieses Mal alle Rennställe ohne Strafe davon.

Vor zwölf Monaten war Red Bull zu einer Geldbuße in Höhe von sieben Millionen US-Dollar verdonnert worden. Dazu wurden dem Weltmeisterteam zehn Prozent seiner Windkanalzeit abgezogen. Größer als der finanzielle und der sportliche Schaden wog für die Verantwortlichen damals der öffentliche Vorwurf des Betrugs.

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ams

Teams suchen Schlupflöcher

Red Bull ließ sich durch die Strafen nicht von der Siegerstraße abbringen. Dass im Fahrerlager immer wieder der Verdacht geäußert wurde, dass die Verstappen-Truppe auch 2022 über ihre Verhältnisse gelebt hat, wurde von der Teamführung stets zurückgewiesen. Der aktuelle FIA-Bericht sorgt nun für klare Verhältnisse.

Dass die Diskussionen über die Buchprüfung mit der Veröffentlichung der Ergebnisse beendet sind, ist aber nicht zu erwarten. In der Vergangenheit klagten vor allem die kleineren Teams regelmäßig darüber, dass die großen Rennställe ihre Ausgaben geschickt verstecken würden. So seien zum Beispiel interne Abteilungen ausgelagert worden, um Kostenträger auf andere Projekte abzuwälzen.

Die FIA hatte zuletzt immer wieder versucht, die bekannten Schlupflöcher zu schließen. So stellten die Schiedsrichter zum Beispiel mit einer technischen Direktive (TD045) Mitte April klar, dass Teilzeitmitarbeiter und Splitterfirmen korrekt abgerechnet werden müssen. In diesem Bereich soll es in Zukunft noch weitere Verschärfungen geben.

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FIA will in Finanz-Prüfer investieren

Für die Saison 2022 konnte man aber noch keinem Team einen Verstoß nachweisen. Auch die sogenannte "Whistleblower-Regel" brachte keine Sünder ans Licht. Es haben sich bei der FIA keine internen Informanten gemeldet, die dem Weltverband konkrete Beweise für Betrügereien liefern konnten.

Es ist anzunehmen, dass nun einige Teams darüber klagen werden, dass die FIA-Prüfer nicht genau genug gesucht haben bzw. die nötigen Mittel fehlen, um Sünder zu überführen. Die Teams überwachen sich bekanntlich auch gegenseitig. Hinter vorgehaltener Hand hört man immer wieder, dass es Hinweise zu Verstößen gebe.

Die FIA wehrte sich in einem offiziellen Statement gegen den Verdacht, dass sie der Aufgabe nicht gewachsen sei. Nach der verzögerten Bekanntgabe der Ergebnisse im Vorjahr habe man massiv in die Schlagkraft der eigenen Finanz-Prüfer investiert. Zum Wohle des Sports werde man die Abteilung in Zukunft noch weiter ausbauen.

Aston Martin Valkyrie - Bahrain 2022 - Formel 1
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Nicht-F1-Aktivitäten gecheckt

Was die Sorgfältigkeit der Untersuchung angeht, wehrte sich die FIA vorauseilend gegen mögliche Kritik: "Bei der Prüfung handelte es sich um einen intensiven und gründlichen Prozess, der mit einer detaillierten Analyse der von den Teams eingereichten Dokumente begonnen hat", erklärte der Weltverband.

"Dazu wurden auch alle Nicht-Formel-1-Aktivitäten einem umfangreichen Check unterzogen. Dieser bestand aus mehreren Besuchen in den Räumlichkeiten der Teams vor Ort und penibel durchgeführten Audit-Terminen, bei denen die Einhaltung der Finanz-Regeln überprüft wurde."

Die sogenannte "FIA Cost-Cap-Administration", in deren Hände die Untersuchung der Finanzen liegt, fügte an, dass alle Teams bereitwillig kooperiert hätten. Trotzdem wolle man die Finanz-Regeln auf Basis der neuesten Erkenntnisse weiter überarbeiten und verbessern. Das betreffe sowohl den Text des Reglements selbst als auch die Anwendung und die Überwachung.